Mode & Architektur:Ein Ende der Verschwendung

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Der Pavillon 333 vor der Pinakothek der Moderne. (Foto: Matthias Kestel)

Auf dem Gelände der Pinakotheken: Schüler der Deutschen Meisterschule für Mode zeigen im Pavillon der Architekturstudenten, wie sie die Zukunft sehen.

Von Fiona Rachel Fischer und Susanne Hermanski

Doppeltes Glück: Bisher hat es nur wenig Möglichkeiten gegeben, den Pavillon 333 von innen zu sehen. Dabei steht das kleine Bauwerk gleich neben der Pinakothek der Moderne durchaus an exponierter Stelle. Seit anderthalb Jahren ist es nun fertig. Die Pandemie, der Sparzwang der Pinakotheken, der Mangel an Aufsichtspersonal haben das temporäre, in studentischer Eigenleistung erstellte Bauwerk und den großen Stolz der Holzbau-Architekten von der Technischen Universität München (TUM) in einen weitgehenden, vollkommen unfreiwilligen Lockdown versetzt.

Studenten der TU München haben diesen Pavillon gebaut, sein Inneres steht in Pandemiezeiten viel zu oft leer. (Foto: Friedrich Bungert)

Doch jetzt ist es endlich so weit, der Pavillon hat für einige wenige Tage geöffnet und kann seine ureigenste Bestimmung erfüllen: Er soll "Werkstatt sein zur Vermittlung von Kunst, Design und Architektur". Er soll ein freundlicher Ort des Austauschs sein für all jene, die sich für Kunst und mehr interessieren, und er soll Kooperationen begünstigen zwischen den Kulturinstitutionen des Kunstareals - und darüber hinaus. Denn die Meisterschule für Mode liegt genau genommen zwei Kilometer entfernt vom Kunstareal, junge Kreative lassen sich dort aber schon seit Generationen ausbilden, zu Couture-Schneiderinnen, Designern und Atelierchefinnen.

Ihre Werkschau im 333 orientiert sich am Jahresmotto "Recultivate" der Meisterschule: "Remodel, Remake, Recultivate". Drei Klassen zeigen ihre Arbeiten in diesem Rahmen. Roland Müller-Neumeister, Kurator der Ausstellung und künstlerischer Leiter der Schule, hat dieses Thema im Zeichen der Nachhaltigkeit gesetzt. "Es ist ein Bedürfnis der Studierenden", sagt Müller-Neumeister. Auch die Direktorin der Schule, Irene Schoppmeier, empfindet es als essentiell, den Schülern ihre Verantwortung aufzuzeigen: "Uns ist wichtig, dass wir diesen jungen Menschen, die aus der Industrie oder aus dem Handwerk kommen, klarmachen: Die Zukunft liegt in ihrer Hand."

Die Schüler der Meisterschule für Mode arbeiteten alte Norwegerpullis zu neuen Stücken um. (Foto: Meisterschule für Mode)

In allen drei Projekten der Schüler werden Materialien verarbeitet, die ursprünglich einem anderen Zweck dienten. Ein Projekt ist in Zusammenarbeit mit der Ausstellung "Who's Next? - Obdachlosigkeit, Architektur und Stadt" des Architekturmuseums der TUM entstanden. In der Ausstellung werden Stoffe mit Outdoor-Qualitäten verwendet, von denen bereits nach dem Aufbau Reste übrigblieben. Diese nutzte eine Klasse, um Taschen zu entwickeln. Dabei inspirierte sie auch das Thema der Ausstellung dazu, das Design an ein ständiges mobil sein anzupassen. So können die Taschen in Decken, Westen oder Schlafsäcke verwandelt werden. Die sind an Schaupuppen zu sehen, die unter anderem umgearbeitete Norwegerpullis zeigen. Das Textilunternehmen "Re Textil" hat dafür eine große Menge entsorgter Pullis zur Verfügung gestellt.

In Zusammenarbeit mit der Freelance-Designerin Alexandra Biron von Curland schufen einige Schüler neue Kreationen aus den alten Wollpullovern. Einige Stücke sind vielfältig tragbar und nicht für eine einzelne Konfektionsgröße oder ein Geschlecht gedacht. Biron von Curland möchte dieses Projekt fortsetzen und in einer eigenen Werkstatt weiter experimentieren.

Egal ob Hut, Weste oder Kleid: Die modischen Altstrickkreationen werden bei der Werkschau im Pavillion 333 präsentiert. (Foto: Meisterschule für Mode)

So alltagstauglich die Strickpullover erscheinen, so artistisch wirken die Korsagen, die die Moulage-Klasse zur Werkschau beiträgt. Die französische Designtechnik lernten die Schüler anhand des Überthemas "Pilze". Die sind laut Müller-Neumeister ein wichtiger Teil des ökologischen Kreislaufs und vorbildliche Wiederverwerter. Die Formen- und Farbensprache der Fungi bezogen die jungen Designer durch Drähte und Perlenstickereien in ihre Kreationen mit ein. Dabei verarbeiteten die Schüler Stoffsamples von Stoffherstellern, die die Schule aus vergangenen Saisons übrighatte.

Neben diesen größeren Projekten zeigt die Werkschau Fotografien von Thomas Kalak, die nach dem Motto "Fashion meets Portrait" die Persönlichkeiten einiger Schüler in Verbindung mit ihren Kreationen abbildet. Zudem bietet die Architektin Henrica Ferrucci "Bauboxen" für Kinder an, die durch angeleitete Bastelprojekte Architektur spielerisch näherbringen.

"Remodel Remake Recultivate", Deutsche Meisterschule für Mode | Designschule München, Pavillon 333 der Pinakothek der Moderne, Türkenstraße 15, Fr 18. Februar - So 20. Februar, 10 - 18 Uhr. Eintritt frei.

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