Durch Kontakte nach Slowenien und Italien ist die Messe auch internationaler geworden, wie Mitinitiatorin Jenny Ludwig anmerkte. Das diene auch dazu, "weg vom reinen Bastlerimage" zu kommen. Die Messe ist in fünf große Themenbereiche gegliedert. So präsentiert sich zum Beispiel die Robotik unter anderem mit Robotern, die abends sogar zu einem großen Show-Wettkampf, dem Hebocom, einer Art Sumo für Roboter, antreten. Und natürlich wird auch der Robo-Cup vertreten sein, bei dem humanoide Roboter gegeneinander Fußball spielen. Fernziel ist es laut Laarmann, dass 2050 der Roboter-Weltmeister gegen den Fifa-Weltmeister antritt.
Für viele Maker spielen Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein eine große Rolle. Im Bereich "Green Maker" wird unter anderem das Projekt Sunzilla vorgestellt: Ein mobiler, kompakter Solargenerator, entwickelt von Makern in Berlin für Veranstaltungen auf einem Floss. Damit ist der Sunzilla auch ideal für die dezentrale Energieproduktion in entlegenen Gebieten. Der Austausch und das Offenlegen von Informationen spielen gerade bei den Green Makern eine große Rolle, denen es auch darum geht, die Welt zu verbessern.
Neueste Technik kann im Ausstellungsbereich "Electric Innovators" erlebt und ausprobiert werden. Elektronik-Bastler können sich hier nicht nur Anregungen holen, sondern auch das nötige Wissen. Was man alles mit 3D-Druck machen kann, das können die Besucher ebenfalls bestaunen. Maker machen auch Mode, dafür gibt es die "Fashtech-Area" mit intelligenter Sportbekleidung und recycelten Textilien.
Hightechwerkstatt und Vorträge
Ein großer Bereich der Messe ist für offene Werkstätten und Fablab München reserviert. Fablab steht für fabrication laboratory, eine offene Hightech-Werkstatt und ein Ort, an dem man fast alles selber machen kann, ausgestattet mit modernster Technik und Technologie. Das Laboratorium soll auch ein Forum sein, an dem Wissen, Kreativität und Soziokultur gebündelt und ausgetauscht werden können.
Abgerundet wird das Programm der Make Munich mit Vorträgen und Präsentationen, für die es zwei eigene Bühnen gibt. Unter anderem spricht Bruce Sterling, der als Guru der Maker-Community gilt, über die Zukunft dieser Bewegung. Diese wird unter anderem im "Internet der Dinge" gesehen, in dem moderne Kommunikationstechnologie nicht zur Überwachung der Menschen genutzt wird, sondern zur Steuerung der Dinge.
Daraus ist die Idee der "Casa Jasmina" entstand, einer Wohnung in Turin, die Labor, Werkstatt und Ausstellungsraum zugleich ist. Dort werden innovative italienische Technik und Design verwirklicht und vernetzt. Wichtig dabei: Die Geräte stammen nicht von einem Anbieter, es gilt das Prinzip des "Open Source", das heißt offene Standards zur Interoperabilität. Gelenkt und gesteuert wird alles von einem Gerät namens Arduino.
Ähnliches wolle man auch in München schaffen, kündigt Laarmann an. Und die bayerische Antwort auf den Arduino wird bei der Messe gleich vorgestellt: der Bayduino. Dass der für Schüler in Serie geht, hoffen die Entwickler. Laarmann hält das nicht für ausgeschlossen. Der Freistaat und die Stadt München hätten sich sofort bereit gezeigt, die Messe zu unterstützen. Man sieht da offensichtlich Potenzial.
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Das Technikerteam? Ja, das sei er allein, sagt Hans Franke. Er hält das Kästchen in die Höhe, das sich Bayduino nennt und mit dem man das Grundsätzliche des Programmierens erlernen kann. Damit will das Entwicklerteam an Bayerns Schulen. Das Gerät sei eigentlich für Schüler der Mittelstufe konzipiert, ergänzt Jörg Blumtritt, der ebenfalls zu den Bayduino-Makern gehört. Es diene dazu, Anwendungen zu programmieren und zu steuern. Man könne so die Welt der Daten mit der Welt der Dinge verbinden. Auf spielerische Weise soll der Bayduino Experimente in Physik, Chemie, Ökologie und Elektrotechnik mit Hilfe von Messgeräten und Robotik ermöglichen. Dieser Microboard Controller dürfe eigentlich an keiner Schule fehlen, wirbt Franke für seine Entwicklung. Wenn man damit in Serie gehe, koste er keine 50 Euro mehr: ein Prozessor, vier Tasten für die Bedienung, Temperatur- und Lagesensor, ein Magnetfeldinstrument und ein Gestensensor, der auch eine einfache Eingabe von Befehlen durch Handbewegungen ermöglicht. Unter "hanshilft" gibt es bereits Erklärvideos von Hans Franke.
Bild: Stephan Rumpf -
Der Chemiebaukasten war es, der Michael Baumgärtner nach eigenen Aussagen in seiner Jugend besonders fasziniert hat. Für die Kids heute, so sagt er, müsse das der Bausatz für den ersten Roboter sein. Den gibt es bei der Firma noDNA zu erwerben, einem großen Online-Anbieter für Elektrobastler nicht nur in Sachen Robotik mit Sitz in Ismaning. Baumgärtner hat zusammen mit Robert Dotzauer die Robotik Area auf der Messe organisiert. Zur Pressekonferenz hat er natürlich eine Roboter seiner Firma dabei, eine Spinne mit sechs Beinen. Dass die jetzt einfach nicht funktionieren will, obwohl sie problemlos zu handhaben sei, macht ihn ganz nervös. Die Robotik sei hierzulande immer noch eine relativ kostspielige Angelegenheit und weitgehend auf Universitäten beschränkt, sagt er, dabei sei sie ideal, um junge Menschen für Technik und Innovation zu begeistern. Inzwischen gebe es aber eine eigene Fan-Gemeinde, und was beim Einsteigermodell für 500 Euro beginne, das könne man später ausbauen. Dem Spaß und dem Erfindungsreichtum seien da keine Grenzen gesetzt, sagt Baumgärtner.
Bild: oh -
Er wirkt ein bisschen wie ein Exot neben manchen smarten Typen, die da bei der Pressekonferenz für die Make Munich ihre Projekte vorstellen. Felix Tymcik geht es weniger ums Vermarkten als ums Ausprobieren und ums Weitergeben von Know-How. Eigentlich sagt er, sei er Kommunikationsdesigner, zur Zeit arbeite er als Landschaftspfleger, er sei aber auch Übersetzer und Dolmetscher und habe auch schon als Taxifahrer gejobbt. Ausprobieren, was man alles selber machen kann, das ist sein Motto. Das Fahrrad, das er dabei hat, das hat er sich aus allen möglichen Teilen selbst zusammengebaut. Er hat dafür den 3-D-Drucker genutzt und auch mit Lasertechnik gearbeitet. Es ist ein Klapprad mit dem großen Rahmen eines Tourenrads und sieht so praktisch wie robust aus. Tymcik ist Tüftler: Ein Roll-Werkzeugschrank aus Nachtkästchen, ein praktisches Steckboard für Küchengeräte und und und. Natürlich ist er Mitglied bei Fablab, das er als Forum für Wissensvermittlung sieht. Und natürlich gibt er auch selbst Kurse, sogar für Schulen.
Bild: Stephan Rumpf
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Make Munich - Münchens Maker Messe, 16. und 17. Januar, geöffnet jeweils von 10 bis 18 Uhr, Tagesticket 13 Euro. Zenith-Halle, Lilienthalallee 29, München-Freimann , U-Bahnhof Freimann (U6). Infos unter www.make-munich.de