Regensburg:Zeitgenössische Kunst aus dem Donauraum

Regensburg: Minimalistisch und poetisch: Derzeit stellt die Berliner Lichtkünstlerin Annika Hippler im Donumenta Art Lab Gleis 1 aus.

Minimalistisch und poetisch: Derzeit stellt die Berliner Lichtkünstlerin Annika Hippler im Donumenta Art Lab Gleis 1 aus.

(Foto: Jennifer Braun)

Der Regensburger Verein Donumenta präsentiert seit 20 Jahren aktuelle Werke aus Ländern entlang der Donau. Im Stadtbild hat er für manche Überraschung gesorgt.

Von Sabine Reithmaier, Regensburg

Regina Hellwig-Schmid hat einen langen Atem. Den braucht sie auch. Vor 20 Jahren hat sie in Regensburg den Kunstverein Donumenta gegründet - der Name eine Referenz an den Fluss, der an ihrem Atelier vorbeifließt und zehn Länder verbindet. Als Vorsitzende hat sie ihn an mancher Klippe vorbeimanövriert und es geschafft, dass der Verein, gerade was Kunst im öffentlichen Raum betrifft, längst Maßstäbe in der Weltkulturerbe-Stadt setzt.

Seit zwei Jahrzehnten präsentiert Regina Hellwig-Schmid aktuelle Kunst aus den Ländern des Donauraums. Das Geld war immer knapp. Doch jetzt, rechtzeitig zum 20-jährigen Bestehen, hat die Stadt dem rührigen Verein die lang ersehnte finanzielle Grundsicherung gewährt und ihm eine jährliche Förderung von 65 000 Euro zugesprochen.

Eine große Erleichterung für Regina Hellwig-Schmid, die sich bislang von Projektantrag zu Projektantrag hangelte. "Endlich haben wir Planungssicherheit", sagt die Künstlerin, die ursprünglich gar keinen Verein gründen wollte. Seinerzeit im Jahr 2000 plante sie - in Erinnerung an die Balkankriege der Neunzigerjahre - nur eine Friedensaktion. Sie rief Künstler aus allen Donau-Anrainerstaaten dazu auf, gleichzeitig Friedensbotschaften in eine Flasche zu stecken und dem Fluss zu übergeben. Hellwig-Schmid hoffte, zehn Künstler aus jedem Land zum Mitmachen bewegen zu können.

Das erste Land im Fokus war die Ukraine, das zweite Moldawien

Doch binnen kurzer Zeit meldeten sich 1857 Künstler, die schließlich am 13. September 2000 ihre Botschaften im Donauwasser versenkten. Beeindruckt von der vielfältigen Kunstszene und den Kontakten, die sich ihr durch die Aktion eröffneten, beschloss Hellwig-Schmid, künftig ein Festival zu veranstalten, um jedes Jahr das aktuelle Kunstschaffen eines Donau-Staats in den Blickpunkt zu rücken. Das erste Land, das der zu diesem Zweck gegründete Verein präsentierte, war übrigens die Ukraine, das zweite Moldawien.

An der Zielsetzung hat sich seither nichts geändert, sieht man davon ab, dass nicht nur die Szene der direkten Donau-Anrainer präsentiert wird, sondern auch Künstler aus Tschechien, Slowenien, Montenegro und Bosnien-Herzegowina. Inzwischen hat der Donumenta-Verein auch ein ausgezeichnetes Artist-in-Residence-Programm entwickelt, das im Regensburger Stadtraum schon viele Spuren hinterlassen und zumindest virtuell über QR-Codes am Boden nacherlebt werden kann.

Spektakulär ist der aktuelle Ausstellungsraum des Vereins, ein ehemaliger Fußgängertunnel am Regensburger Bahnhof. Einst verband diese Unterführung Gleis 1 mit Gleis 9, doch schon lange hetzen die Menschen oberirdisch über einen gläsernen Steg zu den Zügen. Der Tunnel selbst wandelte sich in einen ungewöhnlichen Kunstraum, ins Art Lab Gleis 1. Seit 2019 kommen dort zwischen März und November nationale und internationale Künstler mit ihren Arbeiten zu Wort. Das Art Lab, das der Verein als Experimentierfeld zwischen Wissenschaft und Kunst versteht, erfordert für jede Ausstellung maßgeschneiderte Lösungen, egal ob Multimedia, Performance, Installation, Fotografie, Malerei oder Crossover. Der Eintritt kostet nichts, um die Kunst für möglichst viele Menschen erlebbar zu machen.

Regensburg: "Stehende Welle 2021" von Annika Hippler.

"Stehende Welle 2021" von Annika Hippler.

(Foto: Edward Greiner)

Gerade ist die Berliner Lichtkünstlerin Annika Hippler zu Gast, die aus Laserstrahlen, Spiegelfolien, Prismen und Pigmenten gleichermaßen minimalistische wie poetische Werke entwickelt. Ihr folgen Paul Bießmann mit einer Soundinstallation, die Virtual-Reality-Arbeit von mYndstorm und eine Soundskulptur von Brunner & Ritz (Jahresprogramm unter https://www.donumenta.de/art-lab-gleis-1/). Und Regina Hellwig-Schmid steckt mitten in den Genehmigungsverfahren, die es bedarf, um die Kunst der nächsten Artist-in-Residence-Künstler im öffentlichen Raum zeigen zu dürfen. "Aber das bin ich inzwischen ja gewohnt."

Annika Hippler: "luminous flux - Lichtinstallation", bis 26. Juni, Donumenta Art Lab Gleis 1, im Hauptbahnhof Regensburg, mittwochs bis sonntags, 14 - 19 Uhr

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