Demonstration:500 Münchner sagen Ja zu Europa

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Flagge zeigen: Demonstranten einer Pro-Europa-Kundgebung haben einem der Löwen auf dem Max-Joseph-Platz eine EU-Fahne ins Maul geschoben. (Foto: Catherina Hess)

"Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit - die Werte, die es hochzuhalten gilt": Vor der Oper demonstrieren Hunderte für den Erhalt der EU und gegen Nationalismus. Sie wollen jeden Sonntag weitermachen.

Von Thomas Anlauf

"Ich liebe es, in Österreich Skifahren zu gehen, ich liebe Pizza essen in Italien - und ich will in Schweden auf die Schule gehen": Das gemeinsame Statement von drei Jugendlichen auf der Bühne am Max-Joseph-Platz begeistert die Zuhörer, die sich am Sonntagnachmittag vor der Oper versammelt haben. Als sich die drei Schüler mit dem Satz "Ich liebe diese Buntheit, lasst uns diese Buntheit" zu einem vereinigten Europa bekennen, brandet Applaus auf. Fast 500 Menschen haben sich zum zweiten Mal innerhalb einer Woche unter dem Denkmal von König Max I. Joseph zusammengefunden, um für den Erhalt der Europäischen Union zu demonstrieren.

Die noch junge Bewegung wächst rasch, nachdem ein Frankfurter Anwaltspaar Ende November eine erste Kundgebung unter dem Titel "Pulse of Europe" organisierte. Am vergangenen Sonntag beteiligten sich nach Angaben der Münchner Organisatoren Menschen in 20 europäischen Städten an den gleichzeitig stattfindenden Kundgebungen, erstmals auch in Paris.

"Wir liegen nebeneinander am Strand, stehen nebeneinander im Stau"

In München sind es Menschen jeden Alters, die am Sonntag Europa-Fähnchen in den Händen halten und sogar gemeinsam Beethovens "Ode an die Freude" singen. "Ich bin ganz begeistert, dass so viele gekommen sind", sagt Georg Fichtner, der in München die sonntäglichen Kundgebungen mit organisiert. Für den 35-jährigen FDP-Politiker, der 2014 für den Stadtrat kandidierte und auch im Bezirkausschuss Neuhausen-Nymphenburg saß, ist die Bewegung rein überparteilich: "Wir wollen explizit nicht, dass hier Parteifahnen gezeigt werden", sagt der Politik-Berater. Fichtner, der demnächst Vater wird, engagiert sich in der Bewegung, weil er sich wünscht, dass sein Sohn "in einem vereinten, starken Europa aufwächst".

Sie wollen jeden Sonntag weitermachen: Demonstranten vor der Oper. (Foto: Catherina Hess)

Ein friedliches, vereintes Europa wollen offenbar alle an diesem Sonntag auf dem Max-Joseph-Platz. Sie treibt die Sorge um, dass der europäische Gedanke angesichts des wachsenden Nationalismus scheitern könnte. "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit - das sind die Werte, die es hochzuhalten gilt", sagt ein Physiker auf der Bühne. Und schließlich seien ja alle Nachbarn in Europa, "wir liegen nebeneinander am Strand, stehen nebeneinander im Stau".

"Wir sind eine europäische Bewegung", sagt deshalb auch John Friedmann. Der Münchner Schauspieler moderiert die Kundgebung vor der Oper, bei der an diesem Sonntag erstmals spontan Teilnehmer der Demonstration auf der Bühne sprechen dürfen. Da ist die junge Französin, die ihre Befürchtungen ausspricht: "Wenn wir heute Europa zerstören, haben wir ein großes Problem." Eine Studentin bekennt: "Ich liebe es, überall in Europa studieren zu können." Ein älterer Redner ist "sehr besorgt um Europa", er wünsche sich, "dass wir uns gegenseitig respektieren". Ein anderer findet, "die Konstruktion Europas ist in gewissem Maß reformbedürftig. Ja dann reformieren wir es doch anstatt zu meckern", ruft er unter Applaus.

Die Kundgebung am Sonntag in München und 19 weiteren Städten ist nicht nur ein Bekenntnis zur EU, sondern auch eine Absage an Populisten und Nationalisten. "Wir sind nicht gegen etwas, sondern für etwas", lautet der Slogan von "Pulse of Europe". Die Europa-Freunde demonstrieren weiter. Jeden Sonntag.

© SZ vom 27.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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