Kritik:In friedlicher Harmonie

Diana Damraus Weihnachtskonzert mit dem Münchner Rundfunkorchester

Von Andreas Pernpeintner

Eine große Sopranistin wie Diana Damrau kann wohl vieles von dem aufnehmen, was sie gerne aufnehmen möchte. Dass nun ausgerechnet eine CD mit Weihnachtsmusik ein lange nicht verwirklichter Wunschtraum ist, erst durch die Besinnung während der Corona-Zäsur realisiert? Wenn sie es sagt, wird es so sein. "My Christmas" heißt die CD.

Damrau erläutert bei ihrem Konzert mit dem Münchner Rundfunkorchester unter der Leitung von Jérémie Rhorer in der etwas brüchig besetzten Isarphilharmonie, was dieser Titel bedeutet. "Mein Weihnachten", könnte man vermuten. Aber das ist zu simpel gedacht. Es ist das Weihnachten ihrer Kindheit mit Mama und Großmutter beim Singen in der Kirche. Die "Mission Weihnachten" als - Achtung - "Fest der Liebe", Musik als - Obacht - "Sprache der Seele". Was man halt so sagt.

Als Damrau das Sprechmikrofon beiseitegelegt hat, erklingt jedenfalls schöne Musik. Das Rundfunkorchester ist ein idealer Partner für alle erforderlichen Stilrichtungen, etwa für die Tonfilm-Lieblichkeit, die es in der zweiten Programmhälfte für Weihnachtslieder-Medleys (Bearbeitungen von Richard Whilds) braucht. Aus den einfachen und vertrauten Liedern etwas musikalisch Elaboriertes zu machen (was Instrumentation und bedeutungsvollen Vortrag mit vibrierender Stimme betrifft), wirkt mitunter etwas artifiziell. Aber kunstvoll ist es fraglos.

Außerdem - und das ist wirklich schön - ist dieses Konzert weit davon entfernt, im musikalischen Christkindlmarkt-Segment zu verharren. Das verhindern unter anderem Bachs Solokantate "Jauchzet Gott in allen Landen!", mehrere Händel-Arien, das vom Orchester agil und zart musizierte Concerto grosso "fatto per la notte di Natale" von Antonio Corelli und die exquisite Spielkultur des Solotrompeters Matthias Höfs. Damrau prescht dabei nicht in den Vordergrund; tatsächlich wünschte man sich manchmal, sie wäre klanglich etwas präsenter. Doch die friedliche Harmonie zwischen Singstimme und Orchester, die sich einstellt, ist schon sehr charmant.

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