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Demografie:Geburtenrekord in München: Was das für die Stadt bedeutet

  • Im Jahr 2016 kamen in München 18 107 Babys zur Welt. Das sind fast 1000 mehr als im Jahr davor - ein neuer Rekord.
  • Die Zahl entspricht etwa 40 Schulklassen. Das Bildungsreferat beschäftigt sich seit langem mit dem gestiegenen Bedarf. Trotzdem muss es auch improvisieren.

Von Anna Hoben

Noch bekommen Marie und Maximilian nicht gar so viel mit von der Welt um sie herum. Noch sind ihre Kernkompetenzen recht beschränkt. Schlafen, essen, schreien, diese Aktivitäten takten ihre Tage - und die ihrer Eltern. Marie, knapp sieben Monate, und Maximilian, drei Monate alt, sind zwei von 18 107 Babys, die im vergangenen Jahr in München zur Welt gekommen sind. Fast 1000 Kinder mehr als im Jahr davor. Obwohl bezahlbarer Wohnraum rar ist und die Suche nach der richtigen Kinderbetreuung mühsam, steigen die Geburtenzahlen von Jahr zu Jahr.

Marie und Maximilian sind auch ihrer Vornamen wegen prototypisch. Ihre Namen führten 2016 jeweils die Rangliste der in München am häufigsten vergebenen Mädchen- und Jungennamen an. 517 Mädchen bekamen von ihren Eltern den Namen Marie, 520 neugeborene Jungen heißen Maximilian. Wobei die Statistik des Standesamtes ein wenig verzerrt ist. Zweite Vornamen werden darin nämlich genauso behandelt wie erste. Maximilian zum Beispiel ist in München vor allem als Zweitname beliebt.

Namen hin oder her, welche Bedeutung hat der Babyboom für die Stadt? Dass es immer mehr Münchner Kindl gibt, ist natürlich eine wunderbare Sache. Nicht nur für deren Eltern, sondern auch für Menschen wie Stephanie Dönges, deren Job es ist, die ersten Lebenstage im Bild festzuhalten. Oder Constanze Mehler, die vor 18 Jahren den richtigen Riecher hatte und den Kindermodeladen "Thierchen" aufgemacht hat. Beide profitieren ganz direkt vom Geburtenrekord.

Stellt man sich auch im Tierpark Hellabrunn bereits auf einen neuen Ansturm ein? "Es kann schon sein, dass wir das in fünf Jahren merken werden", sagt Sprecherin Lisa Reininger. Aber ohnehin kommen seit Jahren immer mehr Besucher in den Zoo. Und die größten Zuwächse verursacht hier nicht der menschliche, sondern der tierische Nachwuchs. 2016 gab es im Tierpark zwar keinen Geburtenrekord, mit zwei Orang-Utan-Jungen und einem neugeborenen kleinen Eisbär aber besonderen Nachwuchs.

In sechs bis sieben Jahren kommen Marie, Maximilian und ihre Altersgenossen in die erste Klasse. Etwa 1000 Kinder mehr in einem Jahrgang - das bedeutet, dass München 40 zusätzliche Schulklassen braucht. Damit sie alle Platz finden, beschäftigt sich das Referat für Bildung und Sport seit vielen Jahren mit dem Bevölkerungswachstum (nicht nur durch steigende Geburtenzahlen, sondern auch durch den enormen Zuzug) und dem damit wachsenden Bedarf an Kitas, Schulen und der Sportinfrastruktur. Das vom Stadtrat beschlossene Aktionsprogramm Schul- und Kita-Bau 2020 ist das deutschlandweit größte seiner Art. Weil an vielen Standorten die Zeit drängt, setzt man auf einfachere Bauverfahren und - bei akutem Raumbedarf - flexible Bauten wie Pavillons.

Schule, noch ist das Zukunftsmusik für Marie, Maximilian und ihre Eltern. Erst einmal geht es für sie jetzt darum, einen Betreuungsplatz zu finden. Vor allem aber: die gemeinsame Zeit zu genießen. "Wer das als Mensch nicht erlebt", sagt Maries Vater, "der verpasst etwas."

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SZ vom 21.01.2017/bhi
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