Denkmalschutz:Die Geister-Gleise von Olympia

Ehemaliger S-Bahnhof Olympiastadion in München, 2014

Der alte S-Bahnhof Olympiastadion westlich des Olympiaparks am Oberwiesenfeld ist heute ein Biotop.

(Foto: Robert Haas)

Sind stillgelegte Schienen von Olympia ein Denkmal oder nicht? Dazu wird derzeit in der Stadtpolitik diskutiert.

Von Dominik Hutter

Der letzte Zug rollte 1988 aus der Station. Seitdem rotten die Schienen im Schatten der Olympia-Pressestadt ungenutzt vor sich hin. Und geht es nach den Denkmalschützern, bleiben die Geister-Gleise auch in Zukunft Teil des Stadtbilds. Der frühere S-Bahnhof Olympiastadion sei ein wesentlicher Bestandteil des Erschließungskonzepts für die Olympischen Spiele 1972 und daher erhaltenswert. Samt den Stahlsträngen, die nicht einmal mehr mit dem übrigen Bahnnetz verbunden sind.

Im Rathaus ist man sich nicht so sicher, ob die überwucherte Trasse wirklich bleiben muss. "Diese Bewertung ist aus unserer Sicht völlig überzogen", kritisiert SPD-Stadträtin Ulrike Boesser. Es handle sich um eine Denkmalschutz-Posse. Auf dem Gelände soll in den kommenden Jahren eine Grünfläche samt Rad- und Fußweg entstehen, da stören die ungenutzten Stahlteile nur.

Das Problem ist jedoch: Immer mehr Münchner streifen über das brachliegende Areal, der Untergrund ist verseucht. Im Boden lauern Schwermetalle und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, Teile des Aushubs müssen als gefährlicher Abfall entsorgt werden. Kommunalreferent Axel Markwardt drängt zur Eile. Das Gelände müsse rasch saniert werden, es gehe um Gefahren für spielende Kinder.

Zudem ist die Bahn als früherer Nutzer nur bis Oktober 2017 bereit, einen finanziellen Beitrag von 280 000 Euro zu leisten. Den will Markwardt unbedingt mitnehmen, die Bodensanierung könnte schließlich knapp 1,4 Millionen Euro kosten. Nur: Was passiert derweil mit den Gleisen?

Der Kommunalausschuss des Stadtrats vermied am Donnerstag ein abschließendes Votum über die Zukunft der Gleise. Erst wenn klar sei, wie das umgestaltete Gelände aussieht, könne über Abbau oder Verbleib der Schienen entschieden werden. Was im Klartext bedeutet: Der Stadtrat will das Urteil der Denkmalschützer allenfalls dann akzeptieren, wenn die Geister-Gleise nicht stören. Falls doch, ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.

Zumindest bei SPD und CSU haben die stillgelegten Schienen kaum Freunde. SPD-Fraktionschef Alexander Reissl hat sich im Februar bereits für die komplette Entfernung des Gleisbetts ausgesprochen. Der ebenfalls marode Bahnhof, der 1992 offiziell stillgelegt wurde, soll hingegen erhalten bleiben. In dem "skulpturalen Baudenkmal", so die Formulierung der Verwaltung, könne eine Jugendkulturstätte unterkommen.

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