Der Fall Dominik Brunner:Freund der Sollner Schläger entlassen

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Christoph T., der Freund der Sollner Schläger, ist nach SZ-Informationen aus der Untersuchungshaft entlassen worden - allerdings mit Auflagen.

B. Kastner

Christoph T., der Freund der beiden mutmaßlichen Mörder von Dominik Brunner, ist aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Nach SZ-Informationen entschied das Amtsgericht am Donnerstag, den Haftbefehl gegen T. außer Vollzug zu setzen, allerdings mit Auflagen: Der junge Mann muss sofort eine Alkohol- und Drogentherapie beginnen.

Christoph T. wird vorgeworfen, am 12. September 2009 die Spirale der Gewalt, die im Tod von Dominik Brunner am S-Bahnhof Solln gipfelte, in Gang gesetzt zu haben. Er soll am Bahnhof Donnersbergerbrücke jene Schüler bedroht und geschlagen haben, die Brunner später beschützen wollte.

Die Sprecherin des Amtsgerichts, Ingrid Kaps, bestätigte auf SZ-Anfrage die Entlassung. Grund sei, dass ein Therapieplatz frei geworden sei. Weil das Verfahren nicht-öffentlich ist, äußerte sich Kaps nicht weiter dazu.

Christoph T., der zur Tatzeit 17 Jahre alt war, wird vorerst bis zur Hauptverhandlung in einer Einrichtung weit außerhalb von München behandelt werden.

So will man sicherstellen, dass er nicht mehr mit alten Freunden aus der Stadt in Kontakt kommt. Es handelt sich um eine offene Therapieeinrichtung. Sollte Christoph T. von dort weglaufen, müsste er wieder ins Gefängnis. Bis zu seiner Verhaftung hatte T. wegen seiner Suchtprobleme im Haus eines Drogenhilfevereins gelebt.

Die Entscheidung des Amtsgerichts fiel kurz vor der Überprüfung der Untersuchungshaft, die das Oberlandesgericht turnusmäßig nach einem halben Jahr vornimmt. Die Haft war bislang mit der drohenden Fluchtgefahr begründet worden, weil T. nach Ansicht des Gerichts eine empfindliche Strafe drohe. Er war bereits in der Vergangenheit auffällig geworden, bislang aber nie zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden.

Das Verfahren gegen T. wurde abgetrennt von jenem gegen seine zwei Kumpel, die Dominik Brunner zu Tode geprügelt haben sollen. Ihnen wirft die Staatsanwaltschaft Mord vor. Gegen Christoph T. wird in einem seperaten Prozess verhandelt, voraussichtlich im Laufe des Frühjahrs.

Die gewichtigsten Vorwürfe in der Anklage der Staatsanwaltschaft gegen ihn lauten auf gefährliche Körperverletzung und versuchte räuberische Erpressung. T. soll am Nachmittag des 12. September an der Donnersbergerbrücke zusammen mit seinen 17 und 18 Jahre alten Freunden Geld von vier Schülern gefordert haben. T. soll dabei der Wortführer gewesen sein.

Als die Schüler sich weigerten, soll er zwei Jungen geschlagen haben. Ehe die Auseinandersetzung eskalierte, bestieg T. jedoch eine S6 in Richtung Planegg. Seine Freunde nahmen, wie auch die vier Schüler, wenig später eine S7 nach Solln, wo es zu der verhängnisvollen Eskalation kam. Christoph T. kehrte tags darauf in sein Heim zurück, wo er verhaftet wurde. Er räumt die Vorwürfe weitgehend ein.

Laut seinen Verteidigern Tom Heindl und Christian Steinberger sei ihr heute 18-jähriger Mandant in den sechs Monaten im Gefängnis weggekommen von Drogen und Alkohol: "Er hat sich zum Besseren verändert." Die Anwälte hatten bei Gericht immer wieder darauf gedrungen, Christoph T. in eine Therapieeinrichtung zu schicken.

© SZ vom 13.03.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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