deli@designreisen:Über Mooreiche zum Höhepunkt

Das neu eröffnete Lokal deli@designreisen hat sich zum Ziel gesetzt, New Yorker Flair in die Brienner Straße zu bringen. Ob das gelingt?

Lisa Sonnabend

Dieser Text ist leider veraltet, das Restaurant gibt es inzwischen nicht mehr.

deli@designreisen: New Yoker Flair? Das neue deli@designreisen in der Briennerstraße.

New Yoker Flair? Das neue deli@designreisen in der Briennerstraße.

(Foto: Robert Haas)

Im berühmtesten Deli in New York, dem Katz's Delicatessen im East Village, spielte sich einmal folgende denkwürdige Szene ab: Die Schauspielerin Meg Ryan täuschte ihrem Kollegen Billy Crystal spontan so echt einen Orgasmus vor, dass sich die Tischnachbarn verdutzt umdrehten. Zwar simulierte sie den Höhepunkt nur für den Film "Harry und Sally", doch der Ruf des Katz reicht seitdem weit über New York hinaus.

Nun will auch München in der internationalen Deli-Kultur mitmischen. Deli steht für Delikatessengeschäft mit Imbiss. Am Mittwoch hat das deli@designreisen in der Briennerstraße 7 am Odeonsplatz eröffnet. Das Lokal hat das Ziel, "New Yorker Flair nach München zu bringen".

Das Konzept des imposanten Lokals, das in einem ehemaligen Schmuckladen untergekommen ist: Erst soll sich der Besserverdiener im Eingangsbereich eine Tasse Kaffee, ein Glas Wein oder einen Snack holen und dann hinauf in den ersten Stock schlendern. Während der Kunde unter der sechs Meter hohen Decke einen Schluck oder Bissen nimmt, schweift sein Blick über die Reise-, Kunst- und Möbelangebote; denn in dem Deli gibt es nicht nur Verzehrbares zu erwerben.

An der Wand hängen bunte Aquarelle, die Badende an einem Strand zeigen und für einen hohen dreistelligen Betrag zu haben sind. Neben den Sitzecken stehen Muster von exquisiten Dielenbrettern, die zum Verkauf angepriesen werden. Für die Mooreiche beispielsweise, aus der die breite Treppe gemacht ist, muss man 90 Euro pro Quadratmeter bezahlen. Es liegen Kataloge für Reisen zu Palmenstränden aus.

Die Betreiber, der Schwede Elias Nogard, die Griechin Maria Zollitsch und der Münchner Christian Haidinger, haben jeden Zentimeter des Raumes durchdacht. Beim Katz in New York dagegen geht es improvisierter zu. Leuchtschriften blinken, Senf in Plastikflaschen steht auf den Tischen, zwischen getrockneten Schinken hängen Fotos von berühmten Gästen.

Am Eröffnungsabend in München geht das Konzept der Perfektion nicht ganz auf. Ein Star wie Meg Ryan ist nicht gekommen, der angekündigte Bayern-Spieler Bastian Schweinsteiger auch nicht. Dafür steht Sänger Abi Ofarim draußen bei den Rauchern. Eine Geigerin spielt auf einer Empore, doch die Klänge dringen wegen der Tücken bei der Anlage nur leise zum Publikum, die Beleuchtung geht während der Darbietung immer wieder ungewollt an.

Doch gerade diese kleinen Unachtsamkeiten sorgen dafür, dass die Stimmung unter den Gästen plötzlich gelöst ist. Ein wenig Improvisation kann dem deli@designreisen sicher auch künftig nicht schaden. Es muss ja nicht gleich ein Orgasmus im Lokal sein.

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