Tief unter München, in einem Kellergeschoss am Marsfeld, das sich in ein weitläufiges Wirrwarr von Gewölben und Gängen verzweigt, liegt ein ausgedienter Gärkeller, den alte Brauer als Keller 17 kennen. Die Luft ist kalt und klamm dort unten, fast acht Meter unter den Straßen der Stadt. Die Kette der Deckenlampen taucht den Keller in ein dumpfes Licht. Auf einem Geläuf von Eisenbahnschienen stehen hölzerne Gärbottiche, an der Wand gegenüber lagern mannshohe Mutterfässer, alle leer. In einer Ecke eine Euro-Palette. Darauf zwei Holzfässer. Sie sind die Einzigen in diesem Keller voller Krempel, die noch im Einsatz sind - ein einziges Mal im Jahr, immer am ersten Tag der Wiesn, wenn der Oberbürgermeister das erste Fass anzapft und damit das Oktoberfest eröffnet.
Die Geschichte des Anstich-Fasses:Die Ruhe vor dem Rausch
Lesezeit: 8 Min.
An diesem Samstag wird der Münchner Oberbürgermeister wieder das Oktoberfest eröffnen - und Millionen schauen zu. Stets im Rampenlicht und doch unbekannt: das uralte Anstich-Fass. Das Porträt eines hölzernen Heiligtums
Von Roland Schulz, SZ-Magazin
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