Das ist schön:Zwanzig Jahre Glatteis

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Münchens Krimibuchhandlung feiert Geburtstag

Von Fritz göttler

Jener Sturm ist nun auch in München angesagt, lang erwartet, der zweite Band des zweiten L. A. Quartetts von James Ellroy, so wuchtig wie der erste, "Perfidia", fast tausend Seiten stark, Erscheinungstermin 14. September. "Jener Sturm" ist ein grimmiges, gnadenlos inkorrektes Gesellschaftspanorama von der amerikanischen Westküste im Jahr 1942. In dem Hideo Ashida, der grandiose Forensiker, den man aus dem ersten Band kennt, sich nicht nur mit einer unbekannten verkohlten Leiche herumschlagen muss, sondern auch mit dem amerikanischen Rassismus im L. A. Police Department und in Hollywood nach Pearl Harbor. "Jener Sturm" ist das Highlight des diesjährigen Krimiherbstes und hat natürlich auch in der Münchner Krimibuchhandlung Glatteis in der Corneliusstraße den gebührenden Platz. 20 Jahre ist es her, dass Glatteis - benannt nach einem Roman von Hans Werner Kettenbach - gegründet wurde, Gabriele Fauser, Witwe des Schriftstellers Jörg Fauser, fand, dass es auch für München endlich Zeit wäre, einen Ort zu haben, wo man sich intensiv, engagiert, liebevoll um das Genre kümmerte, und gewann die Buchhändlerin Monika Dobler für ihr Projekt.

2008 starb Gabriele Fauser, Monika Dobler führte die Buchhandlung weiter. Was zunächst von Kollegen und Branchenkennern mit Skepsis beäugt wurde, hat sich fest etabliert. Man kann die Atmosphäre des Genres spüren im Laden, dieses Labyrinth von Verunsicherung und Doppelspiel, die Spannung, mit der man beim Lesen auf jedes einzelne Wort achten muss. Nirgendwo sonst ist die Lust so groß, zwischen dem Bewährten zu wechseln, den Klassikern von Chandler und Hammett, Agatha Christie und Dorothy Sayers, und den neuen Thrillern, die die Grenzen des Genres verschieben, von Lauren Wilkinson und James Lee Burke, Friedrich Ani und Max Annas. Auch Monika Dobler kennt sie immer noch, die Lust an Entdeckungen. Das ist schön.

Eine Feierrunde mit Lesungen, wie es sie zur Eröffnung im September 2000, gab, ist angesichts der Corona-Einschränkungen nicht möglich, erst für den nächsten Frühling ist wieder daran zu denken. Dann soll unbedingt Garry Disher nach München kommen, der fantastische australische Krimiautor. Sein neuestes Buch ist eben erschienen, mit dem Titel "Hope Hill Drive".

© SZ vom 12.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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