Dauerbrenner in der SiedlungSchimmlige Duschen

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Die Sanitärbaracke aus der NS-Zeit steht unter Denkmalschutz. Eine provisorische Renovierung vor einigen Jahren half nur kurzfristig.
Die Sanitärbaracke aus der NS-Zeit steht unter Denkmalschutz. Eine provisorische Renovierung vor einigen Jahren half nur kurzfristig. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Der TSV Ludwigsfeld fordert seit Jahren, dass die ehemalige KZ-Baracke saniert wird, die ihm als Vereinsheim dient. Jetzt steht das marode Gebäude im Sportbauprogramm der Stadt. Doch die Bauarbeiter kommen erst 2023

Von Jerzy Sobotta, Siedlung Ludwigsfeld

Wenn die Spieler des TSV Ludwigsfeld nach dem Fußball vom Platz gehen, dann duschen sie in einer ehemaligen KZ-Baracke. Der Sportverein hat kein eigenes Vereinshaus, sondern nutzt seit den Sechzigerjahren ein denkmalgeschütztes Gebäude an der Granatstraße 10, in dem sich während des Zweiten Weltkriegs eine Sanitärbaracke befunden hatte. Sie gehörte zum Allacher Außenlager des Konzentrationslagers Dachau. Das Gebäude ist marode: Feuchtigkeit dringt ein, die Duschkabinen schimmeln. Daher fordern Lokalpolitiker die Stadt schon seit Jahren zum Handeln auf. Nun hat sich auch die Stadtratsfraktion der SPD eingeschaltet und will eine sofortige Sanierung der Sportanlage des TSV durchsetzen. Dass hatte Ende des Jahres auch der örtliche Bezirksausschuss gefordert. "Die Sportplätze sind abgenutzt und insbesondere das Betriebs- und Sportlerheimgebäude ist derart angegriffen, dass die Verhinderung von Wasserschäden nicht mehr überall gewährleistet werden kann", schreiben die Stadträte in ihrem Antrag. Mit "Sportlerheimgebäude" meinen sie die Baracke, in der die Duschen und die Schiedsrichterkabine untergebracht sind.

"Seit über zehn Jahren versuchen wir, eine Sanierung unserer Gebäude zu erreichen. Der Zustand ist nicht mehr hinnehmbar. Es geht um die Existenz unseres Vereins", sagt der Zweite Vorstand Christian Reindl. Er macht sich inzwischen Sorgen um die Gesundheit der Erwachsenen und Jugendlichen, die die Duschen benutzen. Insgesamt habe der Verein etwa 300 Mitglieder, sechs Mannschaften und einen Fußballkindergarten.

Zwar ist der TSV Ludwigsfeld vergangenen November in das dritte Sportbauprogramm der Stadt aufgenommen worden. Er soll ein Kunstrasenfeld, eine Flutlichtanlage und eine neue Betriebsstätte bekommen. Allerdings sollen die Bauarbeiten erst in den Jahren 2023 bis 2024 ausgeführt werden, wie das Referat für Bildung und Sport bestätigt. "Das Gebäude befindet sich in einem sehr schlechten baulichen Zustand und ist dringend sanierungsbedürftig", heißt es in einem Papier der Stadtverwaltung über die Anlage. Auch von häufigen Schimmelpilzbefall ist die Rede. Die Anlage erfülle nicht mehr die geltenden Vorschriften.

Eine provisorische Sanierung der Duschen vor einigen Jahren hatte nur kurzfristig geholfen. Ursprünglich war eine Generalsanierung der denkmalgeschützten Baracke in Gespräch. Doch die sei viel zu teuer gewesen, hieß es vor fünf Jahren. Seither wartet der Verein auf eine andere Lösung. Wie die Baracke in Zukunft genutzt werden soll, bleibt ebenfalls unklar. Der Verein hatte auf eine Sanierung vor 2021 gehofft. Doch darauf entgegnet das Sportreferat: Wegen Baumaßnahmen an anderen Sportplätzen könne man den Umbau nicht beschleunigen. "Wir fühlen uns alleingelassen von der Stadt", resümiert Christian Reindl vom Vereinsvorstand und verlangt eine verbindliche Zusage, bis wann die Sanierung abgeschlossen sein wird.

© SZ vom 18.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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