G-7-Gipfel:München im Ausnahmezustand

demo g7 fronleichnam

Wo die G-7-Demo am Donnerstag in München verlaufen soll.

(Foto: SZ-Grafik)

Straßensperrungen, bis zu 50 000 Gipfel-Gegner und warum das Wetter für die Polizei so wichtig ist: Auch wenn sich die Hauptakteure des G-7-Gipfels in Elmau treffen - in München werden die Begleitumstände stark zu spüren sein.

Von Martin Bernstein

Der G-7-Gipfel findet in Schloss Elmau statt, irgendwo in den Bergen? Doppelt falsch: Denn Elmau ist kein Schloss (auch wenn es sich so nennt), sondern ein Luxushotel. Und ein Großteil der Gipfel-Entourage wird in München wohnen. Auch bei zahlreichen Anti-G-7-Veranstaltungen werden Zehntausende Menschen in München demonstrieren. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Gipfelgeschehen in München:

An welchen Tagen werden die Münchner die Auswirkungen des Gipfels besonders stark zu spüren bekommen?

Kommt darauf an, wo sie wohnen. Außerhalb des Mittleren Rings werden sich die spürbaren Auswirkungen sehr in Grenzen halten. Die bis jetzt angemeldeten 20 Teilnehmer der Rad-Protestfahrt vom Stachus nach Bad Tölz am Donnerstagnachmittag (Start 14 Uhr) werden im allgemeinen Verkehr wohl kaum auffallen. Und das Nadelöhr Luise-Kiesselbach-Platz werden die nach Elmau eilenden Gipfelteilnehmer unterirdisch passieren: Dass der noch nicht freigegebene Tunnel dafür benutzt wird, mag offiziell zwar niemand bestätigen - Anwohner beobachteten aber bereits, dass Fahrzeugkolonnen diesen Weg nutzten.

Ganz anders sieht es in der Innenstadt aus: 72 Halteverbotzonen sind schon mit 1300 Schildern gekennzeichnet, die meisten gelten von Donnerstag bis Dienstagfrüh. Wer sein Auto dort hat stehen lassen und in den Pfingsturlaub geflogen ist, hat Pech gehabt: Das Auto wird abgeschleppt werden. Am Donnerstag finden in der Innenstadt Anti-Gipfel-Demo und Fronleichnamsprozession statt. Der Altstadtring und der Odeonsplatz sind dann dicht. Straßensperrungen gibt es auch an den Gipfeltagen Sonntag und Montag. Wann und wo, verrät die Polizei nicht.

Das hat erstens Sicherheitsgründe - und zweitens weiß sie es noch nicht, ebenso wenig wie das Kreisverwaltungsreferat (KVR). Das geht auch aus einer Antwort von KVR-Chef Wilfried Blume-Beyerle an die Stadtratsfraktion der Grünen hervor. Ob es zu Einschränkungen des Flughafenbetriebs kommen wird, ist nach Auskunft aus dem Innenministerium ebenfalls noch nicht abschätzbar. Am Flughafen wird Ministerpräsident Horst Seehofer am Sonntagvormittag die Gipfelteilnehmer begrüßen.

Wann und wo wird in München im Zusammenhang mit G 7 demonstriert?

Kaum ein Tag in dieser Woche ist ohne Kundgebung:

An diesem Montag um 10 Uhr startet das Bündnis gegen den G-7-Gipfel eine Aktion auf dem Marienplatz, wo vor dem Neuen Rathaus ein Gipfel-Motiv nachgebaut wird.

Am Mittwoch. 3. Juni, um 17 Uhr beginnt ein alternativer Gipfel in der Freiheizhalle mit Referaten und Workshops.

Er wird am Donnerstag, 4. Juni, um 9 Uhr fortgesetzt. Mit dabei ist unter anderem der Globalisierungskritiker Jean Ziegler. Das Abschlussfestival ist dann um 20 Uhr im Feierwerk. Dazwischen findet eine Großkundgebung statt. Die Polizei schließt nicht aus, dass rund 50 000 Gipfel-Kritiker kommen könnten.

Nach der Auftaktkundgebung am Stachus startet der Demonstrationszug um 15.30 Uhr auf folgender Route: Karlsplatz, Sonnenstraße, Sendlinger-Tor-Platz, Blumenstraße, Frauenstraße, Isartorplatz, Thomas-Wimmer-, Karl-Scharnagl-, Franz-Josef-Strauß-Ring, Von-der-Tann-Straße, Ludwigstraße, Odeonsplatz.

Am Freitag, 5. Juni, protestiert die Organisation "One" des U-2-Sängers Bono von 10 bis 22 Uhr vor der Feldherrnhalle mit überdimensionalen Ballons, die die Köpfe der G 7 zeigen.

One demonstriert auch am Samstag, 6. Juni: zunächst von 10 bis 12 Uhr auf dem Marienplatz, anschließend gemeinsam mit anderen Organisationen auf dem Königsplatz unter dem Motto www.zusammengegenarmut.de. Ziel der Veranstaltungen: die G-7-Teilnehmer zu mehr Engagement im Kampf gegen weltweiten Hunger und Armut zu bewegen. Sprechen werden unter anderen Friedensnobelpreisträgerin Ellen Johnson Sirleaf und Bundesminister Gerd Müller (CSU).

Am Montag, 8. Juni, wollen Schauspieler, Musiker und Kabarettisten voraussichtlich am Richard-Strauss-Brunnen von 10 bis 18 Uhr "Gegenrede" zum zweiten Elmauer Gipfeltag halten.

Was machen die Gipfel-Teilnehmer in München?

Vor allem übernachten. Rund 7000 Köpfe soll die Begleitung der G 7 und der übrigen eingeladenen Staatsgäste zählen. Die im Gipfeljargon "Outreacher" genannten afrikanischen Staatschefs und Vertreter wichtiger Organisationen wohnen ebenfalls in München. Für sie gibt Ministerpräsident Horst Seehofer am 7. Juni um 20 Uhr ein Abendessen in der Residenz. Ihre Fahrten am kommenden Tag nach Elmau müssen von der Polizei eskortiert werden.

Warum ist das Wetter für die Polizei so wichtig?

Weil davon abhängt, wie die Elmau-Gäste in ihr Berghotel kommen. Und davon die Frage, ob am Pfingstferien-Rückreisesonntag der Mittlere Ring und die Garmischer Autobahn gesperrt werden müssen. Bei gutem Wetter werden Helikopter-Piloten der Bundespolizei die Staatsgäste zu einem Landeplatz in Elmau fliegen. Wenn die Helikopter am Flughafen zwar starten, aber am Tagungsort etwa wegen eines Gewitters nicht landen können, werden sie auf den Sportflugplatz in Pömetsried bei Ohlstadt umgeleitet. Von Ohlstadt aus müssten die Staatsgäste dann im Auto nach Garmisch und Elmau fahren. Gibt es bereits im Raum München so starken Regen oder Nebel, dass dort kein Hubschrauber starten kann, müssten die Staatsgäste mehr als 150 Kilometer auf der Straße anreisen.

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(Foto: Hanna Eiden, Michael Mainka)

Wie kommt man am letzten Ferienwochenende in die Berge?

Wer dieser Tage auf der Garmischer Autobahn unterwegs ist, ahnt bereits: Bergtouren im Werdenfelser Land sind am Gipfelwochenende keine gute Idee - und zwar nicht nur im Sperrgebiet um Elmau. Noch abgeklebte Hinweisschilder an der Autobahn bei Sindelsdorf zeigen, was möglich sein kann: Sperrungen, Polizeikontrollen. Und die Umleitung von Fahrzeugen mit Ziel Österreich über Tölz und Füssen. Der Raum Garmisch-Mittenwald ist vom 5. bis zum 8. Juni für Durchgangsverkehr gesperrt.

Wenn also wirklich Bergwetter ist, dann sollten Gipfelstürmer weit nach Westen oder Osten ausweichen - ins Allgäu oder in den Chiemgau. Eine Fahrt ins Nachbarland Österreich ist ebenfalls nicht zu empfehlen: Trotz Schengen-Abkommen gibt es seit dem 26. Mai und noch bis zum 15. Juni wieder Grenzkontrollen. Aktuelle Hinweise zu Sperrungen, Staus und zur Verkehrslage am Gipfelwochenende bekommt man unter www.bayerninfo.de.

Am Montag nach den Ferien ist doch alles vorbei - oder?

Eben nicht. Der Gipfel geht auch am Tag nach den Ferien weiter. Die öffentlichen Schulen im Landkreis Garmisch und in Geretsried bleiben am 8. und 9. Juni geschlossen. In München sind das Luisen-Gymnasium und das Wittelsbacher-Gymnasium von den Verkehrsmaßnahmen rund um den Gipfel betroffen - genau an dem Tag, an dem die zweite Runde der mündlichen Abiturprüfungen beginnt. Das Wittelsbacher-Gymnasium verrät auf seiner Homepage, dass es in einer Sicherheitszone liegt.

Am Montag nach den Pfingstferien kann es dort von 7 bis 19 Uhr Behinderungen und Straßensperrungen geben, wenn Fahrzeugkolonnen passieren. Den Eltern wird empfohlen, die Schule nicht mit dem Auto anzusteuern. Am Abend ist dann die Abreise der Gipfel-Teilnehmer. Und das kann bedeuten, dass im Berufsverkehr zeitweise der Petueltunnel Richtung Flughafen gesperrt werden muss.

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