Die Transrapid-Trommler:"Besser spät als nie"

Ein von der Wirtschaft getragener Verein will nun dem Hightech-Projekt Rückenwind geben.

Dominik Hutter und Joachim Käppner

Viele Freunde, so schien es bislang, hat das arme Ding nicht. Oft, sehr oft sogar, stand der Transrapid schutzlos und allein auf weiter Flur, während es von allen Seiten Hiebe hagelte.

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(Foto: Foto: dpa)

Hilfe war bestenfalls vom bayerischen Verkehrsminister zu erwarten, viele aus der CSU wie auch die Herstellerfirmen selbst glänzten meist durch vornehme Zurückhaltung im heftiger werdenden Schlagabtausch.

Nun aber reicht doch noch jemand die helfende Hand. Der von der Wirtschaft getragene Verein "Bayern pro Rapid" hat sich vorgenommen, öffentlichkeitswirksam für den Transrapid zu trommeln.

"Viele Firmen sind nicht einverstanden, wie bis dato mit dem Thema umgegangen worden ist", erklärte Reinhard Dörfler, Vorsitzender des neu gegründeten Vereins und Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer, bei einer Pressekonferenz am Mittwoch.

Die Debatte sei jahrelang sehr einseitig geführt worden. München drohe ein ebenso zukunftsweisendes wie praktisches Verkehrsmittel durch die Lappen zu gehen. Der Verzicht auf das bereits weit fortgeschrittene Projekt sei gleichbedeutend mit erheblichen Verzögerungen beim Ausbau der verbesserungsbedürftigen Flughafenanbindung, verursache letztlich höhere Kosten für den Steuerzahler und schade obendrein dem Ruf des Hightech-Standorts Bayern.

Außerdem sei der Transrapid das einzige Massenverkehrsmittel, das auf der Flughafenstrecke in nennenswertem Umfang Autofahrer von der Straße locken könne.

Der geballte Zorn der Münchner Wirtschafts-Granden gilt Oberbürgermeister Christian Ude (SPD), der anscheinend das Gesamtwohl der Stadt kurzfristigen wahltaktischen Überlegungen opfern wolle. Die OB-Devise laute wieder einmal "erst Nein, dann Mein", ärgert sich Hans Hammer, der Bezirksvorsitzende des Wirtschaftsbeirats Bayern.

Zunächst stimme der SPD-Politiker gegen Großprojekte, dann eröffne er sie "mit stolz geschwellter Brust". Dörfler behauptete sogar, Ude setze Unternehmen unter Druck, damit sie nicht öffentlich für den Transrapid eintreten, und die kuschten dann. Schließlich brauche jeder irgendwann Genehmigungen von der Stadt.

"Besser spät als nie"

Dass die Wirtschaft nicht unbedingt früh dran ist mit ihren Plädoyers fürs Leuchtturmprojekt Transrapid, räumen die Vereins-Oberen durchaus ein. Es habe zunächst eine "gewisse Fassungslosigkeit" geherrscht über die Instrumentalisierung eines eigentlich sinnvollen Projekts für Wahlkampfzwecke, betonte Hammer. Und Dörfler assistierte: "Besser spät als nie."

Wie die Unterstützeroffensive genau aussehen soll, blieb freilich offen. Veranstaltungen in ganz Bayern soll es geben und eine Internetseite wurde eröffnet, auf der "das ideale Verkehrsmittel für unseren Großraum München" gepriesen wird (www.bayern-pro-rapid.de).

Dem Verein gehören nach eigenen Angaben neben den Wirtschaftsorganisationen auch Firmen selbst, der Verein "Mobil in München" und TU-Präsident Wolfgang Herrmann an. Der Magnetbahn-Hersteller Siemens habe immerhin "fest zugesagt".

Die Gegenseite ist derweil schon einige Schritte weiter: Am heutigen Donnerstag will die Anti-Transrapid-Initiative 25000Unterschriften zur Einleitung eines Volksbegehrens einreichen.

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