Wenn man Lola Haro etwas nicht vorwerfen kann, dann ist das Größenwahn. So rasant wie ihre Karriere seit 2018 an Fahrt aufgenommen hat – internationale Gigs, renommierte Residencys, B2B-Sets mit Szene-Größen –, so schnell hätte auch ihr Ego wachsen und wachsen können. Was die DJ aus Belgien statt Hochmut erlebte: Hochstapler-Syndrom, also Selbstzweifel an der eigenen Leistung. Darüber, ob sie Anerkennung, Erfolg und ihren Platz in der Electro-Szene wirklich verdienen würde. Ob sie wegen ihres Talents und nicht als Alibi für Inklusivität und eine höhere Frauenquote gebucht wurde.
Von außen betrachtet, ist das schwer vorstellbar. Und spätestens, wenn man eines ihrer Sets erlebt, lösen sich jegliche solcher Gedanken in Dancemoves auf. Deep und dynamisch, ehrlich und emotional spielt sich Lola Haro durch ihr Repertoire, schafft agile Club-Sounds zwischen House, Techno und guter Stimmung. Sie selbst sieht das alles ganz pragmatisch: Sie ist eben eine DJ und als DJ spielt man lediglich die Songs anderer für ein Publikum. Das war’s.

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Der Freistaat ehrt auch das Café Holler und das WUT Kollektiv. Zudem fördert der Bund 13 bayerische Spielstätten wie die Unterfahrt oder den Passauer Zauberberg mit bis zu 45000 Euro.
Und trotzdem: Die Art, wie die Ende Zwanzigjährige Atmosphäre kreiert, ist besonders und sorgt nicht nur für eine internationale Fanbase, sondern auch für eine Zusammenarbeit mit bekannten Figuren wie Berghain-Instanz Marcel Dettmann. Der Berliner DJ und Produzent beschreibt Lola Haros Sound als erfrischend tiefgründig. Das sorgte unter anderem dafür, dass die beiden schon öfter gemeinsam hinter dem Pult standen.
Auch das steigt der Belgierin, die nach mehreren Jahren in Berlin wieder zurück in ihre Heimat gezogen ist, nicht zu Kopf. Das könnte daran liegen, dass ihr das Mischpult quasi in die Wiege gelegt wurde. Ihre Eltern waren vor ihrer Geburt fest in der Szene um das legendäre Café d’Anvers in Antwerpen verankert, feierten auch später noch mit bekannten belgischen Künstlern wie Smos und Baby Bee. Freunde der Familie eben. Musik würde ein fester Bestandteil ihres Lebens sein, das war für Lola Haro immer klar. Genauso klar ist ihr aber, dass nicht jeder mit solchen Voraussetzungen und im selben Tempo wie sie eine Musikkarriere startet.
Small Steps, ihr Label mit Eventreihe, das sie 2022 ins Leben gerufen hat, zielt deshalb genau darauf ab: Künstler ermutigen, in kleinen Schritten und intimen Settings Musik zu machen. Ohne Druck, ohne Quote, ohne Größenwahn.
Lola Haro, Freitag, 29. November, 23 Uhr, Blitz Club, Museumsinsel 1