Debatte:Mehr Profil fürs Konzerthaus

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In seiner letzten Kabinettssitzung bringt Ministerpräsident Horst Seehofer die neue Philharmonie für München aufs Tableau und lässt erste organisatorische Details präsentieren. Im Landtag gibt es noch Zweifler

Von Christian Krügel und Lisa Schnell

Münchens neues Konzerthaus soll von einem künstlerischen Direktor geleitet und als Eigenbetrieb des Freistaats geführt werden. Das hat die bayerische Staatsregierung am Dienstag beschlossen und damit die Debatte über die Führung der neuen Philharmonie vorerst beendet. Viele Musiker, darunter auch Mariss Jansons, Chefdirigent des BR-Symphonieorchesters (BRSO), hatten einen eigenen Staatsintendanten gefordert, der das Haus im Werksviertel personell und künstlerisch führen solle - etwa wie die Staatsoper. Das war auf heftigen Widerstand privater Konzertveranstalter gestoßen, die zu viele Restriktionen fürchteten.

Auf Empfehlung von Kunstminister Ludwig Spaenle (CSU) hat sich das Kabinett nun für eine Kompromisslösung entschieden. Ein künstlerischer Direktor solle "das programmatische Profil des Konzerthauses gestalten", in enger Abstimmung mit dem BRSO als Hauptmieter und den Konzertveranstaltern. Zudem bekannte sich das Kabinett in der letzten Sitzung unter Ministerpräsident Horst Seehofer noch einmal ausdrücklich zu dem Projekt und zu dem Bau am Ostbahnhof, für den die Planungen nun zügig voranschreiten sollen.

Im Auftrag von Minister Joachim Herrmann (links) verhandelt das Bauamt derzeit mit dem österreichischen Architekten Anton Nachbaur-Sturm, ob das gläserne Konzerthaus im Werksviertel so gebaut wird. (Foto: Christian Krügel)

Das Thema Konzerthaus wurde am Montagabend kurzfristig auf die Tagesordnung von Seehofers letzter Sitzung genommen - wohl durchaus mit Kalkül. Zum einen hatte der zurückgetretene Ministerpräsident den Neubau zu seinem persönlichen Projekt erklärt und in seiner Regierungserklärung 2013 versprochen. An seinem letzten Arbeitstag sollte zumindest ein Zwischenstand festgeschrieben werden. Zum anderen hatte es in den vergangenen Wochen im Landtag bereits wieder Kritik an dem Projekt gegeben: am Standort, an dem Glashaus, mit dem die Architekten Cukrowicz Nachbaur den Wettbewerb gewannen, und an der Funktionalität, an den noch immer unklaren Kosten ohnehin. Dabei hatte der Haushaltsausschuss im Dezember durchgesetzt, dass alle Planungen und Verhandlungen ohne Zeitdruck, dafür umso gründlicher erfolgen sollten, um die Kosten exakt kalkulieren zu können.

Am lautesten äußerte noch vergangene Woche CSU-Haushälter Ernst Weidenbusch die Zweifel. "Für mich steht noch nicht fest, dass das Glasding kommt", sagte er der SZ und warnte vor schwierigen Verhandlungen mit den Architekten und unkalkulierbaren Risiken. Andere Abgeordnete forderten gar, aus dem Konzerthaus gleich ein Kongresszentrum zu machen oder zumindest die komplette Musikhochschule dort unterzubringen - was die aber gar nicht möchte.

Ständig neue Anforderungen erschweren aber eine saubere Planung ebenso wie ein fehlendes Betriebskonzept, das Kunstminister Spaenle ausarbeiten sollte und am Dienstag nun zumindest in Umrissen dem Kabinett präsentierte. Klar sei, dass der Freistaat Betreiber sein werde. Damit beendete Spaenle Spekulationen, die neu gegründete Konzerthaus-Stiftung oder gar Grundstücksbesitzer Werner Eckart selbst könnten den Betrieb übernehmen. Auch klar sei, so Spaenle zur SZ, dass das Konzerthaus nicht einfach ein reines Mietobjekt sein werde wie heute etwa der Herkulessaal: "Das neue Haus muss ein klares programmatisches Profil haben." Die Messlatte liegt hoch: "Über besondere Konzertformate und neue Formen der Musikvermittlung sollen Referenzprojekte entstehen, die auf ganz Bayern ausstrahlen", so Spaenle. Dafür solle ein künstlerischer Direktor "die Leitplanken setzen". Eine genaue Arbeitsplatzbeschreibung gebe es bislang dafür nicht, auch die Frage der Budgetierung sei noch offen. Klar sei aber, dass die Leitung des Hauses sich intensiv mit dessen Nutzern abstimmen müsse, also vor allem das BRSO, zudem die vielen privaten Veranstalter. Das Konzept basiere auf den Empfehlungen des Fachbeirats, den sein Ministerium eingerichtet habe, und sei auch Ergebnis eines "intensiven Dialogs mit der CSU-Landtagsfraktion".

So könnte das geplante Konzerthaus im Werksviertel aussehen. (Foto: Cukrowicz Nachbaur Architekten/dpa)

Bauminister Joachim Herrmann versprach am Dienstag im Kabinett "ein wirkungsvolles Projektmanagement und ein leistungsfähiges Controlling". Den Landtag dürfte das wohl Ende April besonders interessieren. Dann soll er informiert werden, welcher Architekt am Ende wirklich zum Zuge kommt. Das Staatliche Bauamt führt derzeit mit den fünf Erstplatzierten des Wettbewerbs intensive Gespräche, wobei das Hauptaugenmerk auf dem gläsernen Siegerentwurf liegt. Offenbar wird aber noch kräftig gefeilscht. Laut Ernst Weidenbusch versuche insbesondere das Büro des britischen Architekten David Chipperfield, durch lukrative Angebote das Rennen noch zu machen. Dessen Entwurf sah eine aufgeschichtete Pyramide mit einer begehbaren Außentreppe vor, war aber von Musikern wegen der Enge des Konzertsaals abgelehnt worden.

© SZ vom 14.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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