Diskussionen:Die offenen Fragen des NSU-Prozesses

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Die Stadt lädt zu einer Veranstaltungsreihe über den Nationalsozialistischen Untergrund

Als vor fünf Jahren, am 4. November 2011, die NSU-Terroristen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt tot in einem Wohnmobil gefunden wurden, kam allmählich Licht ins Dunkel einer Mordserie, bei deren Aufklärung die Polizei etliche Irrwege beschritten hatte. Kurz vor dem Jahrestag der Enttarnung des "Nationalsozialistischen Untergrunds" lädt die Stadt zu einer Veranstaltungsreihe, die unter dem Titel "Ende der Aufarbeitung? Der NSU-Prozess und die offenen Fragen" am heutigen Dienstag beginnt. Den Veranstaltern, unter ihnen das Residenztheater und die städtische "Fachstelle für Demokratie - gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Menschenfeindlichkeit", geht es nicht zuletzt darum, die Stadtgesellschaft an der Diskussion zu beteiligen. Dementsprechend fordert Oberbürgermeister Dieter Reiter: "Diese rassistisch motivierte Mordserie hat die bundesdeutsche Gesellschaft und insbesondere Migrantinnen und Migranten in unserem Land stark verunsichert. Um hier Vertrauen zu gewinnen und den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft zu stärken, braucht es eine umfassende Aufklärung der Verbrechen und eine Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die Gefahren von Rechtsextremismus und Rassismus."

Die Reihe beginnt am Abend des 25. Oktober im Marstall: Um 18 Uhr stellen Christine Umpfenbach, Azar Mortazavi und Tunay Önder ihr Buch "Urteile" vor, das unter anderem Beiträge zum alltäglichen Rassismus enthält. Anschließend, um 19 Uhr, präsentieren Umpfenbach und Mortazavi ihr gleichnamiges dokumentarisches Theaterprojekt, in dem es um die Münchner NSU-Mordopfer Habil K. und Theodoros B. geht. Um 21 Uhr moderiert Thies Marsen vom Bayerischen Rundfunk ein Podiumsgespräch über die aktuelle Entwicklung im NSU-Prozess. Teilnehmer sind die Vertreter der Nebenklage Antonia van der Behrens und Sebastian Scharmer sowie Robert Andreasch von der Initiative NSU-Watch.

Am Donnerstag, 27. Oktober, 19 Uhr, zeigen Jugendliche der Intergroup des "Jungen Resi" im Marstall das Theaterstück "Wir sind jung. Wir sind stark", eine Produktion nach dem gleichnamigen Film von Burhan Qurbani. Im Anschluss daran, 21 Uhr, diskutieren Maria Heigl von der Fachstelle für Demokratie und Felix Benneckenstein, ein Aussteiger aus der Neonazi-Szene, über das Thema "Alltag und Rassismus: Worte und Taten". Moderatorin ist die BR-Journalistin Jutta Prediger.

Am Freitag, 28. Oktober, 19 Uhr, endet die Veranstaltungsreihe mit einer Debatte im Alten Rathaus unter dem Titel "Ende der Aufarbeitung? Der NSU-Prozess und die offenen Fragen". Auf dem Podium sitzen der CDU-Bundestagsabgeordnete Clemens Binninger, Vorsitzender des NSU-Untersuchungsausschusses, Nebenklage-Anwalt Mehmet Daimagüler, der Journalist Dirk Laabs und Ayşe Güleç, Referentin für Migration im Kulturzentrum Schlachthof.

Außerhalb der Veranstaltungsreihe präsentiert die Georg-von-Vollmar-Akademie am 27. Oktober, 19.30 Uhr, im Kreativquartier Mucca das Stück "Auch Deutsche unter den Opfern" von Tugsal Mogul.

© SZ vom 25.10.2016 / wg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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