Debatte im Rathaus:Streit um Posten

CSU und SPD wollen neue Stelle für Wiesn und Tourismus

Von Heiner Effern, Franz Kotteder

Im Rathaus gibt es heftigen Streit um zwei wichtige Personalien. Zu besetzen sind eine prominente Stelle im Wirtschaftsreferat und die Leitung des Wohnungsamts im Sozialreferat. Bayernpartei und FDP werfen dem Regierungsbündnis von CSU und SPD dabei einen geplanten Postenschacher vor. Dazu stellt sich die Opposition die Frage, ob und wenn ja warum Tourismuschefin Geraldine Knudson mit der neuen Führungsstelle im Wirtschaftsreferat entmachtet werden soll. Die Fraktionschefs von CSU und SPD, Manuel Pretzl und Alexander Reissl, wiesen die Vorwürfe entschieden zurück. "Es gibt keine Absprache", erklärten beide. Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU) bekannte sich zudem ausdrücklich zur Arbeit seiner Mitarbeiterin Knudson. "Sie arbeitet leise und sehr effektiv, da gibt es nichts zu meckern. Sie bleibt das Gesicht des Münchner Tourismus", sagte er.

Unabhängig davon werden zwei Stellen neu besetzt, und im Rathaus halten es viele für sehr wahrscheinlich, dass eine an die SPD geht und eine an einen früheren engen Mitarbeiter des damaligen Bürgermeisters und Wirtschaftsreferenten Josef Schmid (CSU). Neuer Chef des Wohnungsamts könnte demzufolge SPD-Stadtrat Gerhard Mayer werden. Er hat intern sein Interesse bekundet. Seine Chancen stehen wohl nicht schlecht, was aber laut Regierungsbündnis nichts mit einer Absprache zu tun hat. Der Kreis der externen Konkurrenten sei extrem klein, intern gebe es wohl gar keine, heißt es. Den stressigen und wenig dankbaren Job, in München möglichst vielen sozial Bedürftigen eine Wohnung zu vermitteln, wollte wohl kaum jemand. Und der neue starke Mann für Tourismus und Veranstaltungen im Wirtschaftsreferat könnte tatsächlich ein Mitarbeiter aus dem Stab der gleichen Behörde werden, der dort schon unter Josef Schmid gearbeitet hat.

Stadtrat Mario Schmidbauer von der Bayernpartei sieht darin offensichtliche Günstlingswirtschaft in der CSU. Im Gegenzug dürfe die SPD den Leiter des städtischen Wohnungsamts stellen. Auch FDP-Stadträtin Gabriele Neff findet es "komisch, dass das so zusammenfällt". Sie ist insbesondere sauer, dass die Neuordnung von Tourismus und Veranstaltungen (dazu gehört auch das Oktoberfest) dem Stadtrat "verdammt versteckt" in einer Vorlage untergeschoben werden solle.

Die Zusammenlegung der beiden Fachbereiche entspräche der Wiederherstellung des Status quo, bevor der damalige Wirtschaftsreferent Dieter Reiter (SPD) seine Kandidatur für das Amt des Oberbürgermeisters bekannt gab, die beiden Bereiche trennte und damit selbst Wiesnchef wurde. So sieht es die Bayernpartei. Baumgärtner weist das zurück. Die neue Stelle sei "ausschließlich nach innen" gerichtet und habe mit dem von der Bayernpartei unterstellten "Weishäupl reloaded" nichts zu tun. Tourismuschefin Knudson war am Montagnachmittag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

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