Süddeutsche Zeitung

Digitalstandort:Stadt wirbt um Internetkonferenz

Der Kongress mit 70 000 Teilnehmern könnte künftig in der Messe München stattfinden, wenn sie den Zuschlag erhält

Von Pia Ratzesberger

Es könnte im kommenden Jahr vielleicht ein großer Internetkongress in die Stadt kommen, dort würden dann Leute von Facebook sprechen und Reddit und Slack und Microsoft. Für ein paar Tage wäre München der Treffpunkt der Tech-Szene, so stellt man sich das zumindest bei der Stadt und der Messe München vor. Das Unternehmen bewirbt sich gerade für den Web Summit, für eine Internetkonferenz mit mehr als 70 000 Teilnehmern, für längstens zehn Jahre. Und wenn die tatsächlich nach Bayern kommen würde, wäre München seinem Ziel wieder ein kleines Stück näher als Stadt der Start-ups und der IT wahrgenommen zu werden.

"Wir sind gerade in der Gründerszene viel besser als die Leute denken", sagt der Zweite Bürgermeister Josef Schmid (CSU). Der Wirtschaftsausschuss im Stadtrat hatte sich am Dienstag einstimmig dafür ausgesprochen, die Bewerbung der Messe München für den Web Summit finanziell zu unterstützen - im November wird sich entscheiden, ob das etwas gebracht hat. Dann werden die Veranstalter des Web Summit verkünden, wo der nächste Kongress stattfinden wird.

Der Web Summit kommt eigentlich aus Irland, viele Jahre fand er in Dublin statt, vor fast zehn Jahren zum ersten Mal mit gerade einmal 400 Teilnehmern. Die Zahl aber stieg von Jahr zu Jahr schnell an und vor zwei Jahren verlegte die Firma die Konferenz von Dublin nach Lissabon. Weil es auf diesem Gelände nun zu eng werde, suchen die Veranstalter ab dem kommenden Jahr einen neuen Ort - und haben unter anderem in München angefragt, ob man sich nicht bewerben wolle. Man wollte. Bisher haben die größten Kongresse in den Hallen der Messe München zwar nur um die 30 000 Teilnehmer, man traue sich das aber "voll zu", sagt Reinhard Pfeiffer, stellvertretender Chef des Unternehmens. Die Messe München konkurriere wahrscheinlich mit zehn bis fünfzehn anderen Städten um die Konferenz, auch mit vielen europäischen Hauptstädten. Aber nach München passe ein Internetkongress doch am besten, sagt Pfeiffer, wegen der starken Start-up-Szene in der Stadt und den IT-Unternehmen, auch der Wissenschaft. Allerdings haben das auch andere europäische Städte zu bieten.

Bisher kommen nach München vor allem viele Mediziner für Kongresse, während der Wiesn findet jedes Jahr aber die Bits and Pretzels statt, eine Konferenz für Gründer, an der um die 5000 Leute teilnehmen. Beim Web Summit werden 14 Mal so viele erwartet und all diese Leute bringen natürlich Geld mit. Die Stadt München erhofft sich über die Steuer zusätzliche Einnahmen von etwa einer Million Euro im Jahr. Die Stadt plant, die Konferenz mit 850 000 Euro jährlich zu unterstützen, sollte sie nach München kommen. Das Geld ist für Werbung, Empfänge und Tickets für Bahnen und Busse gedacht. "Das ist ein Investment in den Digitalstandort", sagt Schmid. Er hoffe, dass sich auf solch einer Konferenz herumsprechen werde, dass man in München gut gründen könne, dass ein Unternehmen, das an künstlicher Intelligenz forscht, in der Stadt viele Mitstreiter fände. Der Web Summit würde, wenn es nach ihm ginge, also nicht nur Geld bringen. Sondern auch ein gutes Image.

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Quelle:
SZ vom 16.05.2018
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