Denkmäler in München:Ehre denen, die gegen Nazis oder für Frauenrecht kämpften

Im Zuge der SZ-Denkmal-Serie "Auf dem Sockel" erreichten die Redaktion Leserbriefe zur hiesigen Erinnerungs­kultur

Denkmäler in München: Wenn es für Otto von Bismarck ein Denkmal in München gibt - warum dann nicht auch eines für die Vorkämpferinnen für Frauenrechte?

Wenn es für Otto von Bismarck ein Denkmal in München gibt - warum dann nicht auch eines für die Vorkämpferinnen für Frauenrechte?

(Foto: Alessandra Schellnegger)

"Ein Standbild für den Spaziergänger" vom 10. August und "Kaum Frauen, wenige Demokraten" vom 18./19. Juli in der SZ-Denkmal-Serie "Auf dem Sockel":

Die Richtigen auf den Sockel

Wir könnten auch einige der Monarchen von ihren Sockeln nehmen. Sie, die Könige Bayerns, haben weder die Denkmäler errichtet, noch haben sie sich besondere Verdienste erworben. Die Rechnungen wurden über die Privatschatullen beglichen - letztendlich also vom Steuerzahler. Sie sind der Demokratisierung im Wege gestanden.

Das besondere Spannungsverhältnis zum Denkmal einer Person hat natürlich historische Gründe. Nach all der Heldenverehrung des Führers und seiner Adlaten, all dieser Verbrecher, wurde jeder "Personenkult" geächtet. Dabei wäre es wichtig, die frühen Kämpfer gegen die Nazis, die Widerständler und Widerständlerinnen aus SPD und KPD, die sich in den Zwanziger- und frühen Dreißiger-Jahren mit den Nazis prügelten, zu würdigen. Viele von ihnen landeten in Dachau. Sie wären es wert, gewürdigt zu werden. Man muss "die Richtigen", die, die sich für die Menschenrechte und Demokratie einsetzten, würdigen.

Genieren tue ich mich immer, wenn ich die bescheidenen Ansätze der Erinnerung an den ersten Ministerpräsidenten Bayerns, Kurt Eisner, sehe. Er war Pazifist und Sozialdemokrat. Die Zeichnung im Boden des Gehsteigs, sie erinnert an seinen Tod. Wo erinnern wir uns an seine engagierte Politik, an die Erklärung des demokratischen Freistaates Bayern? Wo erinnern wir uns an seine Person, an seinen Pazifismus und sein künstlerisches, engagiertes Wesen? Und an den bewundernswerten Kämpfer Georg Elser? Wie klar hat er das kommende Unheil gesehen, wie entschieden hat er darauf reagiert? Wenn ich an diese hilflose, unauffällige Installation denke, dann schäme ich mich für München. Ihm gebührt ein großes Denkmal. Wir brauchen keine "Geher" oder großen "Kreise", wir brauchen Denkmäler der richtigen Vorbilder. Natürlich auch Sigi Sommer und Karl Valentin. Wir haben viel zu wenig Denkmäler, die an engagierte bürgerliche Personen erinnern. Auch den Sockel könnte man, meiner Meinung nach um einige Zentimeter anheben! Toni Lüdi, München

Augspurg und Heymann ehren

Wir geben Claudia Mayr recht: Ein Denkmal für Anita Augspurg und Lida Gustava Heymann ist längst überfällig. Zwei Frauen, die sich ihr ganzes Leben lang für die Verbesserung der Lage von Frauen eingesetzt haben. Zwei Frauen, die für die Gleichberechtigung der Frauen gekämpft haben. Zwei Frauen, die frühzeitig die Ausweisung von Hitler gefordert haben, der ihnen das nie verzieh und ihren ganzen Besitz beschlagnahmen ließ. Sie starben verarmt im Schweizer Exil.

Dass sich die Stadt bisher nicht dazu durchringen konnte, eine Straße nach Heymann zu benennen - wegen einer angeblichen Aussage von ihr, die nur in einer Zeitung zitiert wurde und in ihrem gesamten umfangreichen Lebenswerk nicht belegbar ist -, das ist bedauerlich. Bisher wurde nicht einmal die Genehmigung erteilt, eine bereits fertig gestellte Gedenkplatte an ihrer ehemaligen Wohnstätte anzubringen.

Die Süddeutsche zitierte am 23. September 2012 Otto von Bismarck, für den in München ein Denkmal aufgestellt ist, in einem Brief an seine Schwester Malwine aus dem Jahr 1861: "Haut doch die Polen, daß (sic!) sie am Leben verzagen; ich habe alles Mitgefühl für ihre Lage, aber wir können, wenn wir bestehn wollen, nichts andres tun, als sie ausrotten; der Wolf kann auch nichts dafür, dass er von Gott geschaffen ist, wie er ist, und man schießt ihn doch dafür tot, wenn man kann."

Heidi Meinzolt, Stockdorf

Irmgard Hofer, Neuburg

Susanne Stöver, München

Eva-Maria Volland, Grafing

Adelheid Schmidt-Thomé, München

Cornelia Naumann, München

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