Der Prinzregent und die Torte:Zuckersüßes Relikt
Vor 100 Jahren starb Prinzregent Luitpold. Mit seinem Tod endet eine Epoche, die heute oft als gute alte Zeit verklärt wird. Ein zuckersüßes Relikt und dessen Geschichte fasziniert bis heute - sogar eine junge Japanerin.
Von Christian Krügel
Die gute alte Zeit in Bayern - das verbinden viele mit der Regentschaft von Luitpold (1886-1912). Vor 100 Jahren starb er und hinterließ ein industrialisiertes Bayern, eine Stadt München im Aufbruch - und eine zuckersüße Spezialität...
...die Prinzregententorte: ein Konditorenkunstwerk aus sieben Teigböden, Buttercreme und Schokoguss, dessen Originalrezept verschollen ist. Einer der Erfinder könnte Heinrich Georg Erbshäuser sein, dessen Café es heute noch gibt.
Dort arbeit Yumiko Sasaki, eine 33-jährige Japanerin, die nur aus einem Grund eine Konditorenlehre begann: Sie wollte das Geheimnis dieser Torte entdecken.
Inzwischen ist sie Gesellin und kennt alle Tricks, von denen sie aber nur ein paar verrät. Die Böden sind kein Biskuit, sondern ein spezieller Rührteig. Nach dem Backen müssen sie lange ruhen und trocknen.
Es müssen sieben Böden sein - für jeden bayerischen Regierungsbezirk einen. Bevor Yumiko Sasaki zwischen die Teigschichten Buttercreme streicht, schneidet sie die fertig gebackenen Böden zunächst zu.
Dann wird die Buttercreme aufgetragen und das ganze Konditoren-Kunstwerk noch einmal zum Kühlen und Ruhen stehen gelassen.
Der spezielle Fondant-Schokoguss, der die Torte krönt, wird erst aufgezogen, nachdem Yumiko Sasaki die oberste Schicht mit einer dünnen Schicht heißer Aprikosenmarmeladen überzogen hat.
Eine ordentliche Zubereitung der Prinzregententorte braucht drei Tage. Eine Arbeit, die sich für das Café Erbshäuser lohnt: Die Kuchen werden in die USA, nach England, Frankreich, Belgien verschickt...
...und ist mit Sicherheit das gehaltvollste Vermächtnis von Prinzregent Luitpold, der am 12.12.1912 starb, im Alter von 91 Jahren.