David Walker:Mission "Besseres Nachtleben"

Dass das Münchner Nachtleben interessant ist und bleibt, dafür sorgt David Walker, Betreiber der "Registratur". Er holt international wichtige DJs und Künstler in die Stadt.

Beate Wild

David Walker ist bestens gelaunt. Kein Wunder, er hat ja auch allen Grund dazu. Gerade erst, am dritten Augustwochenende, hat sein Club "Die Registratur" einjähriges Jubiläum nach der Wiedereröffnung gefeiert, mit zwei Nächten voller guter Musik und angesagten DJs. "Das war ein großer Erfolg, es war die Hölle los", sagt er.

David Walker: David Walker

David Walker

(Foto: Foto: oh)

Den Elektro-Club am Altstadtring gibt es eigentlich schon seit September 2003, vor einem Jahr gab es einen Relaunch. Die Registratur ist mit den Jahren eine feste Größe im Münchner Nachtleben geworden, das muss man erstmal schaffen. "Wer hätte das gedacht", sagt Walker, "ein bisschen stolz macht einen das schon". Das kann er auch sein, denn der 43-jährige Amerikaner, der seit 15 Jahren an der Isar lebt, hat es sich zum Ziel gemacht, das Münchner Nachtleben interessanter, urbaner und einfach cooler zu machen.

"Ich versuche die international besten Künstler und DJs nach München zu bringen", sagt Walker bescheiden. Inzwischen klappt das auch gut, da sich die Registratur als Elektro- und House-Club bereits weltweit einen gewissen Ruf erarbeitet hat. Seit der Wiedereröffnung gibt es zudem mehr Konzerte, bei denen auch Münchner Nachwuchsbands Chancen auf einen Auftritt bekommen. "Der Aufwand bei Live-Acts ist größer und man weiß nie genau, wieviele Leute wirklich kommen, aber ich finde es wichtig, dass die Münchner die Chance haben, gute Musik zu hören."

Von New York nach München

Dabei hat Walker erst seit fünf Jahren etwas mit dem Nachtleben zu tun. Der Amerikaner ist eigentlich Architekt. Geboren ist er in South Dakota, studiert hat er in Kansas. Nach dem Studium, ging er nach New York. Dort lebte und arbeitete er bis 1993 in einem Architekturbüro, dann kam er nach München. Warum ausgerechnet München? "Ich bin als Architekt für ein Siemens-Projekt hergekommen - und geblieben."

Vom Architekten zum Clubbesitzer, das ist nicht unbedingt eine Karriereentwicklung, die man ohne weiteres erwartet. "Ich wurde von einer Bekannten gefragt, ob ich Interesse an den Räumlichkeiten in der Blumenstraße habe, erst danach ist die Registratur entstanden", sagt Walker. Nach einigen Jahren als Architekt in München, suchte der experimentierfreudige Amerikaner eben ein neues Aufgabenfeld. Heute ist er alleiniger Betreiber des Clubs.

"Dazwischen hab ich sogar Musik gemacht und hab eine Plattenfirma gegründet", erzählt der Registratur-Chef. 1998 war das, eine Art "Country-Pop" haben er und seine Band "Yonder" gespielt. Walker war für das Schlagzeug zuständig und hat gelegentlich Gitarre gespielt und auch mal gesungen. "Aber nach der Record-Release-Party hat sich die Band aufgelöst", lacht er.

Wenn es schon nicht mit der eigenen Musikkarriere klappt, dann kann man ja wenigstens anderen Künstlern eine Bühne bieten, dachte er sich. Und als die Stadtwerke ihr altes Gebäude an der Blumenstraße nicht mehr brauchten, war die Gelegenheit für einen neuen Club gekommen.

Hört man David Walker zu, wie er von "seinem Baby", der Registratur, erzählt, merkt man ihm die Begeisterung förmlich an. Er ist Feuer und Flamme von seiner Idee eines musikalisch anspruchsvollen Clubs. Es sei wichtig, dass man als Clubbesucher eine "positive Energie" spüre, sagt er, und spricht dabei mit ruhiger, tiefer Stimme und leichtem amerikanischen Akzent. Das Münchner Nachtleben spielt für ihn deutschlandweit "ganz oben" mit. "Das Niveau an Künstlern ist in München sehr hoch, da kann kaum eine andere Stadt mithalten", ist er sich sicher.

Booking, Drinks und Tür

Was braucht es, um einen Club erfolgreich zu machen? "Das Booking, die Drinks und die Tür, genau in dieser Reihenfolge", meint Walker. Das Wichtigste sei natürlich, dass das Line-up stimme. Umso bekannter die DJs, umso höher das Niveau des Clubs. Danach kommen die Drinks, stark und erschwinglich müssten diese sein.

Last, but not least: die Tür-Politik. "Die Tür ist das erste und das letzte, was die Leute vom Club sehen", sagt der 43-Jährige. Natürlich müssten die Türsteher freundlich zu allen sein, aber auch bestimmt, wenn etwa ein Volltrunkener abgewiesen werden muss. Ein Balanceakt, den man nicht immer schafft.

Ein weiterer Punkt sind die Eintrittspreise. Sie müssen noch bezahlbar sein, sollen aber auch die Kosten des Clubs decken. "Wenn an einem Abend zehn DJs auf zwei verschiedenen Dancefloors auflegen und wir verlangen 13 Euro, ist das eigentlich nicht teuer", sagt Walker. Aber trotzdem oft zuviel für das junge Partyvolk, das das Geld nicht so locker sitzen hat.

Und wo geht eigentlich ein Club-Besitzer hin, wenn er selbst mal feiern will? "Ich gehe selten aus, weil ich ja fast immer in der Registratur bin", sagt der Amerikaner. "Wenn doch, dann schau ich mir die Mitbewerber an, die Rote Sonne oder die Erste Liga." Als Konkurrenz sieht er die anderen Münchner Clubs jedoch nicht. Man versuche gut miteinander auszukommen.

Das zeigt beispielsweise die große Party, die er am 13. September zusammen mit dem "Harry Klein" im Muffatwerk organisiert. "Monsters of House" heißt das alljährliche Festival, zu dem DJ-Größen wie Henrik Schwarz oder Anthony Rother erscheinen. Aus London kommt als Live-Act die 24-jährige Ebony Bones, die dort bereits als neuer Star gefeiert wird.

Ansonsten versucht Walker natürlich auch die Künstler nach München zu holen, die ihm persönlich gut gefallen, wie etwa James Holden, ein junger Brite, der der Registratur jedes Jahr im Sommer einen Besuch abstattet, das nächste Mal am 30.8.2008. Genau das ist das Praktische am Clubbesitzer-Dasein. Man muss ja auch mal an sich denken - auf der schwierigen Mission für ein besseres Nachtleben.

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