"Dirty Dancing" im Deutschen Theater:Tanz und Wassermelone

"Dirty Dancing" im Deutschen Theater: Endlich wird wieder getanzt: "Dirty Dancing" im Deutschen Theater.

Endlich wird wieder getanzt: "Dirty Dancing" im Deutschen Theater.

(Foto: Jens Hauer /Deutsches Theater)

Hebefiguren, Haartollen und wehende Kleider: Die überarbeitete Bühnenfassung von "Dirty Dancing" hat alles, was das Original zum Kultfilm machte - versucht aber auch die Bürgerbewegung der Sechzigerjahre nicht aus dem Blick zu verlieren.

Von Henriette Busch

Frances "Baby" Houseman (Deike Darrelmann) dreht sich mit wehenden Röcken zur Musik, die auf der Party der Angestellten des Ferienresorts Kellerman's ertönt. Die Szene verdunkelt sich, nur Baby wird von einem schwächer werdenden Spotlight angestrahlt - und in der nächsten Sekunde nimmt sie am helllichten Tag gemeinsam mit anderen Gästen am Freizeitprogramm der Hotelanlage teil. Szenenübergänge wie dieser - dynamisch, fließend und nicht als solche wahrnehmbar - sind es, die die neubearbeitete Bühnenfassung des Kultfilms "Dirty Dancing" von 1987 ausmachen. Obwohl das Ensemble ständig in Bewegung ist, schafft es Regisseur Alex Balga mit Hilfe von Bühnenbild, Lichtwechsel und geschickter Darsteller-Platzierung, die Zuschauer so zu fesseln, dass der Aufbau der nächsten Szene nicht wahrgenommen wird. Musik und Tanz bilden einen unausweichlichen Sog, während das Publikum dabei ist, wenn die Arzttochter Baby und der mittellose Tänzer Johnny Castle (Máté Gyenei) sich im Sommer 1963 verlieben.

Die Show, eine fast exakte Kopie des Films, imitiert so gekonnt die Filmmontage, die nur im weniger dynamischen, weil mit schwereren Themen beladenen, zweiten Akt etwas holprig verläuft. Die Originalmusik kommt vom Band, ein Teil des Gesangs ebenso. Zurück bleibt der Wunsch, den Live-Gesang von Leadsängerin Bente Mulan Nanayakkara öfter hören zu können. Das Schauspiel steht zwar qualitativ hinter dem Tanz an, in Erinnerung bleibt aber Hauptdarstellerin Darrelmann, die Jennifer Greys Ausstrahlung aus dem Film bis ins kleinste Detail trifft. Zusätzliche Szenen geben "Babys" Eltern und dem von Niklas Schurz nuanciert übertrieben dargestellten, schmierigen Hotelerben Neil, der plötzlich für die Rechte der Schwarzen Bevölkerung der USA demonstrieren will, mehr Tiefe. Denn 1963 war auch das Jahr von Martin Luther Kings "I have a Dream"-Rede. Die Überarbeitung der 2004 uraufgeführten Bühnenfassung versucht dem Publikum in Erinnerung zu rufen, dass neben dem gezeigten Konflikt zwischen Ober- und Unterschicht der Rassismus nicht vergessen werden darf. Inwieweit das Publikum das neben der Geschichte wahrnimmt, bleibt offen. Fans werden aber, spätestens wenn die erste Wassermelone zu sehen ist, vom Gesamtwerk überzeugt sein.

"Dirty Dancing - Das Original Live on Tour", bis 26. März, Deutsches Theater München, Schwanthalerstraße 13

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