Dok-Fest München:Filme aus aller Welt

THINGS WE DARE NOT DO

Things We Dare Not Do ist eine komplizierte Coming-of-Age-Geschichte in der mexikanischen Provinz.

(Foto: Dok-Fest München)

Von Mali bis Mexiko: Filme aus der Ferne zwischen Hoffnung und Angst. Die Reihe "Dok-Horizonte" handelt von Ländern im Umbruch.

Von Anna Covell

Von einer kleinen Insel der Ruhe am Rande der Sahel-Wüste bis hin zum Dorf in der mexikanischen Provinz, in dem sich der sechzehnjährige Ñoño als Frau kleiden will - als Vernetzer und Vermittler von Geschichten aus aller Welt schafft das Dok-Fest Räume zum Kultur- und Erlebnisaustausch.

Die Schlagzeilen werden neu geschrieben, diesmal von denen, die sie betreffen. Witnesses From The Shadows hieß Ousmane Samassekous Film über die Caritas-Einrichtung in der friedlichen malischen Stadt Gao ursprünglich. Ein guter Titel für ein Werk, das als Plattform für die Unsichtbaren dienen soll. Der Dokumentarfilm ist überfüllt und klaustrophobisch. Der Regisseur gewährt nur selten einen Blick auf die Welt außerhalb des Migrantenhauses, weshalb unser Eindruck von ihr allein geprägt wird von den Geschichten derer, die sich vor ihr verstecken. Der Film, der nun The Last Shelter heißt, läuft in der Reihe "Dok-Network Africa", außerdem in "Dok-Horizonte".

Von Ländern im Umbruch handelt die Reihe "Dok-Horizonte". Unter anderem erzählt hier Eduardo Gómez aus der argentinischen Zwischenwelt (La Conquista de las Ruinas) und Samarth Mahajan aus den indischen Grenzregionen (Borderlands). Hier wird auch der queere mexikanische Filmemacher Bruno Santamaría und seine Coming-of-Age-Geschichte Things We Dare Not Do präsentiert. Santamarías Protagonist Arturo (Ñoño) wohnt in El Roblito, Mexiko. Alle lieben die Ñoño, die glitzernde Kostüme entwirft. Das, was sie sich am meisten wünscht, wird allerdings in der von Machismo definierten Gesellschaft geächtet: Die Ñoño möchte Frauenkleider tragen. Idyllische Aufnahmen des mexikanischen Landlebens werden von Schüssen gestört. Wie bei vielen Filmen in dieser Kategorie sind Gewalt und Schönheit eng miteinander verbunden.

Suspended Wives (Regie: Merieme Addou) feiert die Resilienz von Ghita, Latifa und Saadia in Marokko. Die Frauen wollen sich offiziell von ihren Männern scheiden lassen. Mit erzählerischem Mut begleitet Addou die drei Frauen dabei, wie sie eine absurde Hürde nach der anderen nehmen. Stolz, Angst, und Hoffnung sind die roten Fäden dieses Filmes. Und womöglich gilt das stellvertretend auch für das breit gefächerte internationale Programm des Dok-Fests.

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