David Guetta in München:Himmel unter der Erde

Nicki Minaj, David Guetta

David Guetta bei einem Auftritt in Las Vegas.

(Foto: picture alliance/AP Images)

Beim Hit-Machen geht es David Guetta nicht um Macht, sondern um das Gefühl, ein "schönes Wunder" zu schaffen. Nun will der Star-DJ aus Frankreich die Olympiahalle in einen Technoclub verwandeln.

Von Michael Zirnstein

Nein, Gott sei er nicht, sagt David Guetta. Und es freut einen freilich, dass der DJ-Star aus Frankreich so auf dem Tanzboden geblieben ist - trotz der Milliarden Zugriffe (vulgo Klicks und Streams) auf seine Singles, trotz der hohen Verkaufszahlen seiner tatsächlich noch als CD erhältlichen Alben ("da bin ich oldschool"), trotz der Massenaufläufe bei den Konzerten wie 2012 auf dem Münchner Königsplatz, trotz der Top-Platzierungen in Spitzenverdiener-Listen.

Er habe, so führte es der 52-Jährige Star der Electronic Dance Musik, also der Pop-gewordenen Club-Musik, jüngst bescheiden aus, eher von den Göttern eine Gabe erhalten. Beim Hit-Machen gehe es ihm nicht um Macht, sondern um das Gefühl, ein "schönes Wunder" zu schaffen. Über diese musikalische Magie unterhalte er sich oft mit anderen Künstlern. Und die hat er wieder zu Dutzenden auf seinem siebten Album "7" versammelt.

Man darf sich das Gottes-Modell Guettas also altgriechisch vorstellen, wo sich eine ganze Schar Erlauchter auf dem Olymp vergnügte und sich neue Belustigungen für die Menschlein erdachte. Unter diesen Schöpfern nimmt Guetta eine Hauptstelle ein. Schon als er vor 30 Jahren lediglich eine Disco in Paris betrieb, in der er zwei noch unbekannte Masken-Musiker auftreten ließ, die dann als Daft Punk selbst zu Pop-Göttern wurden und wiederum ihrem Förderer zum ersten Plattenvertrag verhalfen. Insofern ist Guetta ein Gott-Vater, ein Helden-Macher, der "das Beste aus den Leuten herausholen" wolle.

Auch der begnadeten Songwriterin und Sängerin Sia hat er durch die Zusammenarbeit bei "Titanium" zu Weltruhm verholfen; jetzt ist sie selbst da oben und hält ihm auf "7" bei der Powerpop-Nummer "Flames" die Treue. In "Goodbuy" verlustiert er sich gleich mit Jason Derulo und Nicki Minaj, für "U2" lässt er den begehrtesten Orpheus des Planeten, Justin Bieber, für sich trällern, und anstatt Schöpferkollegen wie im Hip-Hop-Geschäft üblich zu bekriegen, verbündet er sich mit ihnen: etwa mit Martin Garrix für "Like I Do" oder aktuell mit dem Norweger Morten zu "Make It To Heaven". Um in diesen Himmel zu kommen, geht Guetta tief runter mit seinen Drops, Beats und Breaks, um "die Lücke zu etwas, das düsterer und Techno" ist, zu schließen.

So wie er es unter dem Alias Jack Black auf der zweiten Scheibe des Doppelalbums "7" tun wollte. Denn echte Techno-Jünger lästern oft über Guettas Pop(t)anz. Dabei legt der gerne noch auf Ibiza und in Clubs auf, zeigt dabei DJ-handwerkliches Geschick und gibt sich als Vortänzer und Jukebox aktueller Charthits ganz bodennah - wie jene Götter, die gern vom Olymp herabsteigen, um sich unters Volk zu mischen.

David Guetta, Samstag, 30. November, 20 Uhr, Olympiahalle, 089/21837300

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