Deutschland als neue Heimat für Flüchtlinge:Rauchwolken und Schreie

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Im Sudan geht es Ibrahim gut. Er hat Arbeit und gründet eine Familie. Doch nach acht Jahren ist er auch dort nicht mehr erwünscht, er soll wieder nach Eritrea geschickt werden. Zurück in das Land, in dem ihn als Deserteur Folter, Gefängnis und vielleicht sogar der Tod erwarten. Statt dieses Risiko einzugehen, setzt er sich nach Libyen ab, Frau und Kind lässt er zurück. Wenn dieses Thema zur Sprache kommt, wird Ibrahim etwas wortkarg. Natürlich vermisse er seine Familie. Er träume davon, dass sie irgendwann nachkommen könne, sagt er. Aber er weiß, dass das im Moment eben nur ein Traum ist.

Auch in Libyen kann Ibrahim schließlich wegen des Bürgerkriegs nicht bleiben. Und so landet er im Lager Sousha. Den Brand, bei dem sechs Menschen starben, hat er in einem Video auf seinem alten Nokia-Handy. Mit zitternden Händen zeigt er die Bilder. Man sieht dicke schwarze Rauchwolken und hört verzweifelte Schreie.

"Wenn eine Rückkehr ins Heimatland ausgeschlossen ist und auch eine langfristige Integration im Gastland nicht infrage kommt, kann ein Flüchtling für das Resettlement-Programm der UN infrage kommen", sagt Sarah Hergenröther. Die 33-Jährige arbeitet für Save Me, eine durch die Stadt München geförderte Kampagne zur Ansiedlung von Flüchtlingen. Hergenröther betreut die 21 Neuankömmlinge, sowie 127 Iraker, die bereits 2009 im Rahmen eines Sonderprogramms nach München kamen. Unter den 21 Neuen sind neben Ibrahim eine sudanesische Mutter mit fünf Kindern und irakische Familien, die wegen ihres christlichen Glaubens fliehen mussten.

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