Nach Kostenexplosion:Die Sanierung des Deutschen Museums zieht sich

Lesezeit: 2 min

  • Die Wiedereröffnung des Deutschen Museums stand auf der Kippe, nachdem die Kosten explodiert waren und das beauftragte Architekturbüro Insolvenz angemeldet hatte.
  • Nun hat der Verwaltungsrat beschlossen, das vorhandene Geld für den ersten Bauabschnitt auszugeben. Er soll bis 2021 fertig werden.
  • Gleichzeitig will der Verwaltungsrat auch die Pläne für den zweiten Bauabschnitt vorantreiben. Wie es weitergeht, hängt aber vom Geld ab.

Von Martina Scherf

Wie geht es weiter mit dem Deutschen Museum? Nachdem zuletzt klar geworden war, dass die Kosten für die Sanierung explodiert sind, und das mit der Planung beauftragte Architekturbüro Insolvenz angemeldet hatte, standen die Glocken auf der Isarinsel auf Alarm. Würden Gebäude und Ausstellungen überhaupt angemessen renoviert werden können? Wäre der geplante Eröffnungstermin im Jahr 2025 zu halten? Bliebe die Jahrhundertsanierung eines der bedeutendsten Technikmuseen der Welt am Ende gar ein Stückwerk? In einer Sondersitzung hat sich der Verwaltungsrat nun mit möglichen Szenarien befasst, um zu retten, was zu retten ist. Ergebnis: Das vorhandene Geld wird für den ersten Bauabschnitt ausgegeben. Für die zweite Hälfte der Sanierung soll das Museum bis Herbst 2020 neue Kostenrechnungen, also ein Sparprogramm, vorlegen. Dann sieht man weiter.

Der erste Bauabschnitt mit seinen 19 Ausstellungen soll so schnell wie möglich fertiggestellt werden, und zwar im Kostenrahmen der derzeit bewilligten 445 Millionen Euro, lautet der Auftrag des Verwaltungsrats. Ursprünglich hätte dieser Teil schon 2019 wieder eröffnet werden sollen. Jetzt ist von 2021 die Rede.

Gleichzeitig, so hat der Verwaltungsrat nun beschlossen, sollen aber auch die Pläne für den zweiten Bauabschnitt vorangetrieben werden - mitsamt der Erneuerung der Ausstellungen. Dabei sollen "Nutzungsvarianten und Abschnittslösungen" entwickelt werden. Auf dieser Basis könnten dann weitere Mittel bewilligt werden. Zuletzt hatte der bayerische Wissenschaftsminister Bernd Sibler (CSU) weitere 150 Millionen Euro in Aussicht gestellt, verbunden mit der Aussage, dies sei "das letzte Wort". Von einem Kostendeckel ist nun aber nicht mehr die Rede.

Der Verwaltungsrat ist für die Finanzen und die strategische Entwicklung des Museums zuständig. Sein Vorsitzender ist der Manager Wolfgang Reitzle. In dem zehnköpfigen Gremium sitzen Vertreter der Industrie, aber auch Rolf-Dieter Jungk, Amtschef des bayerischen Wissenschaftsministeriums, und Georg Schütte, Staatssekretär des Bundesforschungsministeriums. Bund und Land tragen den Großteil der Sanierungskosten. Als Körperschaft des öffentlichen Rechts handelt die Museumsleitung aber selbständig, sie untersteht nur der staatlichen Rechtsaufsicht.

Immerhin, die jetzt getroffene Entscheidung bedeute, "die Generalsanierung hat eine Zukunftsperspektive", heißt es dazu verhalten positiv in einer Pressemitteilung des Museums. Das insolvente Architekturbüro Schmidt-Schicketanz und Partner hat außerdem zugesagt, noch bis Juli weiterzuarbeiten. Man sei zuversichtlich, bald einen Nachfolger präsentieren zu können, heißt es.

In jedem Fall wird der Eingang des Hauses wie geplant zunächst an die Corneliusbrücke an der Rückseite des Museums verlegt. Ursprünglich sollte das Forum der Technik an der Ludwigsbrücke mit dem alten Kongresssaal, das derzeit von dem Blitz-Club genutzt wird, zu einem neuen, mit Zukunftstechnologien ausgestatteten Entree umgestaltet werden. Das ist wohl eine der vielen schönen Ideen, die vorläufig dem Sparzwang geopfert werden müssen.

Im zweiten Bauabschnitt, um den es nun geht, sind eine Reihe von Attraktionen des Museums untergebracht. Allen voran das Bergwerk. Generationen von Kindern haben die künstlichen Gruben und Stollen mit ihrer einzigartigen Atmosphäre schon besucht. Anfangs gingen die Planer davon aus, das Bergwerk nicht antasten zu müssen. Dann wurde klar, dass sein Zustand modernen Brandschutz-Anforderungen nicht genügt. Das Bergwerk muss ausgebaut werden. Ob es renoviert und wieder errichtet werden kann, hängt nun von der weiteren Kostenentwicklung ab.

Auch die Elektrikabteilung mit ihren beliebten Starkstromvorführungen und die Exponate zur Schifffahrt gehören in Bauabschnitt zwei. Die Kuratoren dieser Abteilungen sind längst mit neuen Konzepten für die Präsentation beschäftigt. Wie viele ihrer Ideen sie umsetzen können, ist nun nicht mehr sicher.

Dass die 2011 zugesagten Mittel von 445 Millionen Euro nicht für die gesamte Sanierung reichen würden, ist schon seit langem klar. Überraschungen bei der Betonsanierung in dem denkmalgeschützten, fast 100 Jahre alten Baukörper und vor allem die exorbitanten Preissteigerungen im Baugewerbe ließen die Kosten explodieren.

Am kommenden Mittwoch muss Museumsdirektor Wolfgang Heckl dem Wissenschaftsausschuss im Landtag Rede und Antwort stehen.

© SZ vom 28.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: