Der Weg zur eigenen Immobilie (2):Haus oder Wohnung?

Für viele potentielle Immobilienkäufer stellt sich die Frage erst gar nicht, ob sie ein Haus oder eine Wohnung erwerben wollen: Meistens diktiert der Preis beziehungsweise die finanzielle Situation die Entscheidung für eine Wohnung.

Andreas Schätzl

In der Tat ist eine Wohnung meist günstiger als ein Haus. Namentlich in München sind Häuser - egal, ob neu oder gebraucht - exorbitant teuer; alles, was im Einzugsbereich des S-Bahn-Netzes liegt, ist meist nur für Wenige bezahlbar. Selbst dann, wenn der Eigenkapitalanteil relativ hoch ist, also bei 30 Prozent der Kaufsumme und mehr liegt.

Wenn dann das Haus tatsächlich einigermaßen erschwinglich ist, dann liegt es oft so weit "ab vom Schuss", dass es allein durch die zu große Entfernung - etwa zum in der Stadt oder in Stadtnähe gelegenen Arbeitsplatz, zu Schulen oder Kindergärten - nicht in Frage kommen kann.

Von der Stange oder Maßanfertigung?

In aller Regel sind Häuser "von der Stange", also so, wie der Bauträger sie ohne größere Individualisierung und mehr oder weniger schlüsselfertig anbietet, preiswerter als ein "Architektenhaus", bei dem der Bauherr andererseits viel mehr Möglichkeiten der individuellen Gestaltung hat - die Maßanfertigung hat ihren Preis.

Noch günstiger kommen meistens Fertighäuser. Aber dieses Konzept von weitgehend vorgefertigten Bauteilen, die innerhalb kurzer Zeit und (relativ) problemlos zusammengesetzt werden können, ist nicht jedermanns Sache.

Mit entsprechender Vorbereitung lassen sich auch individuell gebaute Häuser unter sparsamen Gesichtspunkten realisieren; viele Architekten haben sich auf Bauherren eingestellt, die den Euro schon mal umdrehen wollen bzw. müssen. Relativ viel lässt sich zum Beispiel durch Weglassen eines Kellers einsparen, und zudem natürlich durch Verzicht auf einen ersten oder gar zweiten Stock.

Bei neu zu beziehenden Eigentumswohnungen sind die Gestaltungsmöglichkeiten naturgemäß eingeschränkter als bei Häusern. Das heißt aber nicht, dass bestimmte Eingriffe in den Grundriss nicht möglich sind, aber vom Entfernen bzw. Umbauen tragender Wände oder der Fassade / dem Balkon muss in aller Regel Abstand genommen werden. Der gestalterischen Freiheit sind klare Grenzen gesetzt.

Andererseits haben frisch gebaute Eigentumswohnungen den Vorteil, dass sich viele Bau- und Grundkosten, zum Beispiel für die Erschließung, auf die Eigentümer im Haus umlegen lassen. Dadurch wird's erheblich billiger. Natürlich wird auch der Preis für das bebaute Grundstück anteilig auf die Käufer verteilt.

Gemeinschaftseigentum heißt auch: Einigungszwang

Mehrere Eigentümer können aber auch zu einem Problem werden: wenn sich die Eigentümergemeinschaft innerhalb eines Wohnhauses in bestimmten Sachfragen nicht einigen kann - und das ist oft der Fall. Allein unterschiedliche Einkommensverhältnisse führen oft zu sehr unterschiedlichen Vorstellungen, was Investitionen ins Gemeinschaftseigentum angeht: Wo die einen nur das Allernötigste aufbringen wollen, weil sie sparen wollen oder müssen, liegt den anderen tendenziell an einer Luxussanierung - sei es, um den Komfort für sich selbst zu erhöhen oder um die Miete für ihre vermietete Immobilie steigern zu können.

Immerhin gibt es seit einiger Zeit die Möglichkeit, dass nicht ein einzelner Eigentümer Beschlüsse blockiert, die alle anderen Eigentümmer innerhalb der Gemeinschaft gefasst haben: Sie können jetzt beispielsweise mit einfacher Mehrheit über die Verteilung von Instandhaltungs-, Betriebs- und Verwaltungskosten entscheiden. Dennoch: Eigentümergemeinschaften bergen viel Konfliktpotential.

Kaufen ist billiger als bauen

Ein Argument zugunsten der Eigentumswohnung sind tendenziell niedrigere Energiekosten. Das muss aber nicht unbedingt so sein: Ein unter Energiespar-Aspekten neu gebautes Haus geht mit ziemlicher Sicherheit sparsamer um mit Heizenergie und eventuell auch mit Strom, als eine unsanierte Altbauwohnung mit alten Fenstern in einem ungedämmten Haus. Insbesondere neue und entsprechend isolierte Reihen-Mittelhäuser, die nicht an Ecken liegen, können unter Umständen wahre Sparmeister sein.

Noch ein Wort zum Lärm durch Nachbarn: Auch hier kann man nichts verallgemeinern. Viele neu gebaute Wohnungen lassen weit weniger Geräusche durch als so manches Reihenhaus, gerade, wenn dieses älteren Datums ist. Doppelhaushälften und vor allem freistehende Einfamilienhäuser bieten da Vorteile.

Fast generell gilt: Kaufen ist billiger als Bauen

In zwei Punkten sind sich nahezu alle Experten rund um das Thema Immobilienanschaffung einig: Kaufen ist billiger als Bauen (dazu später eine eigene Folge), und Gebrauchtimmobilien sind fast immer günstiger als Neubauten, abhängig von Alter, Zustand und Lage - im Schnitt etwa 20 bis zu 30 Prozent.

Das betrifft Wohnungen ebenso wie Häuser. Im Prinzip gilt vieles von dem, was im Zusammenhang mit der Frage 'Haus oder Wohnung?' für Neubauten zutrifft, auch für gebrauchte Immobilien. Einschränkungen demgegenüber gibt es vor allem im Hinblick auf die Gestaltungsmöglichkeiten - die sind vor allem in älteren Wohnungen aufgrund von Grundriss oder Bausubstanz oft eingeschränkter als in Neubauten. Aber auch das muss nicht immer so sein.

Fazit: Die Entscheidung, ob es sich bei der künftigen eigenen Immobilie um ein Haus oder eine Wohnung handeln soll, ist sicher von Kosten bzw. wirtschaftlichen Möglichkeiten diktiert, kann aber trotzdem nicht eindeutig beantwortet werden. Ein gebrauchtes Haus ist unter Umständen billiger als eine neue Wohnung und bietet vielfach mehr Platz und Raumgefühl - ganz zu schweigen von der subjektiven Befindlichkeit im eigenen, abgeschlossenen Haus. Dafür steht dann über kurz oder lang eine Renovierung buchstäblich ins Haus, und die kann auch ordentlich ins Geld gehen.

Es gilt auch hier: Drum prüfe, wer sich ewig bindet.

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