Deutsches Museum:Ende eines Machtkampfes

Deutsches Museum: Das Deutsche Museum soll für insgesamt 400 Millionen Euro umfassend saniert werden.

Das Deutsche Museum soll für insgesamt 400 Millionen Euro umfassend saniert werden.

(Foto: Robert Haas)

Die Sanierung des Deutschen Museums wird mehr Geld und Zeit beanspruchen als vorgesehen. Drei neue Verwaltungsräte sollen wieder Schwung in das Projekt bringen - und der amtierende Verwaltungsratschef Wolfgang Herrmann geht.

Von Martina Scherf

Mit einem teilweise neu besetzten Verwaltungsrat und neuen Beratern will das Deutsche Museum die ins Stocken geratene Sanierung des Hauses vorantreiben. Zugleich sollen die Konflikte an der Spitze entschärft werden. Das Kuratorium des Museums hat am Mittwoch drei neue Verwaltungsräte gewählt, die Generaldirektor Wolfgang Heckl bei dem Jahrhundertprojekt Sanierung unterstützen sollen.

Wolfgang Reitzle, Vorstandsvorsitzender der Linde AG, Georg Fahrenschon, einst bayerischer Finanzminister und jetzt Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, und Axel Cronauer, langjähriger Eigentümer eines der größten deutschen Ingenieurbüros, gehören dem Gremium künftig an.

Dagegen hatte sich der bisherige Verwaltungsratsvorsitzende Wolfgang Herrmann, Präsident der Technischen Universität (TU), nicht mehr zur Wahl gestellt. Herrmann hatte sich mit Heckl und dem einflussreichen Kuratorium wegen der Pläne für einen neuen Konzertsaal auf der Museumsinsel überworfen.

Er hatte sich für dieses Projekt stark gemacht, während Heckl und große Teile des Kuratoriums dieses strikt ablehnten, weil es aus ihrer Sicht die Pläne des Museums durchkreuzte. Aus Teilen des Kuratoriums war Herrmann nach SZ-Informationen deswegen der Rücktritt nahegelegt worden. Herrmann wurde am Mittwoch gebührend verabschiedet, das Deutsche Museum und die TU wollen aber auch in Zukunft zusammenarbeiten.

Ihren neuen Vorsitzenden wollen die insgesamt zehn Verwaltungsräte bis Juli bestimmen, Reitzle gilt als einer der denkbaren Kandidaten. Der Linde-Chef hatte schon 2008 die ersten fünf Millionen Euro für die Zukunftsinitiative Deutsches Museum gespendet, zusammen mit weiteren sechs Mäzenen aus dem Gründerkreis. Reitzle, der sich auch gerne in der Münchner Gesellschaft zeigt, scheidet Ende Mai aus dem Vorstand der Linde AG aus.

Axel Cronauer bringt Erfahrung mit Großprojekten mit

Er hätte also Zeit, sich für die Geschicke des Deutschen Museums einzusetzen. Allerdings hat er schon einige Aufsichtsratsposten, weitere werden ihm angetragen. Auch soll er nach der geplanten Fusion der europäischen Baustoffkonzerne Holcim und Lafarge den Verwaltungsrat des dann weltgrößten Zementherstellers leiten.

Axel Cronauer bringt Erfahrung mit Großprojekten mit: Er hat mit seinem Planungsbüro den Bau des Münchner Flughafens geleitet. Und der Finanzpolitiker Fahrenschon, so hofft das Kuratorium, wird mit seinen guten Kontakten in die Politik für die nötige Unterstützung sorgen.

Im Kuratorium, das den Verwaltungsrat bestimmt, sitzen hochdekorierte Wissenschaftler wie der Präsident der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Karl-Heinz Hoffmann, oder Egon Greipl, bis vor kurzem Bayerns oberster Denkmalschützer, Verleger wie Hubert Burda, Unternehmer wie Wolfgang Porsche und seit Mittwoch auch der Fernsehjournalist Rangar Yogeshwar.

Diese "kollektive Intelligenz", habe nun einen Verwaltungsrat berufen, der in Zukunft "vernünftige Entscheidungen" zugunsten des Museums treffen werde, sagte der Kuratoriumsvorsitzende Rainer Salfeld, Chef der Artemed-Kliniken. Heckl bezeichnete die Wahl der drei Neuen als "Glücksfall".

Controller im Ministerium sollen über den Fahrplan der Sanierung wachen

Nach zwei Jahren Streit um den von der Staatsregierung geforderten Konzertsaal an Stelle des alten Kongresssaales auf der Museumsinsel - eine Idee, die inzwischen fallen gelassen wurde -, wollen alle Beteiligten den Blick nun nach vorne richten. Neben den neuen Verwaltungsräten bekommt Heckl weitere Unterstützer bei der Sanierung des Museums an die Seite gestellt.

Künftig ist ein im Direktorium angesiedelter Generalbevollmächtigter für alle Baumaßnahmen zuständig. Außerdem wird das Wissenschaftsministerium ein Controlling speziell für das Museum einrichten. Die Gesamtplanung liegt seit Oktober 2013 beim Architekturbüro Schmidt-Schicketanz. Bis Juni 2015 soll der Entwurf vorliegen.

Dass die 400 Millionen Euro, die der Masterplan 2010 für die Sanierung vorsah, nicht reichen werden, ist absehbar. Denn neben Brand- und Hochwasserschutz, Energietechnik, Umzugskosten und weiteren notwendigen Ein- und Umbauten ist bisher von gestalterischen Maßnahmen oder Inhalten noch nicht einmal die Rede gewesen.

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