"Alles muss raus" steht in großen Buchstaben auf den Plakaten im Schaufenster an der Ostpreußenstraße. Innen haben sie Biertische aufgestellt, um die Ware zu präsentieren. Die Chefin steht hinter der Kasse und gibt geduldig Auskunft. Vor allem die Stammkunden stellen in diesen Tagen viele Fragen, denn im Traditionsladen Mächtlinger findet ein besonderer Ausverkauf statt. Es ist im wahrsten Wortsinn ein Schlussverkauf, denn nach fast 100-jährigem Bestehen macht das Fachgeschäft für Haus und Heim in Denning tatsächlich zu.
"Ein Laden ist mit wahnsinnig viel Verantwortung verbunden, und wenn man keine Nachfolge hat, dann macht man lieber Schluss", sagt Renate Mächtlinger. Seit mehr als 40 Jahren führt sie das Geschäft gemeinsam mit ihrem Ehemann Max, dessen Großeltern 1922 das Familienunternehmen mit einem Verkauf für Waschmaschinen, Kochtöpfe und Fahrräder gegründet haben. Ursprünglich gab es drei Niederlassungen des Betriebs, in Schwabing, Steinhausen und Denning. An das jetzige Stammhaus an der Ostpreußenstraße 30 zogen die Mächtlingers im Jahr 1937. Über die Generationen wurde das Sortiment verändert und das Ladenkonzept weiterentwickelt. Heute gibt es dort von Hammer, Nagel, Gartenhandschuh über die Teekanne bis hin zum Grablicht einfach alles, was man im Haushalt braucht.
Bis Ende April bleibt das Geschäft noch geöffnet
Das zog nicht nur Kunden aus dem Münchner Osten an, sondern "weit über München hinaus", wie Chefin Mächtlinger sagt. Dass das Ehepaar Mächtlinger nun aufhört, darüber seien viele schockiert. Dabei hatten die Unternehmer in den vergangenen Jahren zunehmend gemerkt, dass einige die Beratung im Ladengeschäft zwar schätzten, dann aber doch nichts kauften. Für das Aus seien aber vorwiegend Altersgründe verantwortlich, erzählt Renate Mächtlinger. "Ich bin 71 und mein Mann wird 77", sagt sie. Es ist ein Alter, in dem andere bereits Jahre im Ruhestand sind. Bei den Mächtlingers dauert der Abschied von der Arbeitswelt noch ein paar Wochen. Bis Ende April wollen sie das Geschäft noch geöffnet lassen, "solange wir noch Sachen haben", sagt die Chefin.
Was sie dann machen, darüber wollen sie nach dem Ausverkauf nachdenken. Spruchreife Pläne gibt es noch nicht. Das Geschäftsgebäude an der Ostpreußenstraße jedenfalls soll weiter im Familienbesitz bleiben. "Es kommt auch wieder was rein, aber was, das wissen wir noch nicht", sagt Renate Mächtlinger.