Süddeutsche Zeitung

Dok-Fest München:Filme aus Kanada

Sieben Filme aus dem diesjährigen Dok-Fest-Gastland, die von Gentrifizierung und dem Traum von Freiheit handeln.

Von Jean Dumler

"This is what you called Canada?", sagt Godfred Addai-Nyamekye dem Notruf, nachdem er nach einer Verkehrskontrolle an die Stadtgrenze transportiert und bei Minusgraden zurückgelassen wurde. Die Polizeibeamten schlagen ihn. In der westkanadischen Stadt Calgary wurden in den vergangenen Jahren mehr Menschen durch Polizeigewalt getötet als in Chicago oder New York. Anhand dreier Biografien zeigen die Filmemacher Robinder Uppal und Marc Serpa Francoeur in No Visible Trauma eine Dimension von Machtmissbrauch, die schwer zu fassen ist.

Kanada steht oft im Schatten des lauten Nachbarn USA. Dabei ist das Land genauso von Gentrifizierung und Rassismus, inneren Widersprüchen und Spannungen, aber auch von einer starken Dynamik und dem Traum von Freiheit geprägt. Umso bereichernder ist es, in die sieben Filme aus dem diesjährigen Dok-Fest-Gastland einzutauchen.

In The Silence brechen Männer aus New Brunswick nach Jahrzehnten ihr Schweigen und berichten, wie sie von katholischen Priestern missbraucht wurden. Regisseurin Renée Blanchar versucht herauszufinden, warum nichts gegen den Missbrauch unternommen wurde und konfrontiert die Unterdrücker. Der Discounter "Honest Ed's", beliebte Anlaufstelle für die Migranten Torontos, und das ihn umgebende Kulturviertel mussten für ein Immobilienprojekt weichen. There's No Place Like This Place, Anyplace schildert die Folgen für die Gemeinschaft. Und im ermutigenden Film Judy Against Capitalism geht es um Judy Rebick, eine der wichtigsten Feministinnen Kanadas, die sich für Frauenhäuser und das Recht auf Abtreibung einsetzte

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SZ vom 06.05.2021/van
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