Digitales Theaterfestival:Lasst die Puppen tanzen

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Das Augsburger Brechtfest mit 23 Premieren steht unter dem Motto "Brecht und die Frauen" und verpricht einen spannenden Genre-Mix.

Von Yvonne Poppek

Die Anzahl ist stattlich: 23 Premieren innerhalb von zehn Tagen. Für das Augsburger Brechtfestival dürfte das ein Spitzenwert sein. Das Festival, das sich um frei interpretierte Themen rund um den in Augsburg geborenen Bert Brecht dreht, war schon 2020 mit 18 Produktionen ein großes Spektakel. Nun allerdings wird das Spektakelhafte, das sich die beiden Festivalleiter Tom Kühnel und Jürgen Kuttner fortzusetzen wünschten, gezähmt: Das Brechtfestival vom 26. Februar bis zum 7. März wurde komplett ins Digitale verlegt. Statt einer ausgelassenen Musiknacht oder Theater im Martinipark, wird das Publikum vor dem Bildschirm sitzen - oder auch tanzen.

Das zumindest dürfte den beiden Festivalleitern Tom Kühnel und Jürgen Kuttner gefallen. Sie haben versucht, das Lebendige und Kommunikative ins Netz zu transferieren. So wird es moderierte Gespräche mit den Künstlern geben, die am jeweiligen Abend ihre Premiere haben werden. Das Programm ist nicht beliebig abrufbar, sondern es gibt für alle Produktionen feste Termine. Und es soll möglich sein, sich am Ende des Abends auszutauschen über die Plattform Airmeet. Wer einen Festivalpass für zwölf Euro erwirbt, hat zu dem allen Zugang (dringeblieben.de/brecht-festival/videos).

Zu sehen sein sollen nicht einfach abgefilmte Bühnenproduktionen, das kam für Kühnel und Kuttner nicht infrage. Der Genre-Mix aus Performance,Musik, Theater und Film soll digital mit bildstarken Videos und Filmen umgesetzt werden. An die neuen Formate haben sich die Künstler herangewagt und sich hier mit dem diesjährigen Thema - den Frauen an Brechts Seite - auseinandergesetzt. So konnte das Leitungsduo Schauspielerinnen wir Corinna Harfouch, Stefanie Reinsperger oder Winnie Böwe gewinnen, ebenso wie deren Kollegen Charly Hübner. Oder die Puppenspielerin Suse Wächter. In ihrem zentralen Projekt "Helden des 20. Jahrhunderts" hat sie eine Ahnengalerie historischer Persönlichkeiten aufgebaut. Ihre Figuren - Luciano Pavarotti, Erich Honecker oder Yoko Ono - lässt sie für Augsburg nun Brechtlieder singen. Das Festival gehört zusätzlich Augsburger Ensembles und jungem Nachwuchs: die "Theter"-Theatergruppe oder Bluespots Productions sind dabei, ebenso zwei Regiestudenten der Münchner Falckenbergschule. Lesungen und Hörspiele ergänzen das Programm - und Konzerte. Diesmal treten etwa Bernadette La Hengst oder die Dakh Daughters auf. Festivalleiter Kuttner spricht bei dieser Mischung von einer "Wundertüte". Was genau da drin ist, wird sich zeigen.

Brechtfestival Augsburg , Freitag 26. Feb., bis Sonntag, 7. März, www.brechtfestival.de

© SZ vom 25.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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