Dieter Hildebrandt ist 80 (Teil I):"Ich finde Sex an sich schon komisch"

Lesezeit: 10 min

Zorn, Glück, Kabarett: Dieter Hildebrandt über den Besuch einer Erotik-Messe, seine abgebrochene Doktorarbeit und eine frühe Begegnung mit dem Tod. Ein Interview.

Johannes Honsell und Oliver Das Gupta

"Der Mode-König in Schlotterhosen" - die Münchner Abendzeitung berichtete von der Kür Dieter Hildebrandts zu einem der zehn bestgekleideten Männer der Republik (Foto: N/A)

SZ.de: Herr Hildebrandt, was fällt Ihnen ein zu den Verben "stottern, stammeln, verhaspeln"?

Dieter Hildebrandt: Also ich selbst falle mir nicht direkt ein. Ich weiß nur, dass ich irgendwann mal in einem Anflug von Selbstironie gesagt habe, ich verbreite jetzt meine "gestammelten Werke". Gut, das ist lange her, und inzwischen habe ich aus dem Stammeln ja Kleinkunst gemacht. Das eigentliche Versprechen, das sich auf Textlücken bezieht, kann man auf diese Weise verbergen, dass man es als gewollt hinstellen kann. Diese Entwicklung habe ich auch hinter mir.

SZ.de: Wirklich?

Hildebrandt: Ja, jetzt fange ich von vornherein an zu stammeln, damit jeder weiß, was ich zu sagen habe, besteht aus Gedächtnislücken, sodass ich mildernde Umstände bekomme. Mit Bruchstücken eines Satzes kann ich ja ohnehin mitteilen, was ich meine. Das sieht man ja auch bei den Navi-Systemen im Auto. Man drückt irgendwo MÜ, und dann sagt er schon München, obwohl ich Münchberg in Franken meine. Das ist übrigens auch eine Gemeinheit. So ist es bei mir auch: Ich deute etwas an, und die Leute sind in der Lage, den Satz selber zu vollenden. Wenn die das machen, muss ich es doch nicht machen.

SZ.de: Aber Sie werden dann auch oft missverstanden.

Hildebrandt: Aber ja, aber das ist doch der Spaß. Komik entsteht durch Missverhältnisse, Spannung entsteht durch Missverständnisse, und Zorn entsteht durch Missstände. Es hat also immer etwas mit einem negativen Wort zu tun.

SZ.de: Erinnern Sie sich noch daran, dass Sie einmal zu einem der bestangezogenen Männer Deutschlands gekürt wurden?

Hildebrandt: Das ist ein Irrtum, ich wurde mal zum Krawattenmann der Republik ernannt. Der Bestangezogene kann nicht sein.

SZ.de: Doch vom Deutschen Institut für Herrenmode in Köln, 1970 war das.

Hildebrandt: ( lacht). Das ist mir völlig entgangen. Aber ich kann Ihnen das erklären. Wir hatten damals bei der Lach- und Schießgesellschaft immer Maßanzüge an, die uns ein Schneider hier in München zum halben Preis fertigte. Und diese Anzüge waren vom Feinsten. Das hat man uns auch immer vorgeworfen. Journalisten kannten mich von Pressefotos, und auf denen gehörte ich in der Tat zu den bestangezogenen Männern Deutschlands.

SZ.de: Ihre kabarettistische Laufbahn hat Sie sicherlich am stärksten geprägt. Aber Sie haben auch mal angefangen zu promovieren.

Hildebrandt: Ja, ich habe damit angefangen, dann starb mein Doktorvater, beziehungsweise er wurde emeritiert, Arthur Kutscher.

SZ.de: Welches Thema wollten Sie mit Ihrer Dissertation abhandeln?

Hildebrandt: Ich hätte über schlesisches Volkstheater schreiben sollen. Das Thema hätte mir auch gelegen, aber ich hätte für Material nach Breslau fahren müssen, und das durfte man damals nicht. Dann bekam ich einen anderen Doktorvater, und der schlug mir das Thema vor: "Das politische Theater im bayerischen Staatstheater." Das habe ich angenommen, habe mich bemüht und festgestellt: Das gibt es gar nicht. Also hat mich mein Professor verulkt. Da habe ich es dann sein lassen. Es kam dann ohnehin der Moment, an dem ich dann irgendwo hier in Schwabing aufgetreten bin, und da hatte ich dann auch keine Lust mehr, eine Doktorarbeit zu schreiben. Ich hatte auch nicht mehr das Gefühl, dass das noch nötig ist. Mein Vater meinte es wäre besser, wahrscheinlich wegen der Reputation und der Visitenkarte. Ich habe in meinem Leben noch nie eine gehabt - aber er wusste nicht, dass ich keine brauche.

SZ.de: Sie sind mit Werner Schneyder 1985 in die DDR gereist, fünf Vorstellungen gab es vor Publikum, eine vor Kollegen. Wie war das für Sie?

Hildebrandt: Ich hatte wahnsinnige Angst davor. Ich war 1964 zum ersten Mal in einer Kabarett-Vorstellung in der DDR, mitten in der kältesten Zeit des Kalten Krieges. Im Staatskabarett "Die Diestel" kannte ich alle persönlich. Das waren ganz wunderbare Menschen, mit denen man auch Kontakt hielt. Die "Pfeffermühle" war ja sowieso unsere Parallelveranstaltung in Leipzig, die Leute kannte ich persönlich zwar nicht, aber jeder wusste, wer der andere war. Und als wir uns dann 1985 trafen, dachte ich, wir hätten uns die ganze Zeit über getroffen. Ich hatte natürlich das Gefühl, dass sie unser Kabarett ablehnen und uns verachten würden, denn wir waren ja kein sozialistisches Ensemble, sondern in ihren Augen Bürgerliche. Und dann standen wir da vor 300 Kabarettisten der DDR, und mir wurde etwas flau. Bis ich nach den ersten Sätzen merkte, da saßen keine üblen Kollegen, die uns Böses wollten und sich gefreut hätten, wenn wir da durchgefallen wären, sondern die mochten uns, und zwar richtig. Und nach diesen zwei Stunden, nach dem Jubel und den Ovationen, da war ich ziemlich gerührt. Es war ein Moment, in dem ich zum Schneyder gesagt habe: Dafür hat sich der Beruf gelohnt.

SZ.de: Fallen Ihnen noch andere solche Momente ein?

Hildebrandt: Ich erinnere mich an einen Abend, der nach langen Vorbereitungen vollkommen zerstört worden wäre, falls wir nicht die Kraft gehabt hätten, es umzudrehen. Mit den Leuten von den Berliner "Stachelschweinen", die damals zum Besten gehörten, was es in Deutschland gab, hatten wir eine Gemeinschaftsveranstaltung verabredet. Von zwei Stunden hatten wir mindestens schon eine Stunde und zwanzig Minuten Text. Nur bezog sich das auf Berlin 1961 - und zwar auf die Zeit vor dem August. Dann kam die Mauer, acht Tage vor unserer ersten Probe. Ich habe schon gedacht, es würde Krieg geben. Gab es nicht, Gott sei Dank. Wir hatten keinen Text mehr, und in drei Wochen wäre die Live-Sendung gewesen. Also haben wir uns hingesetzt und Tag und Nacht gearbeitet.

Kaum einer hat geschlafen, und dann kam auch noch der Alkohol dazu, um uns etwas Düsenantrieb zu geben. Und dann kam die Vorstellung. Wir fühlten uns wie auf einem ganz schmalen Grat. Denn wir wussten nicht: Wie sensibel ist die Bevölkerung in Westberlin gegenüber dem, was wir zu sagen hatten? Unter anderem hatten wir in einer Nummer nachweisen können, dass der Stacheldraht, der durch die Stadt ging, aus Köln war.

Die Hysterie, die sich damals verbreitete, haben wir zum Anlass genommen, ein paar Flapsigkeiten zu verbreiten. Sie wurden jubelnd aufgenommen. Und das war ein Moment, wo mir die Westberliner direkt ans Herz gewachsen sind. Ich habe mir gedacht: Mein Gott, ihr seid doch nicht die Frontstadtidioten, ihr habt ja diesen Humor behalten. Es war ein Abend, der über uns zusammenschlug wie eine warme Welle. Wir waren glücklich.

SZ.de: Wir haben Ihre Programme mit denen heutiger Kabarettisten und Comedians verglichen und uns ist aufgefallen: Bei Ihnen kam kaum Sex vor. Warum eigentlich?

Hildebrandt: Mir ist Sex nicht so wichtig. Ich finde ihn teilweise an sich schon komisch. Aufgrund meines langen Lebens unter Männergesellschaften hasse ich Zoten. Ich bin noch Soldat gewesen, und alles was mit falscher Erotik oder Sex zu tun hat, habe ich aus meinem Berufsleben einfach verbannt. Hin und wieder, wenn es dramaturgisch notwendig war, haben wir dazu auch ein paar Sachen gesagt, aber es hat nicht unser Programm ausgemacht. Wir hatten kein Verhältnis zu den sieben Zoten.

SZ.de: Einmal waren Sie aber immerhin mit der Abendzeitung auf einer Sex-Messe.

Hildebrandt: ( lacht) Ja, aber nur als neugieriger Besucher. Das muss in Neumünster gewesen sein. Da gab es eine Halle, von der ein Teil mit einer Sex-Messe belegt war. Und ich hatte immer schon gesagt, ich muss mal sehen, was da so stattfindet. Es war pure Langeweile, Blödsinn. Ich weiß gar nicht, warum man dazu eine Messe braucht. Ermunterung vielleicht. Pornographie als Ermunterung habe ich nie ernst nehmen können. Ich dachte mir, da muss man doch schon ein wenig schlecht beraten sein, wenn man das braucht. Und ich brauche auch keine Witze, die sich damit beschäftigen.

Hildebrandt und zweckentfremdete Lustspender: Zeitungsausriss aus dem Jahre 1971 (Foto: N/A)

SZ.de: Herr Hildebrandt, Sie wurden zu Ihrem 70. mit Elogen überhäuft, dann zum 75. Was, glauben Sie, bricht zu Ihrem 80. über Sie herein?

Hildebrandt: Ich glaube, das Material wird sich nicht verändern, man wird das vom letzten Mal nehmen. Es gibt ja auch Leute, die zu ihrem Jubiläum die Rede vom vorigen Mal halten und - oh Wunder - keiner merkt es.

SZ.de: Haben Sie das vor?

Hildebrandt: Ja, natürlich.

SZ.de: Man wird wohl auch die alten Beinamen wie "Gewissen der Nation" oder "Improvisationsgenie" bemühen. Auf jeden Fall wird man Sie noch mehr lieben als zu Ihrem 65. Das kann Ihnen doch nicht recht sein, oder?

Hildebrandt: Ich habe es längst aufgegeben, mich dagegen zu wehren. Es geht nicht. Ich bin ja viel unterwegs, im letzten Jahr habe ich 160 Abende bestritten. Wenn man pro Auftritt zwei Kritiken rechnet, bekomme ich im Jahr 320 Kritiken. Die können nicht immer wieder schreiben, dass ich jemandem "die Maske vom Gesicht reiße" oder "den Finger in die Wunden lege", weil ich das nun mal nicht mache. Manche Dinge sind richtig, wie zum Beispiel, dass ich schüchtern bin, dass ich aus Notwehr auf die Bühne gehe. Aber alles andere, auch die Beinamen, nehme ich nicht mehr ernst.

SZ.de: Am 14. Juni 1980 schrieb die Kritikerin Ponkie nach dem ersten "Scheibenwischer" in der ARD über Sie: "Nun werden sie aber froh sein beim ZDF, dass sie ihren schwererziehbaren Nestkacker endlich los sind."

Hildebrandt: Ist doch schön geschrieben.

SZ.de: Die Frankfurter Allgemeine Zeitung formulierte: "Hildebrandt schlug immer wieder auf die alten, längst nicht mehr heißen Eisen und wartete vergeblich, dass die Funken sprühten."

Hildebrandt: Da muss ich der FAZ recht geben, die erste Sendung fand ich auch nicht gut. Ich weiß allerdings nicht, was mit den alten Eisen gemeint sein soll. Gerhard Polt war dabei, und der hat auf ein sehr heißes Eisen gehauen, denn er hat sich auf dem ZDF-Intendanten Dieter Stolte niedergelassen und meinte, der Humor, der Stolte liege, sei jener, der in "Mainz, wie es singt und lacht" verbreitet würde. Und er hätte direkt gesehen, wie Stolte dabei gesessen sei und vor Lachen in das Tischtuch gebissen hätte. Das wurde dann dementiert. Das Büro von Stolte hat mitteilen lassen, er habe nicht in das Tischtuch gebissen.

SZ.de: Auch mit der ARD sind Sie kritisch umgegangen. Sie haben mal gesagt, die ARD würde sich in jede Hose machen, die man ihr hinhält.

Hildebrandt: Später habe ich das noch erweitert um den Zusatz: Und die Privaten senden das, was drin ist.

SZ.de: Stimmt der Befund noch heute?

Hildebrandt: Im Wesentlichen. Hin und wieder kommt etwas, was mir gefällt. Dokumentationen oder Frank Plasberg zum Beispiel, oder "Frontal 21". Und dann gibt es ja noch den Sport, Fußball vor allem. Da kann ja dann eigentlich nichts mehr fehlen.

SZ.de: Herr Hildebrandt, jetzt sind Sie 80 Jahre alt. Wann hören Sie auf?

Hildebrandt: Nicht, wenn es mir jemand sagt. Mal sehen, was mir so einfällt. Gerade habe ich ein neues Buch fertig, das heißt "Nie wieder 80", mit dem gehe ich erst mal auf Tournee. Ich reise auch noch gerne, warum auch nicht?

SZ.de: Ihr alter Kollege Werner Schneyder sagt, Sie könnten nicht aufhören.

Hildebrandt: Ich kann aufhören, aber ich will nicht.

SZ.de: Beschäftigen Sie sich mit dem Tod?

Hildebrandt: Seit dem Tag, an dem ich feststellte, dass jemand auf mich geschossen hat. Es war der Beginn des Krieges für mich, April 1945. Ich habe mir überlegt, was wohl gewesen wäre, wenn der getroffen hätte. Da fing ich schon an, mir Gedanken zu machen, ob das jetzt mit der Existenz ein Zufall ist. Oder ob der liebe Gott seine Hand davor gehalten hat - ich weiß es nicht. Jedenfalls hat er nicht getroffen. Später hat es mich ab und zu, hie und da, in die Nähe des Todes gebracht. Vor allen Dingen musste ich mich mit Toten viel beschäftigen, denn ich musste sie aus der Linie tragen. Da fragt man sich dann schon: Mein Gott, der da unten liegt, der ist jetzt 18, der könnte heute auch 80 sein. Es sollte nicht sein. Oft habe ich mich an diese Zeit erinnert, als es einfach ein Vabanquespiel war, ein Zufall, wenn man am Leben blieb. Vielleicht ist es überhaupt ein Zufall. Ich habe so viele Möglichkeiten gesehen, dieses Leben beendet zu bekommen. Ich habe keine Vorstellungen darüber, wie es sein wird, wenn es zu Ende ist. Ich bin der Meinung, dass ich als Energie verbraucht werde, später, als irgendwas anderes. Ich nehme an, dass der Energieverbrauch innerhalb dieses Alls begrenzt ist. Und dass man jeden braucht. Das könnte doch sein, dass man so zurückommt. Aber als Mensch? Die Chance hat man wahrscheinlich nicht mehr.

SZ.de: Und dann ist da noch der Geist von Wolfgang Neuss.

Hildebrandt: Ja, der schwirrt hier irgendwo im Raum. Mir hat einmal in einer Sternstunde des Bayerischen Fernsehens einer die Welt erklärt. Und der hat mir gesagt, dass Sonnensysteme sich selbst zerstören könnten, das sei in ihnen angelegt, eine normale Entwicklung. Das heißt also: Erde, Mars, Dingsbums, alles weg. Einer der Nebenstehenden hat ganz fassungslos gefragt: "Ja und dann?" Der hat ganz kühl geantwortet: "Es gibt noch tausend andere Sonnensysteme." Da habe ich mir gedacht: Ich mach mir jetzt keine Gedanken mehr. Ach, es wird doch immer weniger. Die Leute um die 30 kennen mich doch gar nicht mehr. Wenn man nicht mehr regelmäßig Fernsehen betreibt, ist man weg, aus. Das betrübt mich nicht. Wenn ich noch ein paar Jahre hinbringe, bin ich nicht ganz sicher, ob ich im Spiegel unter "Gestorben" überhaupt erwähnt werde.

SZ.de: Helmut Dietl will "Kir Royal" fortsetzen, im heutigen Berlin, wieder mit Ihnen als Klatsch-Fotograf Herbie Fried.

Stars des Scheibenwischers anno 2000: Dieter Hildebrandt mit Bruno Jonas (li.) (Foto: Foto: dpa)

Hildebrandt: Ich habe Dietl gesagt, dass ich mitmache, wenn er es schafft, einen Text zu machen, in dem ganz klar ausgedrückt ist, dass das 22 Jahre her ist und ich den spiele, der ich heute bin.

SZ.de: Und wie hätte sich Ihre Figur verändert?

Hildebrandt: Also normalerweise könnte Dietl das gar nicht machen, weil meine Figur schon zu alt wäre. Aber wenn er es trotzdem schafft, mich quasi als "letzten Überlebenden" darzustellen, mit ein wenig Selbstironie, dann ist das denkbar.

SZ.de: Haben Sie nochmal Lust, ein Kabarett-Programm zu schreiben?

Hildebrandt: Ja, wenn mir nicht jemand gesagt hätte, dass ich ein Buch schreiben muss. Wenn die Tournee damit zu Ende ist, schreibe ich ein Programm, für einen 83-Jährigen. Und damit stell ich mich dann auf die Bühne. Wenn ich noch stehen kann.

SZ.de: Menschen werden im Alter entweder weise, milde oder bösartig. Wie würde dieses Programm werden?

Hildebrandt: Bösartig. Aber nicht richtig gemein. Was meine Bösartigkeit anfacht ist, wenn ich alte Menschen mit diesen Stöcken zum Nordic Walking gehen sehe. Das ist nichts anderes als die Ausnutzung einer Geschäftsidee. Hunderte Bücher gibt es dazu inzwischen, wo einem das Laufen erklärt wird, zuerst ohne, dann mit Stöcken. Ich gehe morgens und nachmittags mit meinen zwei Hunden spazieren, und da laufen die an mir vorbei mit diesem angespannten Gesicht. Da werde ich bösartig.

SZ.de: Sitzen Sie auch manchmal bei anderen Kabarettisten in der Vorstellung?

Hildebrandt: Selten, weil ich so wenig Zeit habe.

SZ.de: Und sind Sie dann Zuschauer oder Kollege?

Hildebrandt: Wenn ich vorher weiß, dass derjenige gut ist und mich interessiert, blende ich völlig aus, dass ich dasselbe mache. Ich bin höchstens ein wenig neidisch, wenn eine gute Pointe kommt, die mir nie eingefallen ist.

SZ.de: Die Bild am Sonntag hat sie vor zwei Jahren schon mal für halbtot erklärt. Eine Ente. Wie kam es dazu?

Hildebrandt: Ich habe chronische Bronchitis, bei dem Interview mit der Journalistin damals in Düsseldorf hustete ich - die Nacht zuvor war lang - und ich war so schlechter Laune, dass ich nicht aufgepasst habe. Am nächsten Tag stand auf der Titelseite sinngemäß, ich hätte Lungenkrebs. Meine Frau erhielt Tausende Anrufe, alle wollten wissen: Stirbt er, oder stirbt er nicht? Ich habe mich dann in zwei oder drei Interviews heftig zur Wehr gesetzt, woraufhin mich Bild-am-Sonntag-Chef Claus Strunz verärgert anrief. Ich habe ihm dann erklärt, wie es gelaufen ist. Er hat sich entschuldigt und mir gesagt, dass ich jetzt einen bei ihm frei hätte.

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