Comic auf Bairisch:A Dopf voi Schlumpf oda a Schlumpf voi Buda

Comic auf Bairisch: Blaue Verwunderung: Im Comic "Schlümpfe auf Bairisch" geht es hoch her - in Wortgefechten.

Blaue Verwunderung: Im Comic "Schlümpfe auf Bairisch" geht es hoch her - in Wortgefechten.

(Foto: Splitter-Verlag)

Oha, die Schlümpfe sprechen Bairisch, nachzulesen in dem Band "Da Roudschlumpf und 's Schlumpfkappal".

Von Jürgen Moises

Was ist da los, im Dorf Schlumpfhausen? Papa Schlumpf alias Schlumpf Bab sitzt vor dem Haus seines größten Feindes, des "hindafotzigen Zaubaras" Gargamel, und sagt: "Des is ois mei Schuid!" Und seine Schlümpfe ziehen mit Schildern durch das Dorf, auf denen "Niada midn Nordn!" oder "Niada midn Süden!" steht. Außerdem liefern sie sich permanent heftige Wortgefechte, wie zum Beispiel: "Du moinsd an Korkenschlumpfa, oda?" "Na oida, mein Schlumpfzoiga, Zefix!" Oder: "Es hoißt Dopf voi Schlumpf!" "Ganed woa! An Schlumpf voi Buda!" Nach den niedlichen und friedliebenden Schlümpfen, wie man sie gemeinhin nennt, klingt das jedenfalls nicht. Und das nicht nur, weil die Schlümpfe sich gegenseitig anschreien. Nein auch, weil sie das auf Bairisch oder genauer: Niederbairisch tun.

"Da Roudschlumpf und 's Schlumpfkappal", so heißt der vor Kurzem im Bielefelder Splitter-Verlag erschienene Band. Außerdem ist er mit "de Schlimpf af Bairisch" überschrieben. Ja, nach Asterix und ein paar von Walt Disneys "Lustigen Taschenbüchern" kann man nun auch die Schlümpfe im bairischen Dialekt lesen. Zu verdanken ist das dem in der Nähe von Wiesbaden lebenden Buch- und Comic-Autor Sascha Ehlert. Der hatte vor acht Jahren auf der Frankfurter Buchmesse zufällig Horst Gotta, den Geschäftsführer von Splitter getroffen und erfahren, dass der Verlag bald die Schlümpfe-Kompaktausgabe herausgibt. Ganz spontan schlug er ihm vor, auch einen Band auf Hessisch zu machen. Gotta war interessiert, aber den Rechteinhabern war es wohl noch zu früh für Experimente. Ende 2020 kam der Splitter Verlag dann wieder auf ihn zu, erzählt Ehler am Telefon, und es hieß: "Wenn du willst, kannst du den hessischen Band jetzt machen."

Die vom Woid redn anders

Unter dem Titel "Blauschlümpp unn Schwazzschlümpp" ist selbiger dann ein paar Monate später erschienen. Mitte November folgte mit "Atzeschlumpf markiert den Harten" ein Mundart-Band "nach Berliner Schnauze". Der dritte Variante war dann die "af Bairisch", seit Mitte Dezember liegt mit "Schlumppelinsche mescht Rabbatz" ein Nachfolgeband "uff Hessisch" vor und Anfang 2022 wird sich entscheiden, wie es mit der Mundart-Reihe weitergeht. Den ersten Hessisch-Band hat Ehlert selber übersetzt, für die anderen suchte er sich entsprechende lokale "Experten". In Bayern waren das Sabrina Stangl und Alexander List, die er beide von Instagram her kannte. Die 27 Jahre alte Stangl stammt aus Fürstenzell bei Passau und arbeitet selbständig als Fotografin. Der 19-jährige List kommt aus Kirchberg im Wald im Landkreis Regen, ist noch Schüler und betreibt mit "Woid!Meme" seinen eigenen Instagram-Kanal.

Bücher oder Comic-Hefte ins Bairische hatten beide vorher noch nie übersetzt. Aber: "Die sind ja Bayern", ihre "Postings sind alle auf Bairisch" und "sie machen auch sonst alles auf Bairisch", erklärt Ehlert. "Und da habe ich gesehen: Die können das." Das heißt: Alexander List durfte die Hauptgeschichte übersetzen, Sabrina Stangl die anhängenden Kurzgeschichten zum Thema Sport sowie die Kurzporträts der Schlümpfe. Ehlert selbst hat "insgesamt darüber geschaut" und genauso wie der Lektor vom Verlag auf sprachliche "Stringenz" geachtet. Denn: Dialekt ist nicht gleich Dialekt und Bairisch nicht gleich Bairisch. Und genau das ist ja auch das Thema, das der Band verhandelt. Eben dass man von Region zu Region oder sogar von Dorf zu Dorf anders spricht. Oder wie es Sabrina Stangl formuliert: "Wir sogn a, die vom Woid redn anders."

Im Original ging es um den Sprachstreit zwischen Flamen und Walonen

In der Geschichte sind es nun die vom "Süddoaf", die anders reden als die "Nordschlimpf" und zum Beispiel "Schlumpfzoiga" statt "Korkenschlumpfa" zum Korkenzieher sagen. Das finden die im Norden erst lustig und bald ärgerlich, schließlich bricht fast ein kleiner Krieg zwischen den Ortsteilen aus. Inspiriert ist das Ganze von den Sprachstreitigkeiten zwischen Flamen und Walonen. Zumindest war das bei der belgischen Originalgeschichte so, die 1972 unter dem Titel "Schtroumpf Vert et Vert Schtroumpf" herauskam und 1974 unter "Korkenschlumpf oder Schlumpfzieher?" erstmals auf Deutsch erschien. Ehlert hat die Geschichte bewusst ausgewählt. Aber nicht, um damit auf aktuelle Debatten um "Wokeness" oder "Political Correctness" anzuspielen, wie er versichert. Sondern um genau diese Dialektvielfalt in Bayern zu thematisieren.

Deswegen sprechen die Schlümpfe auch nicht das relativ oft verwendete Münchnerisch. Und tatsächlich hatte Ehlert auch kurz an eine Konfrontation von Fränkisch und Niederbairisch gedacht. Nur, dann hätten sich Nord- und Südschlümpfe wohl gar nicht mehr verstanden. Jedenfalls: Dass die Schlimpf nicht nur streiten, sondern bairisch granteln, das passt zur Geschichte ziemlich gut. Und ob, wie ein Kritiker meinte, der verwendete Dialekt zu stark regional verortet ist oder verwendete Wörter wie "vonichtn" oder "irrt" falsches Bairisch sind: Darüber kann man, wenn man will, nun diskutieren. Aber nicht, dass der Konflikt darüber ausartet. Und am Ende das Gleiche wie in Schlumpfhausen passiert.

De Schlimpf af Bairisch: Da Roudschlumpf und 's Schlumpfkappal, Splitter-Verlag, Bielefeld 2021, 48 S., 13,95 Euro

Comic auf Bairisch: Die Schlümpfe auf Bairisch sind im Splitter-Verlag erschienen.

Die Schlümpfe auf Bairisch sind im Splitter-Verlag erschienen.

(Foto: Splitter-Verlag)
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