Der Hype und seine Profiteure:Die dunkle Seite der Bilanz

Der Hype und seine Profiteure: Der Hype zum Filmstart (hier im Mathäser) hält nur in den Multiplex-Kinos an. Kleinere Häuser ändern bereits das Programm.

Der Hype zum Filmstart (hier im Mathäser) hält nur in den Multiplex-Kinos an. Kleinere Häuser ändern bereits das Programm.

(Foto: Stephan Rumpf)

An "Star Wars VII" verdient vor allem der Disney-Konzern. Für manche Kinobetreiber ist der Film eher Fluch statt Segen

Von Philipp von Nathusius

München/Starnberg - Solche Rekordzahlen hat selbst der Walt-Disney-Konzern noch nie vorweisen können: In nur zehn Tagen spielte "Star Wars VII - Das Erwachen der Macht" mehr als eine Milliarde Dollar Umsatz an den Kinokassen ein. Der Hype um die Sci-Fi-Abenteuer hält auch in München und dem Umland an - doch nicht alle lokalen Kinobetreiber profitieren wirklich davon. Denn die Konditionen des Disney-Konzerns sind hart.

Allein am Mittwoch zeigen in der Münchner Innenstadt 17 Filmtheater den siebten Teil der Weltraumsaga in 84 Aufführungen. Solche Blockbuster sind wie geschaffen für die Multiplex-Häuser, etwa das Mathäser mit seinen fast 4300 Sitzplätzen oder das Cineplex in Neufahrn (Landkreis Freising) mit seinen 16 Leinwänden. Allein dort fahre man aktuell 25 Vorstellungen pro Tag, erklärt die Marketingleiterin Karin Glück. "Seit dem ersten Tag sind die Reservierungsleitungen ununterbrochen belegt." Sowohl in Neufahrn als auch im Mathäser heißt es, 2015 sei ein Kinojahr aus dem guten Mittelfeld gewesen, Star Wars setze dem wirtschaftlichen Erfolg nun das Sahnehäubchen auf. Auch Thomas Kuchenreuther mit seinen deutlich kleineren Kinos an der Münchner Freiheit sagt: "Star Wars hat uns letztlich einen Rekord beschert. Vor allem das zweite Halbjahr war außergewöhnlich gut." Bemerkenswert ist, dass auch viele der kleinen Arthaus-Kinos in und um München "Star Wars VII" zeigen. Etwa das Breitwand in Starnberg. Dort allerdings ist von der Euphorie um "Star Wars" nur noch ein Rest übrig. "Wir hatten noch keine einzige ausverkaufte Vorstellung", erklärt Betreiber Matthias Helwig. Ins Breitwand kämen viele Frauen - und die bevorzugten eher andere Filmstoffe. Dass die "Star Wars"-Helden nicht nur die Galaxie, sondern auch die Jahresbilanz der Breitwand-Kinos retten würden, daran habe er sowieso nicht geglaubt. "Für die Programmkinos war 2016 ein ganz schwaches Jahr", sagt Helwig. Die Umsatzmisere des feingeistigen Films liege nicht zuletzt daran, dass es kaum ein Arthaus-Film vorbeischafft an den Marketing-Feuerwerken um Titel wie den neuesten James Bond, "Jurassic World" oder eben "Star Wars VII". Auf mehr als 200 Millionen Euro schätzen Insider das Marketingbudget, mit dem Disney auf allen Kanälen den Film-Start befeuerte. "Alles ist ausgerichtet auf ein ganz schnelles Geschäft", so Helwig. Auch Markus Schmölz, Theaterleiter des Scala in Fürstenfeldbruck, will den "medialen Hype" nicht überbewerten. "Die Besucherzahlen bei uns haben nach der ersten Woche krass nachgelassen." Um satte 50 Prozent seien die Zahlen eingebrochen und somit viel stärker als bei Kassenerfolgen wie "Fuck Ju Göhte 2". Das ist umso ärgerlicher für die kleinen Kinos, weil in den ersten drei Wochen nach Bundesstart noch 53 Prozent der Ticketerlöse an den Disney-Konzern als Verleiher gehen. Erst danach sinkt dieser Prozentsatz zugunsten der Kinobetreiber. Wohl dem Kino, das wie das Scala bereits mit 3-D-Technik ausgestattet ist. In großen wie in kleinen Häusern war die Nachfrage bei "Star Wars" hier besonders hoch - und die Karten kosteten im Schnitt drei Euro mehr. "Dieser Aufschlag hat bei uns im Ergebnis doch einiges wieder wett gemacht", erklärt Schmölz.

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