Das Deutsche Museum kennen die meisten als eines der größten Wissenschafts- und Technikmuseen der Welt. Was die meisten nicht wissen ist, dass das Museum auch hinter den Kulissen einiges zu bieten hat. 24 Werkstätten mit insgesamt mehr als 70 hoch qualifizierten Handwerkern und Handwerkerinnen füllen neben den 125 000 Ausstellungsstücken die Räume des Deutschen Museums in München. Zum Tag der offenen Werkstätten am 28. September öffnen neun davon für Neugierige aller Altersklassen ihre Türen. Angeboten werden Führungen durch die Buchbinderei, die Schreinerei, das Medienlabor sowie durch die Restaurierungs-, Modellbau-, Elektronik-, Malerei- und Bildhauerwerkstatt.
Zwischen kleinen Schräubchen, Druckexemplaren und zahlreichen Pinseln kann den Expertinnen und Experten auf die Hände geschaut und der Weg von der Idee zum Ausstellungsobjekt beobachtet werden. Dieser Weg führt durch die verschiedensten Werkstattabteilungen, die immer im Team agieren – eine Einzigartigkeit des Deutschen Museums. Handwerker und Künstlerinnen erklären an diesem Tag ihre mit Feinarbeit und Fürsorge hergestellten neuen Werke. Was sonst hinter verschlossenen Türen passiert, kann am kommenden Samstag in persona entdeckt werden.

Malereiwerkstatt
In der Malereiwerkstatt werden Miniaturfiguren, diverse Hintergründe und Mauerziegel bearbeitet und bepinselt, genauso wie andere Ausstellungsobjekte, die Lackierarbeit oder eine Restaurierung benötigen. Meistens sorgen die Malenden für den letzten Feinschliff, bevor das jeweilige Exponat in die Ausstellung gelangt. Derzeit ist die Werkstatt vor allem gefüllt von dem 3,80 Meter langen Modell des Schiffs Milwaukee, das hier kosmetisch hergerichtet wird und von Besuchenden bewundert werden kann.
„Solch ein Prozess dauert um die zwei bis drei Wochen“, erzählt Malermeister Martin Sünder. Ende des Jahres geht das Exponat nach einem fast achtzigjährigen Aufenthalt an der Isar ans Schifffahrtsmuseum nach Hamburg. Und auch sonst wird es viel zu sehen geben. „Wir werden an jedem Tisch etwas anderes zeigen“, so Sünder. Gemeinsam mit den Modellbauenden arbeitet die Malerei derzeit an einem Stückchen Mauerwerk für ein besonderes Diorama. In einem weiteren Projekt zusammen mit der Bildhauerei arbeiten die Maler und Malerinnen zudem an unechten Steinen für das zukünftige Bergwerk, jener Ikone des Hauses, die wegen der Generalsanierung ausgebaut werden musste.
Bildhauerwerkstatt
Es ist wie ein kleines Puzzle, das sich beim Betreten jeder weiteren Werkstatt weiter zusammenfügt. Die eben bewunderten unechten Steinbrocken in der Malereiwerkstatt zieren in der Bildhauerei als kleiner Hügel die Mitte des Raumes. „Das Schöne ist, dass in jeder Werkstatt die Fachfrau oder der Fachmann wartet“, erklärt Bildhauerin Elisabeth Straßer und fährt fort: „Hier sitzen die Profis, das ist toll.“
Auch die Bildhauer- und die Modellbauwerkstatt arbeiten eng zusammen. Derzeit steht ein berühmtes Diorama der Fabrikhalle von Krupp im Fokus. Die Bildhauenden sind meist zuständig für erste Skizzen sowie das Gestalten der Landschaften und Figuren. „Wir sind diejenigen, die da Leben reinbringen“, beschreibt Straßer glücklich. Die Bildhauerei arbeitet, anders als die Modellbauerei, „ein bisschen freier, mehr mit dem Auge“, so die Bildhauerin. Aktuell arbeitet die Werkstatt ebenfalls an einem Exponat über Wasserkraft für die Ausstellung zu Kraftmaschinen.

Modellbauwerkstatt
Während sich in der Bildhauerwerkstatt Zeichnungen und erste kleine Modelle türmen, finden die Besuchenden in der Modellbauwerkstatt erste konkrete Modelle vor, die es zukünftig auch in den Ausstellungen zu sehen gibt. Detailgetreu und präzise werden hier Modelle mit Fokus auf die technischen und mechanischen Details gebaut. Werkstattleiter Claus Grünewald und sein Team arbeiten aktuell an jenem Diorama zur Fabrikhalle von Krupp. Das Modell im Maßstab 1:30 zeigt perspektivisch die Dampfmaschine von Alfred Krupp und das Leben drum herum. Im Hintergrund soll schlussendlich das Original zu sehen sein, welches auch noch funktioniert.
Eingeplant ist das Diorama für das Jahr 2028. Es braucht viele Grobarbeiten und Recherche zur Vervollständigung, es ist ein „langsames Antasten. Wir können es nur nachbauen, wenn wir wissen, wie es ausgesehen hat“, so Claus Grünewald. Ebenfalls zu sehen sein wird ein Hunde-Tretrad-Diorama, das eine Nagelschmiede um 1850 zeigt und aktuell wieder hergerichtet wird.

Schreinerei
In der Schreinerei, einer der größten Werkstätten des Deutschen Museums, wird am Unterhalt der Sammlungen, an Möbeln sowie an Vitrinen, Sockeln oder Wandtafeln gearbeitet. Besonders stolz ist Werkstattleiter Friedhelm Simon über einen 2005 gebauten Kutschensimulator, der bis heute im Verkehrszentrum steht und einwandfrei funktioniert. Verschiedenste Werkstätten haben für dieses Projekt zusammengearbeitet. „Das war ein unglaublich spannender Moment, alle einzelnen Teile anschließend zusammenzusetzen“, sagt der Schreiner.
Für alle Projekte des Museums wird deutlich: Ohne Teamarbeit geht es nicht. „Man kann es nicht als Einzelkämpfer machen. Das geht nur im Verbund. Und das funktioniert hier wirklich exzellent“, schwärmt Friedhelm Simon und fährt fort: „Das ist die Stärke des Museums. Wir haben hier ganz kurze Wege. Diese Vielzahl an Werkstätten ist in der Museumslandschaft wirklich einzigartig.“ Anschließend an ihre Arbeiten für die Ausstellung „Licht und Materie“ arbeitet das Team derzeit an der November Ausstellung „Dünnes Eis“.
Besichtigungstouren
Tour A führt barrierefrei durch die Buchbinderei, die Druckerei und die Schreinerei. Die Führung um 11.30 Uhr ist zudem in Gebärdensprache. Entlang der Restaurierungs-, der Modellbau- und Elektronikwerkstatt führt Tour B (nicht barrierefrei). Die dritte Tour C präsentiert die Werkstätten der Malerei und Bildhauerei sowie das Medienlabor – ebenfalls barrierefrei und mit Führung in Gebärdensprache (10 Uhr). Für Kinder ab sechs Jahren und ihre Familien werden barrierefreie Touren durch die Schreinerei und Druckerei angeboten (9, 11 und 14 Uhr). Abgerundet wird das Programm durch einen Rundgang durch den Turm des Museums (ab 9.30 Uhr alle zwei Stunden, nicht barrierefrei).
Tag der offenen Werkstätten im Deutschen Museum, Samstag, 28. September, 8 bis 16 Uhr, die Teilnahme ist kostenlos, Treffpunkt am Informationsstand an der Uferstraße, Museumsinsel 1, deutsches-museum.de