Deutsches Museum:Politiker fordern bis zur Sommerpause Zahlen zur Sanierung

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  • Keiner der Verantwortlichen kann sagen, wie lange die 445 Millionen Euro reichen werden. Und ob es mit den zusätzlich in Aussicht gestellten 150 Millionen Euro getan sein wird.
  • Näheres zum Zeitplan und zur benötigten Finanzierung will das Deutsche Museum im Herbst 2020 bekannt geben.
  • Der erste Bauabschnitt mit 19 von 35 Ausstellungen soll nach bisherigem Sachstand bis 2021 abgeschlossen sein.

Von Evelyn Vogel

"Ratlos" und "enttäuscht" zeigten sich Mitglieder von Wissenschafts- und Kunst- sowie Haushalts- und Finanzausschuss quer durch alle Fraktionen nach einer Anhörung zum Stand der Sanierung und des Finanzierungsbedarfs des Deutschen Museums am Mittwoch im Landtag. Generaldirektor Wolfgang Heckl, der für den Bau Generalbevollmächtigte Dieter Lang, Fabian Schuster von der Unternehmensberatung Ernst und Young und Ministerialrat Florian Albert mussten den Ausschussmitgliedern im bayerischen Landtag Rede und Antwort stehen.

Am Ende bezeichneten sich die Ausschussmitglieder als "kein bisschen klüger", beklagten "mangelnde Klarheit und Transparenz" oder wiesen darauf hin, dass derlei "scheibchenweise" Informationspolitik dem Projekt schade. "Diese Taktik", so die stellvertretenden Haushalts- und Finanzausschuss-Vorsitzende Claudia Köhler, "gefällt mir gar nicht." Und damit brachte sie die Unzufriedenheit der Mehrheit der versammelten Abgeordneten auf den Punkt.

Vor allem die Tatsache, dass keiner der Verantwortlichen sagen konnte, wie weit die bislang genehmigten 445 Millionen Euro reichen werden - und ob es mit den zusätzlich in Aussicht gestellten 150 Millionen Euro dann getan sein wird, sorgte für Unmut.

Klar ist, dass es zum 100. Jubiläum des Deutschen Museums 2025 keine glanzvolle Wiedereröffnung eines vollständig sanierten und modernisierten Hauses geben wird. Der erste Bauabschnitt mit 19 von 35 Ausstellungen soll nach bisherigem Sachstand bis 2021 abgeschlossen sein. Wie weit die Sanierung im zweiten Bauabschnitt - in dem sich unter anderem Attraktionen des Deutschen Museums wie das Bergwerk befinden - dann gediehen sein wird, ist noch völlig offen. Näheres zum Zeitplan und zur benötigten Finanzierung will das Deutsche Museum im Herbst 2020 bekannt geben.

Was klärend zur Sachlage aktuell beigetragen wurde, war in etwa folgendes: Trotz der etwa 1400 Probebohrungen bei laufendem Betrieb hatte man nicht vorhersagen können, dass der verbaute Stahlbeton in derart schlechtem Zustand sein würde, so dass viel grundsätzlicher in die denkmalgeschützte Bausubstanz eingegriffen werden muss als erwartet.

Die komplizierte Baustelle mit einer Größe von mehr als 70 000 Quadratmetern Ausstellungsfläche in einer exponierten Lage auf der Museumsinsel erschwert die Bauarbeiten zusätzlich. Hinzu kommt, dass beim derzeitigen Bauboom die Preise explodieren und es an Kapazitäten mangelt. Zwar konnte nach der Insolvenz des bisherigen Planungsbüros ein Baustopp verhindert werden - und es ist auch ein neues Architekturbüro gefunden. Dieses soll nach Ablauf der Einspruchsfrist am Montag beauftragt werden. Doch ist absehbar, dass die Einarbeitung zu einer weiteren Verzögerung führen wird.

Positiv wurde die Nachricht aufgenommen, dass die Besucherzahlen trotz der Bauarbeiten stabil geblieben sind. Dass das Deutsche Museum kein Münchner und auch kein deutsches Ausstellungshaus ist, dass es als Wissenschaftsmuseum international einen großartigen Ruf genießt und für viele eine "berufsbildende Entscheidung" hat, wie Heckl in seiner emotionalen Rede betonte, scheint auch allen Anwesenden klar zu sein. Diese machten, auch quer durch alle Fraktionen, deutlich, dass sie hinter dem Deutschen Museum stehen.

Zahlen fordert man aber weiterhin. Nun in Schriftform schwarz auf weiß - und bittschön noch vor der Sommerpause.

© SZ vom 04.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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