Dive Bar:Hauptsache kein Schickimicki

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Dive-Bar-Chef Thomas Korntner (rechts) verleiht gern Bücher über Tattoo-Motive und Motorräder. Mixen kann er natürlich auch. (Foto: Robert Haas)

Die Dive Bar hat das Potenzial zur Stamm-Spelunke, auch wenn die Preise nicht gerade boaznmäßig sind.

Von Ana Maria Michel

Wer den Charme einer Boazn erkannt hat, kommt nicht mehr so leicht von ihr los. Das gilt nicht nur für das Stammpublikum, das sich schon vormittags das erste Bier genehmigt. Seit einiger Zeit zieht es auch die jungen Münchner am Abend in die Boazn der Stadt. Rustikal und gemütlich soll es sein. Gerne auch ein bisschen verstaubt und vergilbt. Hauptsache kein Schickimicki.

Das Konzept Boazn findet man nicht nur in alteingesessenen Kneipen. Auch neue Bars lassen sich davon inspirieren. So auch die Dive Bar im Gärtnerplatzviertel. Übersetzt bedeutet der Name zwar Spelunke, doch dieses Wort ist eigentlich nur eines der vielen Synonyme für Boazn.

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Zur maritimen Dekoration passt der Begriff Spelunke besser als das weiche bairische Boazn. Ein Wort, das wie kein anderes vermittelt, dass man hier mit Barhocker, Theke und Bierglas eine tiefe Bindung eingehen kann. Die Dive Bar kann man sich hingegen durchaus als Ort für Seefahrer vorstellen. Die können zwar auch gut versacken, aber die Sehnsucht nach der Ferne gehört für sie quasi zum Beruf.

Ein großes gezeichnetes Segelschiff, das von roten Rosen umrankt wird, hängt an der Wand. Es erinnert, wie die anderen Bilder auch, an Tattoo-Motive und passt zum Rockabilly-Stil, der sich durch die Kneipe zieht. Bildchen von Pin-up-Girls kleben in den Innenseiten der Lampen über dem Tresen.

Wenn Bars so etwas wie ein früheres Leben haben, war die Dive Bar einmal eine klassische Boazn. Vorher war hier der Korkenzieher, ein Ableger des Flaschenöffners an der Fraunhoferstraße, zu Hause. Obwohl in der Dive Bar niemand vormittags Bier trinkt, hat die Kneipe die Tradition nicht ganz über Bord geworfen. Der Raum passt perfekt für eine Spelunke. Wenn in der Dive Bar 15 Leute trinken, kommt einem die kleine Kneipe schon angenehm voll vor. Platz zum Sitzen gibt es kaum, an der Theke steht es sich dafür umso besser. Die Atmosphäre ist freundschaftlich, der Chef und Barkeeper Thomas Korntner unterhält sich mit seinen Gästen, drängt sich aber nicht auf.

Klassiker auf der Karte

Auf der Getränkekarte stehen vor allem Klassiker. Korntner empfiehlt den Moscow Mule (9,20 Euro), der im Kupferbecher serviert wird und darin schön kalt bleibt. Die Drinks sind relativ klein, dafür aber gut gemischt. So auch der Jack Sour (9) oder der Gin Tonic (7,60). Wer Bier will, bekommt ein Chiemseer vom Fass (0,5 für 3,60; 0,3 für 2,80). Boazn-Preise sehen anders aus, doch in der Dive Bar kann man sich wohl fühlen.

Korntner leiht Bücher über Tattoo-Motive und Motorräder aus und erklärt, was es mit dem Marienschrein in der Bar auf sich hat. Die Marienfigur hat er von seiner Urgroßmutter geerbt, mit ein paar getrockneten Rosen passte sie einfach zum Rockabilly-Stil. Genauso die Musik, es läuft Rock 'n' Roll aus den Fünfzigern und Sechzigern. Die Bar hat Stamm-Spelunken-Potenzial. Und das ganz ohne Staub und Gilb.

© SZ vom 17.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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