Die Panzerknacker in München:Eiertanz im Alpenland

Dick van Dyke flog einst mit dem Tschitty Tschitty Bäng Bäng über Schloss Neuschwanstein, Visconti drehte auf Schloss Linderhof - jetzt erlebt Onkel Dagobert Abenteuer in Bayern. Und wenn ein Entenhausener nach München kommt, wo geht er dann wohl hin?

Von Martin Zips

Claude Chabrol war erst kürzlich wieder in München, Steven Spielberg kommt sicher auch bald mal und Tom Cruise soll doch sehen, wo er bleibt. Bayern und München sind als Filmhintergründe international unschlagbar. Endlich, endlich werden sie auch von weltweit angesehenen Comic-Charakteren besucht.

Wer den zittrigen Professor Bienlein bei Tim und Struppi einmal kennen lernen durfte, die Dalton-Brüder bei Lucky Luke, das wegen eines korsischen Käses explodierende Schiff bei Asterix oder die depressive Lachmöwe bei Gaston, der weiß: Was einmal im Comic gezeichnet wurde, das vergisst man nicht so schnell.

Eine Ehre, an der sich nun auch München erfreuen darf. Bereits Anfang der 80er Jahre schickte Adolf Kabatek, seinerzeit Geschäftsführer des Ehapa-Verlags, einen seiner Redakteure kreuz und quer über den Globus. Auf die Suche nach Plätzen, die in eine Serie mit Onkel Dagobert eingebaut werden könnten, der reichste Enterich der Welt immerhin, wie jeder weiß.

Der glückliche Redakteur besuchte unter anderem das Matterhorn, Venedig, Barcelona. Auch München. Vor über 22 Jahren gab es hier freilich weder Stadionskandale noch umfallende Grabsteine auf dem Südfriedhof. Höchstens ein paar Nackte an der Isar und vielleicht noch das Oktoberfest.

Auf der Wiesn (im Album: "Auf der Wiese") beginnt die in Deutschland konzipierte und in Spanien gezeichnete Geschichte, die ihre Leser von Bierzelten ("Himmikruzifix") über Kettenkarusselle und Isarbrücken ins Deutsche Museum führt. Hier stehlen die kleinkriminellen Panzerknacker drei Oldtimer ("Bayerisches Amtsblatt: ,Polizei startet Großfahndung""), mit denen sie nach einem Stopp in einer oberbayerischen Pension ("Grüß Gott, Zenzi!") in die Alpen aufbrechen ("Mir wird speiübel").

Zunächst nach Zügli, hinter dem sich zweifelsfrei Zürich versteckt. Später dann nach Tillertal, bei dem es sich freilich nicht um das österreichische Zillertal handeln kann, da Tillertal ja in der Schweiz liegt. Und in Tillertal steht Onkel Dagoberts Geldspeicher.

"Eiertanz im Alpenland" heißt der erste Band einer zehnteiligen Dagobert-Reihe, die an den weltweit ausgesuchten Schauplätzen spielt. Die München-Folge sei bisher allein in einem Micky-Maus-Heftchen publiziert worden und zudem nur auf Deutsch erschienen, verspricht der Ehapa-Verlag.

In diesen Tagen nun kommt die etwas hektische Story erstmals als edles Disney-Album samt eigener ISBN-Nummer heraus. Da kann man nicht klagen. Zwar sucht der Münchner Leser vergeblich nach intellektuellen Anspielungen - statt Strauß, Beckenbauer, Bayrhammer ist nur der Dienstmann Alois Hingerl im Winkel eines Bildes zu erkennen. Beklagen soll sich aber jetzt trotzdem niemand.

Süddeutsche Spielorte in Dagobert-Comics - bei Disney dürfte derlei ebenso heiß diskutiert werden wie der türkische EU-Beitritt in der CSU. Und: München trifft Entenhausen soll auch auf Weiteres eine einmalige Angelegenheit bleiben. Himmikruzifix.

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