Dieter Reiter wird OB-Kandidat:"Verkörperung Münchner Lebensart"

Die Münchner SPD stellt ihren OB-Kandidaten für die Wahl 2014 vor - und kommt dabei ins Schwärmen. Aber für Dieter Reiter fängt die harte Arbeit und der lange Wahlkampf erst an - denn ab jetzt muss er sich erst richtig durchsetzen.

Beate Wild

Es ist vollbracht. Seit dieser Nacht hat die Münchner SPD einen OB-Kandidaten. Etwas müde und dennoch über das ganze Gesicht strahlend sitzt Dieter Reiter auf dem Podium. An seiner Seite sind Münchens SPD-Chef Hans-Ulrich Pfaffmann und Amtsinhaber Christian Ude. Alle drei wirken zufrieden, sichtlich gelöst.

Vorstellung SPD-Kandidat für OB-Wahl

Sie sind fröhlich und gelöst: Amtsinhaber Christian Ude, Münchens SPD-Chef Hans-Ulrich Pfaffmann und der Hoffnungsträger - Dieter Reiter.

(Foto: dpa)

Es war eine lange Nacht. Erst um halb drei Uhr sei er ins Bett gekommen, sagt Reiter. Alle 44 Münchner SPD-Ortsvereine hatten ihre Voten zur Kandidatenkür vorgetragen, 33 davon stimmten für Reiter. Ein klares Votum. Die parteiinternen Konkurrentin Brigitte Meier verzichtete daraufhin auf eine Kampfkandidatur, Alexander Reissl hatte schon vorher zurückgezogen.

"Wir wollten demokratisch entscheiden, nicht von oben herunter", erklärt Pfaffmann das komplizierte Procedere. Aber auch der Amtsinhaber Ude hatte selbstverständlich bei der Kandidatenkür ein gewichtiges Wort mitzureden, das war bei der SPD bisher immer so.

Ude ist sichtlich zufrieden mit seinem (möglichen) Kronprinzen. Er spricht von einem "großen Wurf", der der SPD gelungen sei. "Er ist für mich der optimale Kandidat", schwärmt der Rathauschef. Reiter habe Wirtschaftskompetenz und das sei bei den sozialdemokratischen Wählern sehr wichtig. Seit April 2009 ist er im Rathaus Referent für Arbeit und Wirtschaft. Zudem könne er finanzpolitische Erfahrung vorzuweisen - auch in der Stadtkämmerei war er jahrelang tätig. Außerdem habe er in der Vergangenheit soziales Engagement bewiesen.

Und noch eine weitere Charaktereigenschaft des Kandidaten findet Ude extrem wichtig für das Amt des Oberbürgermeisters: "Reiter ist geradezu eine Verkörperung von Münchner Lebensart", ist er überzeugt. Diese positive Ausstrahlung komme an bei den Münchnern. Und: "Er hat Rückhalt in der Partei."

Ude gibt sich besonders kämpferisch, sowohl für die Landtagswahl als auch für die Neubesetzung des Rathaussessels. "Mir macht es Spaß, dabei die Ärmel aufzukrempeln", sagt Ude und lächelt zufrieden.

So hat die SPD auch schon das konkrete Szenario durchgespielt, sollte Ude 2013 bayerischer Ministerpräsident werden: Das würde bedeuten, dass Ude kurz vor Ende seiner Amtszeit den OB-Sessel räumen müsste. Dann würde Christine Strobl, die zweite Bürgermeisterin, von Ende September bis Ende April die Geschicke der Stadt leiten.

Seit 1993 heißt der Münchner Oberbürgermeister Christian Ude. 2014 werden die Karten neu gemischt. Ude darf nach einer Gesetzesänderung kein weiteres Mal für das Münchner Rathaus kandieren. Zu alt. Außerdem hat er jetzt auch ein anderes Ziel vor Augen: das Amt des Ministerpräsidenten.

Der Kampf um den OB-Sessel wird also auf ein Duell zwischen Reiter und dem CSU-Fraktionschef Josef "Seppi" Schmid hinauslaufen. Eine Konstellation, die ein wenig an den spannenden Zweikampf zwischen Christian Ude und Peter Gauweiler (CSU) im Jahr 1993 erinnert. Doch auch die in München besonders starken Grünen rechnen sich erstmals reelle Chancen aus. Hier ringen noch vier Kandidaten um die direkte Kandidatur: Hep Monatzeder, Theresa Schopper, Sabine Nallinger und Nikolaus Hoenning.

München ist traditionell eine Stadt der Sozialdemokraten. Das musste Schmid bereits im Jahr 2008 erfahren: Damals ist er bei der OB-Wahl gegen Amtsinhaber Christian Ude angetreten und von den Münchnern regelrecht abgewatscht worden. Er erhielt nur 24,4 Prozent der Stimmen. Das schlechteste CSU-Ergebnis in München, das es je gab. Seppi Schmid ist zwar offiziell von seiner Partei noch nicht gekürt, will es werden - und wird es wohl auch. Denn wen sollte die CSU sonst ins Rennen schicken?

Doch mittlerweile hat der 42-Jährige Schmid den Vorteil, bei den Wählern schon etwas bekannter zu sein - wahrscheinlich sogar bekannter als Reiter. Der Rechtsanwalt zeigt sich gerne bei offiziellen Veranstaltungen und sagt zu vielen Stadtthemen gerne seine Meinung. Das steigert den Bekanntheits-, wenn auch nicht unbedingt den Beliebtheitsgrad. In der Vergangenheit hat sich Schmid schon oft ein wenig ungeschickt angestellt, man denke nur an die Wahlplakate mit den U-Bahn-Schlägern im Wahlkampf 2008.

Reiter tritt, wenn denn, in große Fußstapfen. Der Wahlkampf wird harte Arbeit werden. Zumal Reiter nicht aus der SPD-Basis kommt, wie seine ehemaligen Mit-Kandidaten Alexander Reissl und Brigitte Meier. Bei Wind und Wetter Plakate kleben und in schäbigen Boazn mit der Parteibasis diskutieren, war bisher nicht sein Metier.

Die entscheidende Frage ist aber, wie Reiter und seine SPD bei der Münchner Bevölkerung ankommt. Dass er mit drei Schlägen anzapfen kann, hat er bei einem Probe-Anzapfen der SZ in diesem Jahr schon bewiesen. Doch diese Qualifikation reicht nicht aus, um OB von München zu werden.

Jetzt braucht Reiter erst einmal ein Wahlprogramm und er muss daran arbeiten, bei der Münchner Bevölkerung bekannter zu werden. "Das wird kein Problem sein", sagt Reiter. Und man glaubt es ihm aufs Wort.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: