Die kleine Demonstration vor der CSU-Landesleitung drohte gerade in Langeweile abzusacken, als die Ersten zu laufen begannen. In Richtung der Front des Hauses, wo sich auch von der Polizei unbemerkt ein Kranwagen postiert hatte. Die Hebebühne war bereits ausgefahren auf Höhe des CSU-Logos. Der Mann oben im Korb mühte sich redlich, sein Plakat über die blauen, meterhohen Buchstaben zu kleben. Es gelang: Die Landesleitung der CSU war gekapert. CDU, diese drei roten Buchstaben, leuchteten herab auf das Theater, das unten inszeniert wurde. Die Polizei brüllte, der Mann auf der Hebebühne hängte an den Balkon Angela-Merkel-Plakate und die etwa 100 Demonstranten applaudierten.
Organisiert hatte die Aktion das Zentrum für politische Schönheit. Leiter Philipp Ruch hatte schon zuvor seine Botschaft kundgetan: "Wir wollen eine politische Kultur, die diesen Namen verdient." Und vor allem eines: "Wählt den Terror aus dem Landtag ab." Sprich die CSU. Man müsse deren Abdriften in Ultranationalismus und Fremdenfeindlichkeit stoppen. Und auch ihren Umgang mit der Kunst, die sie gängeln und bevormunden wolle.
Auch die Kammerspiele waren an der Aktion beteiligt, sie lief unter ihrem Programm "Shared spaces". Intendant Matthias Lilienthal sagte am Rande in Anspielung auf seinen jüngsten Ärger mit der CSU, die ihn wegen seines Aufrufs zur "Ausgehetzt"-Demonstration am Sonntag mit dem Dienstrecht droht: "Der Pretzl und der Schmid hatten schon Schnappatmung. Wenn wir jetzt direkt vor ihrem Haus auftreten, dürfte sich diese verstärken." Gemeint waren CSU-Fraktionschef Manuel Pretzl und Bürgermeister Josef Schmid.
Beide können im Internet nachlesen, welche CDU ihre Landeszentrale da übernehmen wollte: der "Club der Unterstützerinnen und Unterstützer einer menschlichen Politik in Bayern". Die Polizei rückte bald in Mannschaftsstärke an, die Aktion löste sich auf - doch die roten Buchstaben CDU blieben vorerst kleben an der Fassade der CSU.