13 Prozent der Haushalte in München empfangen Fernsehprogramme zurzeit per Hausantenne - Tendenz sinkend. Die Konkurrenz der beiden anderen Übertragungswege, Kabel und Satellit, hat die Zahl der Kunden in den vergangenen Jahren rapide sinken lassen.
Die Nachteile analoger Antennentechnik liegen auf der Hand: In München lassen sich maximal elf Programme auf den Bildschirm holen, per Kabel sind es mehr als dreißig, mit Satellitenschüssel erhöht sich das Angebot gar auf mehrere hundert Sender.
Neue Antenne auf dem Olympiaturm
Nun rüstet der Dinosaurier unter den Verbreitungsarten des Fernsehens technisch auf. Vergangene Woche setzte ein Spezialhubschrauber eine neue Sendeantenne auf den Olympiaturm. Auch der Wendelstein, die zweite TV-Sendeanlage für den Großraum München, wird auf das digitale Zeitalter vorbereitet. Vom 30. Mai an werden 20 Programme für Antennennutzer ausgestrahlt, denn die digitale Technik schafft Platz für bis zu vier Programme auf einem Kanal. Die analogen Frequenzen werden weitgehend abgeschaltet.
Wer also zu Hause Fernsehen per Antenne empfängt, muss sich in den nächsten Wochen im Prinzip zwischen vier Möglichkeiten entscheiden: Entweder er kauft sich einen rund 120 Euro teuren DVB-T-Empfänger (DVB-T steht für "Digital Video Broadcasting Terrestrial", also digitales Fernsehen über Antenne) - ein kleines Kästchen, das zwischen Fernseher und Antenne geschaltet wird.
Oder er wechselt zu einem Kabelanbieter beziehungsweise entscheidet sich für eine Satellitenschüssel. Macht der Fernsehkunde gar nichts, empfängt er ab 30. Mai nur noch die drei öffentlich-rechtlichen Sender ARD, ZDF und Bayerisches Fernsehen und zwar auf anderen Kanälen.
Schwarzer Bildschirm
Doch auch die Öffentlich-Rechtlichen gewähren nur noch eine Übergangsfrist von drei Monaten. Am 31. August ist definitiv Schluss mit analogem Antennenfernsehen in München. Wer dann noch keinen Decoder besitzt, dessen Bildschirm bleibt schwarz.
Was sich fast wie eine Nötigung zum Kauf von Empfangsgeräten anhört, hat handfeste strategische Gründe. "Wenn es die Digitalisierung nicht gäbe, würde die Terrestik aussterben", sagt Frank Strässle-Wendelstein, Geschäftsführer der Bayerischen Medien Technik GmbH.
Die öffentlich-rechtlichen wie auch privaten Fernsehsender wollen sich den Weg über die Antenne auch in Zukunft offen halten und "die Wettbewerbssituation erhöhen", wie Achim von Michel vom Projektbüro DVB-T-Bayern sagt. Und das, obwohl für die Betreiber die technischen Kosten deutlich höher sind als beim Kabel- oder Satellitenfernsehen.
Nur: Letzteres ist fest in der Hand des Monopolisten Astra Luxemburg, auch die Kabel Deutschland GmbH wird von ausländischen Investoren dominiert. "Es geht auch um den Sicherheitsaspekt: In Krisenzeiten hätten die öffentlich-rechtlichen Anbieter sonst keinen Zugriff auf das Fernsehen", sagt Achim von Michel.
Vorteile für den Kunden
Der Schritt zum digitalen Antennenfernsehen bringt durchaus auch Vorteile für den Fernsehkunden. Er hat nunmehr eine brauchbare Alternative oder Ergänzung zum Kabel oder Satellit, denn für die 20 Programme (genaue Auflistung sowie Infos zur Empfangsqualität unter www.bayern.ueberallfernsehen.de) fallen keine Kabelgebühren an.
In ganz München lassen sich die Programme laut Strässle-Wendelstein dank guter Sendequalität sogar mit einer kleinen Zimmerantenne empfangen, man ist also unabhängig von festen Anschlüssen in der Wohnung. Wer sich eine "PCMCIA-Karte" für sein Notebook plus kleiner Steckantenne (circa 150 Euro) oder einen tragbaren Empfänger für rund 500 Euro leistet, kann der Fernsehleidenschaft gar am Badesee frönen. Sofern einem nicht der Nachbar die Antenne abknickt.