Debatte:Konzertsaal statt Tiermedizin?

Ludwig Spaenle bringt einen Standort für einen Konzertsaal ins Gespräch - und löst damit Irritationen bei Kunstminister Heubisch aus. Der hat andere Pläne.

Egbert Tholl

Die Frage, ob, wo, wann und wie München zu einem neuen Konzertsaal kommt, beschäftigt Bürger und Politiker gleichermaßen stark. Da fühlt sich ein jeder berufen, einen Vorschlag zu machen, was übrigens vollkommen legitim sei, wie Toni Schmid feststellt, der Vorsitzende der Arbeitsgruppe, die den idealen Standort für den neuen Saal finden soll. Es gebe, so Schmid, bislang mehr als zehn Vorschläge, und man habe die Türen weit offen für weitere.

Konzertsaal, Englischer Garten

Ludwig Spaenle schlägt das Stammgelände der Tierärztlichen Fakultät an der Veterinärstraße als Ort für einen neuen Konzertsaal vor.

(Foto: SZ-Grafik)

Einer, der diese offenen Türen jüngst nutzte, ist Ludwig Spaenle, der Bayerische Kultusminister. Er nutzte sie ausdrücklich nicht als Minister, sondern als Münchner Bürger und Stimmkreisabgeordneter. Als solcher wollte er darauf hinweisen, dass man das Stammgelände der Tierärztlichen Fakultät an der Veterinärstraße in die durch die Arbeitsgruppe stattfindenden Prüfungen einbeziehen solle, natürlich unter dem Vorbehalt der Abwägung, welche künftige Nutzung für das Areal die geeignetste sei. Das sagt der Bürger Spaenle, der auch betont: "Als Kultusminster geht mich das nichts an."

Im Kunstminsterium, welches gleichzeitig für die Universitäten zuständig ist, löst Spaenles Vorschlag Irritationen aus. Denn Minister Wolfgang Heubisch hat ganz andere Pläne mit dem Gelände. "Hier sollen langfristig unter anderem Teile der Physik untergebracht werden. Diese Planungen sollten nach Ansicht des Wissenschaftsministeriums nicht leichtfertig in Frage gestellt werden, da dies zu großer Verunsicherung in den betroffenen Fakultäten führen könnte." Das Gelände liege im Herzstück des Gesamtkonzepts für die langfristige bauliche Entwicklung der Ludwig-Maximilians-Universität; der Plan wird dann aktuell, wenn die Tierkliniken komplett nach Oberschleißheim umgezogen sind.

Spaenle findet es legitim, dass das Kunst- und Wissenschaftsministerium andere Pläne mit dem Areal habe. Das Kunstministerium selbst reagiert gelassen, auch wenn der Spaenle-Vorschlag mit den eigenen Planungen kollidiere. Entscheiden müsse, da sind sich beide Minister einig, ohnehin die Arbeitsgruppe.

Der Vorschlag Spaenles hat einen gewissen Charme. Denn im Sommer könnte man einfach die Fenster des neuen Konzertsaals öffnen und darauf warten, dass die Blasmusik vom Chinaturm herüberweht. Kostenlos.

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