Italienisches Restaurant Laim "Dolce Sosta":Zurück ins Glück

Sah es in Italien vor Jahrzehnten wirklich so aus wie jetzt im Dolce Sosta? Und hat es wirklich so geschmeckt? Wir wollen es einfach glauben.

Hans von der Hagen

Fast verfehlt man das weiße Haus mit den Lettern "Dolce Sosta" an der Wand. Unscheinbar fügt sich das Ristorante, flankiert von Einfamilienhäusern und einer Reihenhauskette, in die gesichtslose Gegend am Willibaldplatz mitten in Laim.

Italienisches Restaurant Laim "Dolce Sosta": Im Dolce Sosta fühlt man sich in ein anderes Jahrzehnt versetzt.

Im Dolce Sosta fühlt man sich in ein anderes Jahrzehnt versetzt.

(Foto: Foto: Alma Demszky)

Man rechnet einfach nicht damit, hier in Münchens Allerweltsviertel ein italienisches Restaurant zu finden, das nicht nur Michelin-empfohlen ist, sondern auch zu den schönsten Münchens zählt.

Dolce Sosta - der "süße Zwischenstopp" ist zugleich eine Zeitreise. Auch wenn das Lokal, wie uns später Wirt Guiseppe Vuoso erzählen wird, erst in den neunziger Jahren eingerichtet wurde und der Architekt "alle Freiheiten hatte", fühlt man sich in das frühe 20. Jahrhundert versetzt.

Wegen des hohen Raumes mit den schmalen hohen Fenstern. Dazu Grammophon, Waage, Ofen, halbhohe hölzernen Paneele, ockerfarbenen Wände - sorgfältig platzierte Details einer anderen Zeit.

Nur im Sommer wird man es kaum würdigen, denn dann wird zusätzlich die Gartenterrasse genutzt. Und die ist dann noch netter als der Innenraum.

Wir kommen an einem Samstagabend, halb neun, und das Haus ist fast bis auf den letzten Platz belegt. Der Empfang ist freundlich, sofort werden wir zu unserem Tisch begleitet. Schon die Zahl der Kellner macht deutlich, dass der Service hier wichtig ist.

Unbedingter Wille zum Genuss

Genauso traditionell wie das Interior sind die angebotenen Speisen: Geschmorte Moscardini mit Kirschtomaten etwa, Zanderfilet mit Butter und Rosmarin oder Kalbsmedaillon mit Parmaschinken und Salbei. Die Karte ist nicht lang und zugleich ein Beleg dafür, dass auch wenige Gerichte schon die Auswahl schwermachen können.

Der Kellner lässt uns nicht warten und nimmt unsere Bestellung entgegen. Auf der Karte sind vier Weine zur Auswahl, zwei offene und zwei Flaschenweine. Die Weinkarte bietet er uns nicht an, sondern empfiehlt einen kräftigen Rotwein und den offenen Weißwein.

Der Rotwein, auf der Karte lapidar als Rosso Toscana bezeichnet, stammt vom Gut Talenti, stammt aus dem Jahr 2003 und schmeckt hervorragend (1/4 Liter acht Euro).

Schon kurz nach der Bestellung gibt es - Geschenk des Hauses - eine Pizza en Miniatur. Die einzige übrigens, die bei Dolce Sosta vorgehalten wird - wir sind in einem Ristorante.

Zurück ins Glück

Das Alter der Gäste ist gemischt, die Aufmachung unaufdringlich und manche demonstrieren mit der Serviette um den Hals den unbedingten Willen zum Genuss. Es ist ein ruhiges Lokal.

Die Vorspeisen kommen: Ein Rinder-Carpaccio mit gehobeltem Parmesankäse (10,50 Euro) und Mozzarella mit Tomaten und frischem Basilikum (acht Euro) - beides ist tadellos und steigert Vorfreude auf die Hauptspeise.

Da der Seeteufel aus ist, nehmen wir die Goldbrasse vom Grill (21 Euro) und Rindermedaillons mit Knoblauch und Rosmarin (21 Euro).

Das Essen wird recht schnell gebracht. Wären wir Italiener, hätten wir die Goldbrasse sicherlich selbst tranchiert, so aber nehmen wir das Angebot des Kellners an, es für uns zu tun. Ein solcher Service ist nicht selbstverständlich. Mit schnelle Schnitten entgrätet er den Fisch weitgehend und vergisst auch nicht, die Bäckchen zu retten.

Vom Rind gibt es drei Medaillons, die der Form nach zu urteilen aus der Schulter stammen dürften. Eines davon ist etwas sehnig, doch der Koch hat es geschafft, die dünnen Scheiben medium zu braten. Bei Medaillons dieser Art ist das Kunst, denn schon wenige Sekunden zu kurz oder zu lang ruinieren die Konsistenz der Fleisches. Als Beilage erhalten wir separat Wirsinggemüse mit Kartoffeln (Fisch) und Bratkartoffeln (Rind).

Zum Nachtisch gibt es ein Mousse au Chocolat aus Milchschokolade (6,80 Euro) sowie Halbgefrorenes aus Himbeeren (6,50 Euro). Die Mousse war gut, obwohl wir die Variante mit Teigstückchen nicht so gerne haben, das Halbgefrorene dafür umso besser. Dunkelrote Farbe und um jeden Löffel, mit dem das Himbeer-Karree auf dem Teller schrumpfte, tat es einem leid. Im Nachhinein hätten wir gerne zwei davon gehabt.

Am Ende stehen auf der Rechnung für zwei Vorspeisen, zwei Hauptgerichte, zwei Desserts und die Getränke etwa 55 Euro je Personen. Man kann auch für weniger Essen gehen, muss dann aber auf die kleine Reise zurück ins Glück verzichten. Dort, mitten in Laim.

Dolce Sosta, Willibaldstraße 24, 80689 München-Pasing, Tel. 089 - 54 64 37 37. Geöffnet Mo - Sa 12 - 14:30 Uhr und 18 - 22:30 Uhr. www.dolcesosta.de

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