Besonders nahbar wirken DJs auf den ersten Blick ja nie. Erlebt man beispielsweise ein Set von Blawan, hört man düstere, rohe Sounds zwischen dynamisch-scheppernden Breaks und perkussiven Beats. Und während es klirrt und hämmert, wirkt der, der die Kontrolle darüber hat, konzentriert, manchmal stoisch und fast resilient.
Resilient gegenüber der Club-Atmosphäre, die manchmal wie eine Art nächtliche Unterwelt daherkommt: „Techno kann ziemlich schädlich sein“, sagt Blawan dazu vor knapp zwei Jahren in einem Interview beim Elektronika-Festival Dekmantel. Unterhaltsam? Ja. Euphorisierend? Ja. Aber eben auch toxisch, wenn man nicht weiß, wie man damit umzugehen hat.
Als Protagonist zwischen Dezibel und Dauerbeschallung, Getriebenheit und Schlafentzug braucht es wohl auch ein gewisses Maß an Resilienz. Lange Zeit fühlte sich Blawan aber so, als wäre Abstand zu seinem Beruf erst gar keine Option. Als müsse er weitermachen, obwohl viele Anzeichen dagegen sprechen.
Anfang der 2010er-Jahre macht sich Jamie Dornan als Blawan einen Namen in der Post-Dubstep- und Techno-Szene. Auf seinem Debüt „Fram“ lässt der Brite aus South Yorkshire dafür Post-Garage-Drums auf verzerrte Rhythmen treffen. Sein bekanntester Track erscheint knapp zwei Jahre später: Mit „Why They Hide Their Bodies Under My Garage“ führt er ein Industrial-Techno-Revival an, erhält Anerkennung außerhalb des Dance-Kosmos, tourt – und hört auf zu touren. Der DJ-Lifestyle zwischen zu vielen Gigs und zu vielen Partys gepaart mit einer chronischen Erkrankung, die während seiner Teenager-Jahre diagnostiziert wurde, führt dazu, dass er im Krankenhaus landet. Und schließlich seine Musikkarriere überdenken muss.
Zwei Jahre lang zieht er sich zurück, kümmert sich um seine körperliche und mentale Gesundheit. Als er wiederkommt, tut er das mit einer neuen, gelösteren Herangehensweise. Und mit einem eigenen Plattenlabel, das ihm genau das ermöglicht: Musik produzieren, in einem gediegeneren Tempo und mit einem neuen Fokus auf modulare Synthesizer.
Diese Dynamik nutzt er als Inspirationsquelle, probiert sich aus und veröffentlicht verschiedene Tracks, bis er seinen Sound schließlich in der EP „Nutrition“, die auf seinem Imprint „Ternsesc“ erscheint, findet. Allgemein verfolge Techno eine stringente Linie, so Blawan. Das Genre hat seine Grenzen. Vielleicht braucht es aber manchmal genau das.
Blawan, Freitag, 24. Januar, 23 Uhr, Blitz Club, Museumsinsel 1