Süddeutsche Zeitung

Deutsches Museum:Ein Flugzeug auf großer Fahrt: Tante Ju zieht um

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Wegen des Umbaus im Deutschen Museum verschwindet das historische Flugzeug vorübergehend in einem Depot - und wird dabei von kritischen Blicken begleitet.

Von Melanie Staudinger

Elias bleibt skeptisch. Nein, sagt der Fünfjährige, ein richtiges Flugzeug sei das doch nicht. Der Kleine weiß auch ganz genau, was fehlt: die Flügel. Zusammen mit seiner Mutter ist er am Sonntagvormittag zur Corneliusbrücke gekommen. Dort startet gleich ein ganz besonderer Transport. Die Tante Ju, eine 2,5 Tonnen schwere Junkers Ju 52, muss das Deutsche Museum verlassen, weil die Ausstellung modernisiert wird. Einige Dutzend Münchner sind trotz des leichten Nieselregens gekommen, um den Flieger auf einem Tieflader zu sehen und vor allem zu fotografieren, doch Elias ist die Enttäuschung deutlich anzumerken. Nein, ein richtiges Flugzeug ist das nicht, sagt er noch einmal.

Die Verantwortlichen des Deutschen Museums indes sind sichtlich erleichtert, dass sie das Flugzeug aus dem Gebäude herausgebracht haben. Ursprünglich gingen sie davon aus, dass die Tante Ju zu groß sei, um sie während der Sanierungsarbeiten auszulagern. Das Flugzeug hätte im Haus bleiben müssen, eingehaust zwar und so vor der Baustelle geschützt. "Doch jedes Exponat, das drin bleibt, behindert natürlich ein Stück weit die Arbeiten", sagt Sprecher Gerrit Faust. Den Flugzeug-Experten des Deutschen Museums ist es aber doch noch gelungen, eine Lösung zu finden. Der Flieger sei in einem sehr guten Zustand, Flügel und Leitwerk ließen sich überraschend leicht vom Rumpf trennen, sagt Faust.

Das geschah in den vergangenen Wochen. Die 14 Meter lange Tante Ju wurde zerlegt und mit einem Kran aus dem ersten Stockwerk ins Erdgeschoss der Luftfahrthalle heruntergelassen. Am Samstag dann begann der erste Teil der Reise. Das Flugzeug musste mit Hilfe eines Krans aus dem Museumsgebäude geschafft werden. "Das war relativ problemlos", sagt Faust zufrieden. Schließlich sei die Tante Ju einigermaßen schlank.

Viel mehr Schwierigkeiten hatte das Museum etwa mit dem Senkrechtstarter gehabt, an dessen Seiten noch Triebwerke befestigt sind. "Er ist sehr breit, was den Transport aufwendig macht", erklärt der Museums-Sprecher. Die Junkers wurde anschließend einmal um das Deutsche Museum herumtransportiert und wartete eine Nacht auf Teil zwei ihrer Reise.

Das Ziel, also in welchem Depot der Flieger nun gelagert wird, will das Museum nicht verraten. Für den Transport werden gleich zwei Tieflader benötigt. Auf dem ersten ruht Tante Ju. Der Lastwagen dahinter transportiert die beiden Flügel. Mit der Junkers Ju 52 verlässt das letzte Großexponat die Luftfahrtausstellung. Ein paar Ausstellungsstücke wie der Airbus (ein Rumpfquerschnitt mit Flügeln) oder die Vergeltungswaffe V 2, die als "Wunderwaffe" der Nationalsozialisten fungieren sollte, müssen im Museum bleiben. Zu sperrig sind sie, um woanders unterzukommen.

Der Umzug der Tante Ju kommt nicht zu früh. Für die Modernisierung des Museums muss ein Teil des Ausstellungsgebäudes leergeräumt werden - und zwar bis zum Juli. Etwa 11 000 Objekte, viele davon tonnenschwer, mussten abtransportiert und eingelagert werden. Sie kommen 2019 zurück, wenn der erste Bauabschnitt abgeschlossen ist.

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Quelle:
SZ vom 27.06.2016
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