Wer nimmt schon die Handtasche mit, wenn er oder sie den Nachwuchs in die Kindergartengruppe bringt? Zehn Minuten dauert es, den Sprössling abzugeben, maximal vielleicht eine Viertelstunde - eine Umarmung zum Abschied, ein kurzer Plausch mit der Erzieherin oder mit anderen Eltern, dann ist man ja wieder zurück beim Auto. Ein gewiefter Pkw-Knacker macht sich das seit ein paar Monaten in München zunutze.
Er hat beobachtet, dass immer wieder Handtaschen, auch mal ein Laptop oder andere Wertgegenstände auf dem Beifahrersitz zurückbleiben. Dann schlägt er zu, buchstäblich. Die Seitenscheibe bietet keinen Widerstand, und er verschwindet mit der Beute. Mehr als 20-mal schon. Die Tatorte: immer vor Kindergärten. Die Tatzeit: morgens und am späten Nachmittag.
Zuletzt passierte das einer 39 Jahre alten Frau. Die Betriebswirtin wollte am Donnerstag vergangener Woche ihre Tochter von einem Kindergarten in Großhadern abholen. Als die beiden gegen 17 Uhr zu dem davor geparkten Auto zurückkamen, hatte der Autoknacker die Scheibe der Beifahrertür eingeschlagen und die Handtasche mitgenommen. Die Polizei leitete sofort eine Fahndung ein, doch die Suche nach dem Täter, auf den es bislang keinerlei Hinweise gibt, blieb erfolglos. "Der Fall steht im Zusammenhang mit etwa 20 weiteren schweren Diebstählen aus Kraftfahrzeugen seit dem Winter", sagt Polizeisprecherin Priska Abb. Betroffen davon sind ausschließlich Eltern, die ihre Kinder entweder zum Kindergarten brachten oder von dort wieder abholten.
Die Polizei rechnet fest damit, dass der Autoknacker weitermachen wird. Sie bittet daher alle Eltern, beim Aussteigen keine Wertgegenstände, insbesondere keine Handtaschen, in den Fahrzeugen zurück zu lassen, auch nicht scheinbar versteckt unter Jacken. Wer im Umfeld von Kindergärten Verdächtiges beobachtet, soll rasch die Polizei anrufen.
