Die Pauli-Parallele:Eine Latex-Landrätin und ein Mord

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Die Ex-CSU-Rebellin Gabriele Pauli ist die Vorlage für einen Kriminalroman. In "Das Lächeln der Landrätin" des Münchner Autors Harry Luck geht es um Politik, Erotik, Macht und Mord.

Claudia Wessel

Sie heißt Pia Blum, ist Ende 40, Landrätin in Starnberg und hat eine verruchte Vergangenheit. Darauf zumindest deuten Fotos hin, die unverhofft in der Presse auftauchen. Fotos, auf welchen die Politikerin in Lack und Latex gekleidet ist. Was hat sie früher getrieben? Und welche Verbindung besteht zum bayerischen Finanzminister, der Spitzenkandidat für das Ministerpräsidentenamt ist?

Autor Harry Luck mit seinem Werk "Das Lächeln der Landrätin". (Foto: Foto: ddp)

Ganz besonders brisant wird diese Frage, als der Büroleiter des Kandidaten, berühmt-berüchtigt durch den Satz "Gegen jeden von euch gibt es etwas", tot aufgefunden wird. Vergiftet, lautet die Diagnose. Das könnte etwas damit zu tun haben, dass der Mann Dossiers über politische Gegner gesammelt hat.

"Und am Ende entwickelt sich doch alles ganz anders, als man gedacht hat", verrät der Münchner Krimiautor Harry Luck, Erfinder dieser Geschichte, bei einem Latte macchiato im Stadtcafé und lächelt verschwiegen. Was heißt Erfinder. Ein wenig hat Luck schon aus der Realität geklaut bei seinem neuesten Krimi "Das Lächeln der Landrätin", der Mitte Mai erscheint. Vorbild für Pia Blum, bekennt Luck PR-wirksam, sei die Fürther Landrätin Gabriele Pauli, was seinen fünften Krimi, so hofft er, zum Bestseller machen soll.

Die Politik und ihre Verwicklungen haben Luck schon immer zu seinen Krimis inspiriert. "Der Isarbulle" lautet der Titel seines ersten, 2003 erschienenen Werks. Auch in "Schwarzgeld" (2004) "Wiesn-Feuer" (2005), und "Absolution" (2007) geht es um ähnliche Themen. Kein Wunder, dass Lucks Kontakt zu Gabriele Pauli ihn anregte.

Zwar hat er die provokante Landrätin, die sich in Latex für das Magazin Park Avenue und nur in eine Bayernfahne gehüllt für die Bunte ablichten ließ, noch nie persönlich zum Gespräch getroffen. Einmal jedoch hat der Redakteur von Focus Online sie am Telefon interviewt, und er hat an mehreren Pressekonferenzen teilgenommen.

Vielleicht haben andere die Idee auch gehabt, Luck aber schrieb am schnellsten. Obwohl der 35-Jährige einen Fulltime-Job, eine Frau, zwei kleine Kinder im Alter von drei und sechs Jahren sowie einen Hund ("Der muss auch dreimal am Tag raus") hat, gelang es ihm, 250 Seiten zu Papier zu bringen, die rechtzeitig vor der Landtagswahl gedruckt werden.

"Wenn andere in die Berge gehen, schreibe ich", erklärt er. Zu seiner Motivation trägt dabei nicht nur bei, dass er "das enge Korsett der Sprache", in welchem er als Nachrichtenredakteur steckt, einmal hinter sich lassen kann. Auch endlich einmal über das schreiben zu können, was sich jeder Journalist im ereignisarmen Alltag klammheimlich wünscht, macht ihm Spaß. So ließ er in seinen ersten Romanen bereits den Kardinal und Papstnachfolger ermorden und einen Anschlag auf den Ministerpräsidenten verüben.

Geschrieben hat Luck "schon immer". Zuerst in der Schülerzeitung, dann beim Remscheider Generalanzeiger, wo er nach einem Schülerpraktikum im Alter von 16 Jahren als freier Mitarbeiter blieb. Nach dem Abitur zog es ihn "in die große weite Welt" - nach München. Hier studierte Luck Politikwissenschaft und beschäftigte sich schon seit 1995 mit der bayerischen Landespolitik. Leidenschaftlicher Krimileser und -schauer war er ebenfalls schon immer.

"Ich wurde mit ,Derrick' und ,Der Alte' sozialisiert", sagt er. Eines Tages kam ihm dann die Idee, einen Krimi im Krimi zu schreiben: Der Schauspieler eines Fernseh-Kommissars gerät selbst unter Mordverdacht. Er schrieb ein Exposé und schickte es an den Emons-Verlag in Köln, bei dem zu der Zeit in der Serie München-Krimis nur ein anderer Autor veröffentlich hatte: Friedrich Ani. Das Exposé gefiel beim Verlag, die Antwort lautete: "Schreiben Sie mal." Das tat Luck und der "Isarbulle" wurde gedruckt. Für sein nächstes Buch wechselte Luck zum KBV-Krimiverlag mit Sitz in der Eiffel.

Wie schreibt Luck? Einfach loslegen und sehen, wohin das Ganze geht? "Nein", sagt Luck. "Wenn ich anfange zu schreiben, ist das Buch eigentlich schon fertig." Vorher entwirft er den Plot und einzelne Szenen. Dann muss er das Skelett praktisch nur noch mit Fleisch bestücken. Um seine Figuren zu entwickeln, greift er zu einer journalistischen Form: "Ich interviewe sie." Man muss sich vorstellen, Luck sitzt mit der noch blassen und unsichtbaren Figur am Tisch und sagt: "Erzählen Sie mal was von sich!"

Pia Blum brauchte nicht allzu viel zu erzählen. Sie sieht gut aus, ist provokant, erotisch und verwickelt in kriminelle Machenschaften. "Haarscharf an der Realität vorbei" nennt Luck das. Hoffnungen auf eine hohe Auflage macht er sich unter anderem aufgrund der großen Beliebtheit des alter ego von Pia Blum. "Als ich gesehen habe, wie sehr die Focus-Online-Leser auf Gabriele Pauli stehen, dachte ich: Da kann man doch was draus machen."

Die erste Lesung aus "Das Lächeln der Landrätin" ist am 2. Juni um 20.15 Uhr im Bayerischen Landtag.

© SZ vom 21.04.2008/wib - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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