Die Nacht der Radler:Fahrradtour in XXL

Oldtimer-Fans und Downhill-Profis: Am Samstagabend gehörte der Altstadtring nicht den Autos, sondern Tausenden Radlern.

Monika Maier-Albang

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Der beste Teil der Strecke liegt etwa auf der Hälfte des Weges. Es geht bergab, schon bevor der Tunnel beginnt. Bei der Einfahrt juchzen und johlen sie, winken den Fotografen zu, die sich dort postiert haben oder filmen selbst die Fahrt durch den Tunnel mit der Handykamera.

Manche recken sogar beide Hände in die Luft, was nicht ganz ungefährlich ist, denn es wird rasant hier im Tunnel. Just, wenn man am tiefsten Punkt angelangt ist, gabelt sich der Weg und man muss die Kurve nehmen. Geradeaus geht es in die Prinzregentenstraße, doch der Pulk folgt dem Schild, das nach rechts weist: "Altstadtring" ist darauf zu lesen.

Fotos: Catherina Hess Text: Monika Maier-Albang

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Üblicherweise ist man hier mit dem Auto unterwegs und merkt weder Gefälle noch Steigung. Doch am Samstag, bei Münchens erster "Radlnight", erspürt man die Straße ohne Motor. Tausende nutzen die Gelegenheit, sich einmal anders, ohne Motor, über den Altstadtring zu bewegen. 3400 Menschen sind es nach Angaben der Polizei, wobei das Gros erst kommt, als es auch wirklich losgeht. Start ist am Marienplatz um 21 Uhr.

Das Vorprogramm auf der Bühne, wo ein Vertreter des ADFC erklärt, warum Radfahren toll ist, rauscht weitgehend am Publikum vorbei, weil die meisten, die schon eine Stunde vor dem Start kommen, sich zum Ratsch unter ihresgleichen verabredet haben.

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Mountainbiker, Rennradfahrer, Oldtimer-Fans und Downhillprofis stehen in Grüppchen zusammen. Es gibt Radler, die den Rahmen ihres Prunkstückes mit Lichterketten geschmückt haben, bei anderen glitzert es in den Speichen. Ein paar Familien sind auch dabei, die Kinder tragen meist Warnweste und die Eltern Helm. Vorbildhaft. Zudem mischen sich unters Volk: Skater, Rollschuhfahrer und ein Laufrad, auf dem Jürgen Schmid sitzt. Im Lehel verkauft er Fahrradanhänger, das Laufrad in Erwachsenengröße ist eine Sonderanfertigung und steht normalerweise im Schaufenster. Heute Abend fährt er sein XXL-Laufrad zum ersten Mal richtig aus, und Jürgen Schmid kann locker mit den gängigen Zweirädern mithalten. "Es wär' schon schneller gegangen", sagt er.

Nur die Federung der hölzernen Laufmaschine ist dürftig und Schmid deshalb voll der Bewunderung für die Kleinen, die sonst mit so etwas vorwärts kommen. Sein Po, vermutet er, werde ein "Andenken von der Tour" behalten.

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Zwei Runden geht es um den Altstadtring, geordnet in einer Fahrtrichtung, versteht sich. Am Marienplatz startet der Zug unter freudigem Geklingel. Die Strecke führt vorbei am Sendlinger Tor, über den Stachus, den Maximiliansplatz. Dann saust man auch schon hinunter in den Tunnel. Nach der Kurve steigt die Straße so stark an, dass es sich zeitweise staut und einem nichts übrig bleibt, als hinauf zu schieben.

Oben sitzen die ersten Ausfälle am Fahrbahnrand. Wer hat schon Flickzeug dabei auf einer läppischen Stadttour? Zum Glück sind die Profis da, die aushelfen.

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Dann geht es weiter über den Karl-Scharnagl-Ring, wo man locker zu viert, zu fünf nebeneinander Platz hat und dabei nicht einmal ein schlechtes Gewissen zu haben braucht. Das Schönste an der freien Fahrt über den Ring aber sind die roten Ampeln, über die man dieses eine Mal hinwegsehen darf. Und das unter den Augen der Polizisten, die am Isartor den Verkehr regeln.

Lästig nur ist an der Radlnacht, dass der Ring nicht komplett gesperrt ist. Zwei Stunden, in denen jeder so lange im Kreis fahren könnte, wie es die Zeit zulässt, wären fein. So aber drängeln am Ende des Korsos die Aufräumer und nicht nur die Dame mit dem Roller hat, als im Tunnel die Steigung kommt, Mühe, dass sie mithalten kann. Hinter den Letzten wartet der Verkehr. Nach zwei Runden ist es dann auch etwas abrupt zu Ende und man hat die Wahl zwischen Bett oder der After-Ring-Party auf dem Marienplatz, wo die Trommler Zugaben trommeln. Dass die Ringtour schon vorbei ist, darüber freut sich auf dem Platz nur eine Minderheit.

Freie Fahrt haben jetzt wieder die Taxifahrer.

Fotos: Catherina Hess Text: Monika Maier-Albang

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