Diebstahl im KZ Dachau:Polizei hofft auf Hinweise durch "Aktenzeichen XY"

  • Der Fall der gestohlenen Tür des KZ Dachau soll in der Fernsehserie "Aktenzeichen XY ... ungelöst" laufen. Davon erhofft sich die Kripo Hinweise von Zuschauern.
  • Die Tür mit der Aufschrift "Arbeit macht frei" wurde Anfang November gestohlen.
  • Das Ermittlerteam kann Methoden nutzen, die sonst nur bei Kapitaldelikten angewendet werden.

Von Helmut Zeller

Vielleicht haben die Fahnder der Sendung "Aktenzeichen XY . . . ungelöst" mehr Glück. Die Fürstenfeldbrucker Kriminalpolizei sucht seit mehr als zwei Monaten vergeblich nach der gestohlenen KZ-Tür aus Dachau. Kripochef Manfred Frei ist jede Hilfe willkommen, auch die des ZDF-Programmklassikers, der mit Berichten über ungelöste Fälle regelmäßig mehr als fünf Millionen Zuschauer vor den Fernsehschirm holt. Am kommenden Mittwoch läuft der Dachauer Fall um 20.15 Uhr. Zumindest ein Zuschauer, hofft Frei, könnte darunter sein, der den richtigen Tipp gibt. Es gibt auch Bares: Die Stiftung Bayerische Gedenkstätten hat inzwischen die Belohnung von 3000 auf 10 000 Euro aufgestockt.

Moderator Rudi Cerne interviewt im Studio Kriminalhauptkommissar Gerhard Drexl, den stellvertretenden Leiter der Staatsschutz-Abteilung. Was er zu sagen hat: In der Nacht auf den 2. November stahlen vermutlich zwei Täter die 100 Kilogramm schwere Eisentür des ehemaligen Konzentrationslagers.

Mehr als ein Diebstahl

Die Ermittler befragten Anwohner, werteten die Aufnahmen von Kameras an Gebäuden und Tankstellen in Dachau aus, aber Tür und Täter scheinen sich in Luft aufgelöst zu haben. Der europaweite Abgleich der DNA-Spuren aus Hautresten und Zigarettenkippen vom Tatort läuft noch. Die sechsköpfige Ermittlungsgruppe verfügt über ein Instrumentarium wie sonst nur bei Kapitaldelikten. Denn es geht um mehr als einen Diebstahl. Es war der "schwerste Angriff" auf die KZ-Gedenkstätte Dachau, wie die Leiterin Gabriele Hammermann sagt.

Der Grünen-Abgeordnete Sepp Dürr fordert politische Konsequenzen und mehr Sicherheit für Gedenkorte: "Spätestens seit dem Auschwitz-Diebstahl hätten die Alarmglocken läuten müssen." 2009 wurde aus dem ehemaligen NS-Konzentrationslager der originale Schriftzug "Arbeit macht frei" im Auftrag eines schwedischen Neonazis entwendet. Danach hätte die Tür in Dachau sicher verwahrt und durch eine Kopie ersetzt werden müssen, sagt Dürr. "Das haben sie verbockt." Überhaupt will er wissen, ob das Sicherheitskonzept jemals den veränderten Gefahrenlagen angepasst wurde.

In Bayern kommt es wiederholt zu Anschlägen auf Gedenkorte, etwa im Juli 2014 auf den KZ-Friedhof "Kaufering Süd". Piotr Cywinski, Direktor der KZ-Gedenkstätte Auschwitz, kritisierte, dass die Gedenkorte in ganz Europa unterfinanziert seien und deshalb die nötige Sicherheit nicht gewährleistet sei. Unter dem Druck der Ereignisse hat eine Expertenrunde der Landesstiftung jetzt eine teilweise Kameraüberwachung beschlossen. Dürr will von der Staatsregierung nun offiziell wissen, wie viel Geld sie künftig für den Schutz der Gedenkorte ausgibt. Auf die Antwort muss er noch warten. Das Kultusministerium hat um Fristverlängerung bis zum 20. Februar gebeten. Auch Kripochef Frei wartet - auf den entscheidenden Anruf bei "Aktenzeichen XY".

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